Klimawandel lässt Fische schrumpfen und Zebrafische sprinten: Die Klimawunderwelt der Tiere

Seit der Kleinen Eiszeit vor dreihundert Jahren ist es im globalen Durchschnitt um etwa ein Grad wärmer geworden. Dieser Temperaturanstieg ist für die Lebewelt auf unserem Planeten nicht ohne Folgen geblieben. Tiere und Pflanzen passten sich an die neuen Verhältnisse an oder verlagerten sich räumlich. Wie nicht anders zu erwarten, gab es dabei Gewinner und Verlierer. Ähnliche Veränderungen gab es vor mehr als 1000 Jahren auch im Übergang zur Mittelalterlichen Wärmeperiode, als es so warm war wie heute. Damals konnte Grönland besiedelt und dort Ackerbau betrieben werden. Weinanbau war bis nach Südschottland und Weizenanbau bis hinauf nach Trondheim möglich. Im Zuge der nachfolgenden Kleinen Eiszeit vor 500 Jahren kamen all diese Aktivitäten zum Erliegen, als sich die Klimagürtel und das Leben wieder nach Süden verschoben.

Während heute Fauna und Flora von einer Heerschar von Wissenschaftlern regelmäßig auf die Nachkommastelle statistisch erfasst werden, sieht die Datenlage aus dem Mittelalter eher dürftig aus. Aus Unkenntnis der historischen Ereignisse vermuten daher viele Kommentatoren, dass die heute beobachteten Verschiebungen in der Tier- und Pflanzenwelt ein noch nie dagewesenes Phänomen wären. Dem ist allerdings nicht so. Erwärmung und Abkühlung von ein bis zwei Grad hat es in den letzten 10.000 Jahren immer wieder auf der Erde gegeben und hat Tiere, Pflanzen und Mensch stets zur Anpassung gezwungen.

Auf der Suche nach Forschungsgeldern hat sich heute eine regelrechte Forschungsindustrie gebildet, die sich mit klimatisch bedingten Verschiebungen in Fauna und Flora beschäftigen. Wer seine Chancen im Antragskarussell verbessern will, schreibt eine Passage über den Klimawandel in seinen Forschungsantrag, denn hierfür sprudeln noch immer üppige Gelder. Man sollte dabei entweder die Hypothese überprüfen, dass die bisherige Erwärmung bereits die zu untersuchende Tier- oder Pflanzenart kränkeln, schrumpfen oder an den Abgrund zur Ausrottung getrieben hat. Alternativ nimmt der Forscher waghalsige IPCC Erwärmungsprognosen von bis zu 5 Grad bis 2100 und röstet das Untersuchungsobjekt auf diesem virtuellen Feuer so lange, bis es verkohlt ist. Schnell ist daraus ein neues Katastrophenpaper gezaubert, und auch die Presse ist wegen der angeblich drohenden Ausrottung ganz verzückt und berichtet bereitwillig. Tod und Verderben sind noch immer die beste Unterhaltung für die Leser- und Zuseherschaft. Im Folgenden wollen wir uns den Forschungszweig etwas näher anschauen. Neben solider Wissenschaft werden wir auf allerlei Skurrilitäten stoßen. Beginnen wir mit den Fischen und anderen Meeresbewohnern.

Forscher von der University of British Columbia im kanadischen Vancouver haben herausgefunden, dass der Klimawandel die Fische schrumpfen lässt. Der Klimawandel verringert den Sauerstoffgehalt der Meere, damit werden viele Fischarten schrumpfen – dies ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Simulation der Entwicklung vom Jahr 2000 bis 2050, schrieb klimaretter.info im Oktober 2012. Kurz zuvor hatte die Frankenpost das genaue Gegenteil geschrieben: „Der Klimawandel begünstigt das Wachstum vieler Fische in den heimischen Gewässern. Vor allem der Untreusee bietet beste Bedingungen für so manches Schuppentier.“Teilentwarnung gab auch das Hamburger Abendblatt im Juli 2012 im Artikel „Fische vererben Anpassung an Klimawandel“:

Manchen Meeresfischen könnte der Klimawandel weniger schaden als bisher vermutet: Sie gäben Anpassungen an veränderte Bedingungen an den Nachwuchs weiter, der dann besser damit klarkomme, berichten Meeresbiologen der James Cook University im australischen Townsville im Fachjournal „Nature Climate Change“.

Eine Anpassung an die Erderwärmung ist auch bei den Lachsen zu beobachten, wie scinexx berichtete:

Klimawandel lässt spät wandernde Lachse aussterben. Der Klimawandel hat bereits Spuren im Erbgut der Pazifischen Lachse hinterlassen: Immer weniger von ihnen gehören zu einem Gentyp, der erst spät zur Wanderung in ihre Laichgebiete aufbricht. Das haben US-amerikanische Forscher bei Gentests an wilden Lachsen festgestellt. Stattdessen schwimmen die meisten Pazifiklachse heute zwei Wochen früher als noch vor 32 Jahren vom Meer aus die Flüsse Alaskas hinauf. Dadurch vermeiden sie, zur Laichzeit in zu warmes Wasser zu geraten. Diese Anpassung beruhe auf einer deutlichen Verschiebung der genetischen Typen innerhalb dieser Art, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“. Das belege, dass die Erwärmung nicht nur das Verhalten der Lachse, sondern auch dessen genetische Basis verändere.

Über eine typische Klimakatastrophenstudie unter Verwendung fragwürdiger IPCC-Hitzeszenarien berichtete der Bozeman Daily Chronicle aus Montana. Der Klimawandel der kommenden Jahrzehnte würde angeblich zu einem katastrophalen Einbrechen der Forellen in den westlichen USA führen, sagten einige US-Forscher. Auch wenn die Prognose ziemlich unsicher ist, war den Wissenschaftlern doch eines auf jeden Fall klar: Mit einer solchen Horrorprognose würden sie es auf jeden Fall in die Lokalzeitung schaffen. Und in der Tat: Mission accomplished.

Ein überraschendes Resultat erreichte uns von der McMaster University. Zebrafische kommen offenbar prächtig mit der Erderwärmung zurecht und passen sich zügig an die neuen Verhältnisse an. In warmem Wasser schwimmen sie sogar schneller und waren leistungsfähiger. Haie hingegen könnten durch warmes Wasser noch aggressiver werden, ein Thema wie geschaffen für die Bildzeitung, die kurz vor Weihnachten 2012 schrieb:

Experten warnen: Die ungewöhnlichen Wassertemperaturen vor Australiens Westküste könnten noch mehr Weiße Haie anlocken! Schon jetzt ist es dort gefährlicher als früher. Durch Haie in Ufernähe starben allein 2010 und 2011 insgesamt fünf Menschen. Zum Vergleich: In 30 Jahren zuvor lag der Durchschnitt bei einer Hai-Attacke im Jahr, und nicht alle Angriffe waren tödlich. Möglicher Grund: Die Wassertemperatur auf dem offenen Pazifik stieg in beiden Jahren örtlich um bis zu fünf auf 30 Grad Celsius. Die Fischbestände dort sind nahezu ausgelöscht. Die Haie und ihre Beutefische könnten in Küstennähe ausgewichen sein.

Ein knappes Dutzend im Eis der Hudson Bay eingeschlossene Killerwale mussten kürzlich bei NBC als Opfer des Klimawandels herhalten. Da die Bucht im Herbst länger als sonst eisfrei war, konnten sich die Wale dort verirren und wurden dann vom Eis hinterrücks überrascht. Eine interessante Hypothese.

Quallen sind schon ganz schön ekelig. Und wenn dieses Glibbergetier in manchen Jahren massenhaft auftrat, musste man meist nicht lange warten, bis ein Kommentator die Klimakatastrophe als Schuldigen ausgemacht hat. Die University of Southampton fand nun etwas ganz anderes heraus. Massenhafte Quallenvorkommen sind Teil eines natürlichen Zyklus. Eine langfristige Zunahme der Quallenpopulation konnte nicht festgestellt werden.

Eine Erfolgsgeschichte berichtete der Spiegel aus der Nordsee:

Klimawandel verschafft Möwen mehr Krabben. […] Möwen etwa kommen immer zahlreicher an der Nordsee vor. Der Grund: Dank der wärmeren Temperaturen vermehren sich die Schwimmkrabben, die auf der Speisekarte der Seevögel ganz oben stehen. In der Nordsee habe es um 1989 und 1997 herum markante Anstiege der Oberflächentemperatur des Wassers gegeben, schreiben die Wissenschaftler in den „Biology Letters“ der britischen Royal Society. In den Jahren danach sei die Zahl der Krabben gestiegen – und damit bald darauf die Zahl der Möwen.

Gute Nachrichten auch für die Hummer an der amerikanischen Ostküste. Die Financial Times Deutschland schrieb:

Vor Neuenglands Küste gibt es so viele Edelkrebse wie nie zuvor. Die Preise fallen, die Genießer jubeln. Doch viele Fischer bangen um ihre Existenz – was sich zwischen den USA und Kanada inzwischen zur Staatsaffäre auswächst. Schuld an der Hummerschwemme vor der Küste Neuenglands ist der Klimawandel. Das Meer ist überdurchschnittlich warm, die Tiere fühlen sich wohl, vermehren sich rasend schnell und erreichen außergewöhnliches Gewicht. Schon im Mai konnte deshalb in diesem Jahr mit dem Fang begonnen werden, zwei Monate früher als üblich.

In der nächsten Folge unseres kleinen Reiseberichts durch Flora und Fauna berichten wir über Pinguine, Schildkröten, Eidechsen und Frösche. Seien Sie wieder mit dabei – aber bitte nicht füttern.

 

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