Es war Al Gore der in seinem Oscar-prämierten Film „Eine unbequeme Wahrheit“ stolz eine Kurve für die letzten Jahrhunderttausende zeigte, in der CO2 und Temperatur in trauter Zweisamkeit gemeinsam ihre Bahnen zogen. Könnte es einen schöneren Beweis dafür geben, dass CO2 ein potentes Klimagas ist, das diese tollen Temperaturschwankungen verursacht hat?
Zu dumm nur, dass Al Gore damals nicht seine Lupe dabei hatte. Wenn man nämlich genauer hinschaut, sieht man, dass zuerst die Temperatur steigt und dann das CO2 in der Atmosphäre zunimmt. Das CO2 kann also gar nicht Haupt-Auslöser der Temperaturveränderung sein. Vielmehr bewirkt wohl die Erwärmung der Ozeane, dass das dort gespeicherte CO2 ausgast und so in die Atmosphäre gerät.
Eine neue Studie eines Forscherteams um Jinho Ahn von der südkoreanischen Seoul National University hat sich jetzt nocheinmal eine solche Temperaturschwankung vor 39.000 Jahren mit einer qualitativ hochwertigen wissenschaftlichen Lupe angeschaut. Was zuckte zuerst, Temperatur oder CO2? Das Ergebnis fällt eindeutig aus. In der Kurzfassung ihrer Arbeit, die Ende September 2012 in den Geophysical Research Letters erschien, schreiben die Autoren:
Der Anstieg des CO2 ereignete sich zeitgleich oder leicht verzögert zur schnellen Erwärmung der antarktische Temperaturen
Das Interessante daran ist zudem, dass etwa die Hälfte des Gesamt-CO2-Anstiegs innerhalb von nur 200 Jahren erfolgte. Dies wirft wichtige Fragen auf. Die Autoren weisen darauf hin, das die bisherigen, auf dem Kohlenstoff-Zyklus basierenden Modelle diese schnelle Veränderung im CO2-Gehalt nicht reproduzieren können.
Vielleicht ist dies ein guter Anlass für die Modellierer, es mal mit mehr CO2-Blubber in ihren Simulationen zu versuchen? Voraussetzung dafür ist natürlich, Ursache und Wirkung im Temperatur-CO2-Zusammenspiel richtig anzusetzen.