Viele Jahre lang versuchten führende Vertreter des Weltklimarats den politischen Entscheidungsträgern und der Bevölkerung weiszumachen, dass die vorindustrielle Temperaturgeschichte angeblich ereignislos verlief und einen erstrebenswerten Idealzustand darstellte. Die Erwärmung des 20. Jahrhunderts hingegen wäre etwas ganz Außergewöhnliches, Gefährliches. Wie wir wissen wendete sich vor wenigen Jahren das Blatt und das unrühmliche Hockey Stick Kapitel endete. Die fehlerhafte Kurve wurde wieder einkassiert und die Mittelalterliche Wärmeperiode sowie die Kleine Eiszeit waren rehabilitiert.
Wie so oft in der Geschichte ist es im Rückblick schwer zu verstehen, wie es zu diesem historischen Irrweg kommen konnte, der in den späten 1990er Jahren mit einer Doktorarbeit von Michael Mann begann und erst knapp zehn Jahre später mit der Aufdeckung des Wissenschaftsskandals durch Steve McIntyre und Ross McKitrick endete (siehe Buch „The Hockey Stick Illusion“ von Andrew Montford). Dabei ist schwer begreiflich, dass die Hauptakteure und Verfechter des Hockey Sticks noch immer als fachlich und medial hochangesehene Meinungsführer agieren können.
Eine der Hauptausflüchte war damals, dass die in Europa und Nordamerika nachgewiesene Mittelalterliche Wärmeperiode und Kleine Eiszeit ein lokales, nordatlantisches Phänomen sei. Anderswo auf der Erde wären diese Temperatur-Anomalien mehr als ausgeglichen worden (z.B. Stefan Rahmstorf, Gerald Haug). Jahrelang musste man sich diese Geschichtchen anhören. Und man musste den „Spezialisten“ wohl oder übel vetrauen. Denn wir bezahlten sie ja mit unseren Steuergeldern, damit sie sich um nichts anderes als das Klima kümmern würden und uns diese mühsame Arbeit abnehmen.
Wer sich jedoch ein wenig in der wissenschaftlichen Literatur auskannte, kam ins Grübeln. Die Mittelalterliche Wärmeperiode und die Kleine Eiszeit als lokales nordatlantisches Phänomen? Eine irre Behauptung. Natürlich waren diese charakteristischen Temperaturschwankungen bereits aus anderen Erdteilen beschrieben worden. Wir wollen hier über eine Fallstudie aus Japan berichten, die bereits im Jahr 1995 in den Geophysical Research Letters erschienen ist, also in den Jahren vor der Hockey Stick Episode.
Die japanischen Wissenschaftler Hiroyuki Kitagawa und Eiji Matsumoto hatten Anfang der 1990er Jahre auf der südjapanischen Insel Yakushima mithilfe eines Baumringbohrers Kerne aus elf Zedern gewonnen. Die Kerne umfassten dabei Baumringe, die 2000 Jahre zurückreichten. Für die Baumringabfolge bestimmten die Forscher dann die Kohlenstoff-13-Isotopenwerte. Es zeigte sich, dass die delta-13-C Werte in charakteristischer Weise schwankten (Abbildung 1).
Was bedeuteten diese Schwankungen? Der C13-Gehalt wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst, darunter auch der Temperatur. Die japanischen Forscher eichten die Isotopenentwicklung an Bäumen verschiedener Höhenstufen (und damit Temperaturniveaus) über dem Meeresspiegel. Auf diese Weise entwickelten sie eine Formel, mit der die Isotopenänderungen in Temperaturwerte umgerechnet werden konnten. Es zeigte sich, dass die Temperaturen während der vergangenen 2000 Jahre in Süd-Japan um 5°C geschwankt haben. Der zeitliche Verlauf der Temperaturschwankungen kommt uns dabei sehr bekannt vor (Abbildung 2). Es ist ein klarer Millenniumszyklus ausgebildet. Die Kälteperiode der Völkerwanderungszeit, die Mittelalterliche Wärmeperiode, die Kleine Eiszeit und die Moderne Wärmeperiode sind deutlich zu erkennen. Diese Entwicklung ist zudem auch in historischen japanischen Berichten gut dokumentiert.
Es ist unverständlich wie trotz dieser eindeutigen japanischen Daten aus dem Jahr 1995 noch jahrelang nach Veröffentlichung von einem „lokalen nordatlantischen Phänomen“ gesprochen werden konnte.
Abbildung 1: Temperaturrekonstruktion für die Insel Yakushima in Süd-Japan auf Basis von Kohlenstoff-13-Isotopen. Achtung: Temperaturachse ist gespiegelt: kalte Temperaturen nach oben, warme Temperaturen nach unten. Abbildung ergänzt nach Kitagawa & Matsumoto (1995).
Abbildung 2: Die gleiche Kurve wie in Abbildung 1, aber gespiegelt (oben warm, unten kalt) sowie mit den bekannten Wärme- und Kälteperioden beschriftet.
Die beiden japanischen Wissenschaftler gingen jedoch noch einen Schritt weiter. Sie führten eine detaillierte Frequenzanalyse ihrer Daten durch und fanden charakteristische Zyklen mit Perioden im Bereich von mehreren Jahrzehnten und Jahrhunderten. Unter anderem entdeckten sie eine Periode von 187 Jahren, die in den Bereich des bekannten Suess/de Vries Zyklus der Sonnenaktivität fällt. In ähnlicher Weise sind die in Japan gefundenen Perioden von 70 und 89 Jahren als solarer Gleissberg-Zyklus zu identifizieren. Die Autoren sahen in ihren Resultaten einen klaren Hinweis darauf, dass das Klima der vergangenen 2000 Jahre in Süd-Japan maßgeblich durch Sonnenaktivitätsschwankungen geprägt wurde. Den IPCC scheint die Studie jedoch nicht besonders interessiert zu haben. Passte wohl nicht ganz in die Klimakatastrophen-Story…
Siehe auch englischsprachiger Beitrag auf notrickszone.com.