Die globale und regionale Temperaturentwicklung wird von zahlreichen Klimafaktoren beeinflusst. Eine verlässliche quantitative Gewichtung der verschiedenen natürlichen und anthropogenen Prozesse ist – trotz anderslautender Einlassungen durch den Weltklimarat – noch immer nicht möglich. Die finnischen Forscher Samuli Helama und Jari Holopainen haben jetzt die Frühlings-Temperaturentwicklung der vergangenen 260 Jahre für Südwest-Finnland statistisch auf Korrelationen hin untersucht und geprüft, ob es Anzeichen für die Beteiligung solarer Aktivitätsschwankungen und ozeanischer Zyklen gibt. Die Arbeit erschien kürzlich in der angesehenen geowissenschaftlichen Fachzeitschrift Palaeogeography, Palaeoclimatology, Palaeoecology.
Die Wissenschaftler fanden, dass die Temperatur stark an die Nordatlantische Oszillation (NAO) gekoppelt war, die im Prinzip den Luftdruck-Unterschied zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch darstellt. Dies betrifft vor allem die letzten 160 Jahre, wobei die Luftdruck-Messdaten zur Rekonstruktion der NAO aus der Zeit vor 1850 möglicherweise nicht zuverlässig sind, schreiben die Autoren.
Nun gingen die Forscher noch einen Schritt weiter und fragten sich, wodurch nun wiederum eigentlich die NAO gesteuert wurde. Und sie entdeckten dabei Überraschendes. Über lange Strecken des 20. Jahrhunderts fanden sie eine statistisch signifikante Korrelation zwischen der Sonnenfleckenentwicklung und dem NAO-Index. Die Korrelationen wurden besser, wenn Zeitintervalle im 10er-Jahresmaßstab betrachtet wurden und die Daten entsprechend gefiltert wurden. Eine bedeutende Beeinflussung der NAO durch die Sonne wurde auch in etlichen anderen Studien bereits nachgewiesen.
Nachdem Helama und Holopainen gute Übereinstimmungen zwischen den Sonnenflecken und der NAO sowie der NAO und der Temperatur für ihr südwest-finnisches Untersuchungsgebiet nachweisen konnten, überprüften sie auch den direkten Bezug von Sonnenaktivität und Temperatur. Dabei stellte sich heraus, dass hier nur phasenweise eine Korrelation vorlag, jedoch lange Strecke statistisch nicht gekoppelt waren.
Wie ist dies zu erklären? Das Klima ist ein komplexes Gemeinschaftsprodukt. Eine direkte Korrelation von Sonnenaktivität und Temperaturentwicklung ist daher wohl vermutlich gar nicht zu erwarten. Die Forscher vermuten, dass die Sonne als externer Taktgeber möglicherweise zusätzliche, interne (eigenschwingende) Klimazyklen anregt, die sich dem klimatischen Sonnensignal überlagern. Die NAO wäre damit als eine Art Vermittler zwischen Sonnenaktivitätsschwankungen und dem Erdklima geschaltet.
Weitere Faktoren, die die Korrelation zwischen Sonne und Temperatur negativ beeinflussen, sind zum Beispiel Zeitverzögerungen (time lags) in der Umsetzung eines Klimaimpulses oder Abkühlungsereignisse durch abschattende Aerosole großer Vulkanausbrüche. Zudem wäre zu prüfen, ob sich die Korrelation verbessern würde, wenn man statt dem Sonnenfleckendatensatz die Entwicklung der kosmischen Strahlung mit der Temperatur vergleichen würde.
Die Studie trägt einen wichtigen Mosaikstein zum Verständnis des Zusammenspiels von Sonne, ozeanischen Zyklen und der Temperaturentwicklung bei. Die Forschungsanstrengungen auf diesem Gebiet sollten intensiviert werden.
Siehe auch englischsprachiger Beitrag auf notrickszone.com.