Neue AWI-Forschung bestätigt: Klimamodelle können die Temperaturen der letzten 6000 Jahre nicht reproduzieren

Einer unser Hauptkritikpunkte an den CO2-dominierten Klimamodellen ist, dass diese die signifikanten Temperaturschwankungen der letzten 10.000 Jahre nicht reproduzieren können. Dies ist kein Wunder, denn diese Modelle operieren mit einer verschwindend geringen Klimawirksamkeit der Sonne. Wie zahlreiche vom IPCC weitgehend ignorierte Studien zeigen konnten, verläuft die nacheiszeitliche Temperatur dabei in einem hohen Maße synchron zu solaren Aktivitätsschwankungen. Diese offensichtliche Diskrepanz zwischen modellierter Theorie und gemessener Realität haben wir in unserem Buch „Die kalte Sonne“ in Kapitel 3, unserem kürzlichen Zeit-Artikel sowie einem Blog-Beitrag über die fragwürdigen Modellierungsergebnisse der Hamburger-Marotzke-Gruppe thematisiert. 

Zu diesem Problem erschien nun in der Fachzeitschrift Climate of the Past Discussions ein neuer Artikel eines deutsch-niederländischen Forscherteams um Gerrit Lohmann vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut. Die Studien-Gruppe verglich darin geologisch rekonstruierte Ozean-Temperaturdaten der letzten 6.000 Jahre mit Modellierungsergebnissen. Die Temperaturdaten basierten dabei auf sogenannten Paläothermometern wie dem Verhältnis von Magnesium zu Kalzium in Einzellerschalen sowie organischen Verbindungen (Alkenonen). Die Untersuchten Ozean-Lokalitäten sind quer über den Globus verteilt und stammen aus verschiedenen Studien, deren Ergebnisse über die Jahre in einer Datenbank gesammelt wurden. 

Lohmann und seine Kollegen plotteten die Temperaturverläufe und verglichen die Kurven mit modellierten Temperaturentwicklungen aus einem Computermodell (ECHO-G Modell, Milankovic Erdbahn-Effekte wurden berücksichtigt). Dabei stellten sie fest, dass die modellierten Trends die geologisch rekonstruierten Temperaturtrends um einen Faktor von zwei bis fünf unterschätzten. Ähnliches war wohl auch bereits anderen Forschern aufgefallen (Lorenz et al. 2006, Brewer et al. 2007, Schneider et al. 2010 — volle Zitate in Lohmann et al. 2012). 

Die umfangreiche Temperatur-Datensammlung des Lohmann-Teams zeigt zudem, dass in fast allen untersuchten Gebieten charakteristische Temperaturzyklen im 1000er-Jahres-Maßstab aufgetreten sind (Abbildung 1). Die Temperaturen schwankten dabei rhythmisch im Bereich von ein bis drei Grad. In vielen Fällen werden dies vermutlich solar-synchrone Temperaturzyklen sein, wie der Amerikaner Gerard Bond am Beispiel eines Sedimentkerns aus dem Nordatlantik vor mehr als 10 Jahren erstmals erfolgreich zeigen konnte. Und noch eine interessante Beobachtung ist zu machen. In mehr als der Hälfte der untersuchten Gebiete ist die Temperatur in den letzten 6000 Jahren gefallen. 

 

Abbildung 1: Temperaturrekonstruktionen auf Basis der Mg/Ca-Methode sowie Trends mit Fehlerbalken. Aus Lohmann et al. (2012).

Soweit so gut. Was könnte man nun daraus folgern? Offensichlich können die Modelle die rekonstruierte Temperatur nicht ordentlich wiedergeben. An dieser Stelle gabelt sich dann der Weg in zwei Lager. Ein Geologe würde vermutlich seinen Temperaturen trauen und die Verlässlichkeit des Klimamodells anzweifeln. Nicht so jedoch im ersten Schritt die Lohmann-Truppe. Dazu muß man wissen, dass Gerrit Lohmann studierter Mathematiker und Physiker ist, kein Geowissenschaftler. Lohmann macht sich lieber Gedanken, ob Veränderungen der untersuchten Organismen im saisonalen Verhalten, ihrer bevorzugt bewohnten Wassertiefen oder Verschiebungen in der Wasserschichtung die Temperaturrekonstruktion verfälscht haben könnten. Die Forscher gehen dabei an die Grenze der bekannten Unsicherheit, was aber offenbar auch nicht ausreicht, um die Theorie-Praxis-Diskrepanz zu erklären. Die Autoren um Lohmann schlussfolgern aus ihrer Arbeit:

„Diese Ergebnisse stellen in Frage, dass Daten aus Klimamodellen und anhand von Proxy-Daten rekonstruierte Temperaturen quantitativ vergleichbar sind“.

Dann passiert etwas Unerwartetes. Die Wissenschaftler überlegen laut, ob nicht möglicherweise die langfristige Klimasensitivität zu niedrig angesetzt ist (zur Erläuterung siehe auch S. 87 in „Die kalte Sonne“). Dazu müssten jedoch weitere positive Rückkopplungseffekte angenommen werden. Eine höhere Klimasensitivität würde dann die Milankovic-Zyklik soweit verstärken, dass sich die beobachtete Diskrepanz laut Lohmann und Kollegen auflösen würde. Wenn dies der Fall wäre, dann müsst man aber auch mit einer noch höheren Klimawirksamkeit des CO2 rechnen, was im Jahrhundertmaßstab eine noch stärkere zukünftige Erwärmung geben würde als noch bislang vom IPCC angenommen. Eine überraschende Interpretation.

Auf den Gedanken, dass das verwendete Klimamodell schlichtweg grundlegende Fehler hinsichtlich der Bedeutung der einzelnen Klimafaktoren haben könnte, kommt Lohmann gar nicht. Dabei deutet Vieles genau darauf hin, nämlich dass einige wichtige Komponenten viel zu unwirksam angesetzt wurden (z.B. Sonne) und bei anderen die Klimawirkung maßlos überschätzt wurde (z.B. CO2). Das Wort „solar“ fällt im gesamten Artikel bezeichnenderweise kein einziges Mal.

Woher kommt diese Denkweise? Zum einen ist es die angesprochene Tatsache, dass Lohmann von der Modelliererseite kommt und offenbar grundsätzlich hinter den CO2-zentrierten IPCC-Klimamodellen steht. In der Einleitung schreiben Lohmann & Kollegen:

“Numerische Klimamodelle sind zweifellos unerreicht in ihrer Fähigkeit eine breite Palette von Phänomenen im Klimasystem zu simulieren […]“

Lohmanns Prioritäten werden auch bereits beim allerersten Satz seiner Arbeit deutlich:

„Eine wichtige Frage zu den zukünftigen Umweltbedingungen ist, inwiefern die weiter ansteigende Industrialisierung der Welt mit steigenden Treibhausgasemissionen Einfluss auf das Erdklima nehmen wird“.

Damit ist schon gleich zu Beginn des Papers die Richtung klar vorgegeben und Alternativinterpretationen schwierig.

Siehe auch englischsprachiger Artikel auf notrickszone.com.