Die Nachrichtenplattform swissinfo.ch ist der staatliche Auslandsinternetdienst der Schweiz und richtet sich in erster Linie an ein internationales, an der Schweiz interessiertes Publikum sowie an die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer. Am 31. Oktober 2014 brachte swissinfo.ch anlässlich der Veröffentlichung des IPCC-Syntheseberichts einen Beitrag, in dem Klimaskeptiker als exzentrische Verrückte dargestellt wurden:
Klimaerwärmung menschengemacht? Skeptiker: Weltklimarat-Bericht weiter „wissenschaftliche Farce“
Die Experten des Weltklimarats erneuern in einem Synthesebericht ihre These, wonach die Menschen für den Klimawandel verantwortlich sind. Doch diese These hat auch Gegner. Für die so genannten „Klimaskeptiker“ sind Klimawandel und Erderwärmung natürliche Phänomene. Wie argumentieren sie? Und wie reagiert die Community der Wissenschaftler auf diese Behauptung?
Zunächst wird die Sichtweise eines Skeptikers dargestellt:
„Es ist eine unglaubliche Arroganz zu glauben, wir könnten das globale Klima nachhaltig beeinflussen“, sagt Werner Munter, ein Bergführer und weltweit anerkannter Lawinenexperte. Der 73-jährige Berner ist kein wissenschaftlicher Klimaforscher, doch hat er sich gleichwohl intensiv mit dem Thema beschäftigt. Er habe in den letzten drei Jahren rund 20 Bücher und 100 wissenschaftliche Texte zum Klimawandel studiert. „Doch ich habe nirgends einen Hinweis gefunden, wie CO2 das Klima erwärmen kann, ohne grundlegende Naturgesetze zu verletzen“, hält er fest.
Munter ist ehemaliger Mitarbeiter des Eidgenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos. Swissinfo.ch lässt ihn ausführlich zu Wort kommen, um ihn im Anschluss dann mithilfe von angeblichen „Experten“ auseinanderzunehmen. Ein in der Vergangenheit vielfach praktiziertes Verfahren. Am Ende heißt es dann stets: Seht her, das sind doch alles Verrückte. Allerdings läuft es bei Swissinfo.ch diesmal nicht richtig glatt. Im Text reiht sich Fehler an Fehler. Es werden haarstäubende Behauptungen aufgestellt die unhaltbar sind. Schauen wir uns das Trauerstück näher an:
Mike Schäfer ist Co-Autor einer Studie zu Klimaskeptikern in Deutschland. Dort liegt der Anteil mit 13 bis 14 Prozent wesentlich tiefer als in den USA. „Für die Schweiz gibt es keine Erhebungen, aber die Situation dürfte ähnlich sein wie in Deutschland.
Zunächst einmal liegt hier ein krasses Mißverständnis vor: Ein Großteil der Klimaskeptiker hält es durchaus für möglich, dass das CO2 eine klimaerwärmende Wirkung hat, die jedoch wohl weit geringer ausfällt als vom IPCC behauptet. Die Begrenzung der Skeptikergruppe auf CO2-Klimasensitivitäten von Null ist Unsinn. Siehe auch unseren Beitrag „Klimaskeptiker in Deutschland in der Minderheit? Telefoninterview-Befragung mit sinnfreien Fragen verzerrt die Wirklichkeit„. Wendet man die korrekte Definition von Klimaskeptikern an, schnellen die Werte rapide nach oben. Vermutlich misstrauen mehr als die Hälfte aller Deutschen den alarmistischen IPCC-Prognosen. Interessant ist zudem, dass sich nur wenige der Befragten eigene Gedanken zum Thema gemacht haben. Eine Untersuchung der Yale University ergab dabei, dass der Anteil der Skeptiker an der CO2-Klimaerwärmungs-These (AGW) mit steigender naturwissenschaftlicher und mathematischer Bildung zunimmt. Weiter bei swissinfo.ch:
Es gibt – abgesehen von einigen Ausnahmen – praktisch keine Medien, welche die Standpunkte der Klimaskeptiker teilen“, hält Schäfer gegenüber swissinfo.ch fest.
Das ist natürlich Unsinn. In der Presse werden immer wieder wissenschaftliche Arbeiten vorgestellt, die nicht zur IPCC-Katastrophentheorie passen. Hier ein paar Beispiele:
- Österreichische Kronenzeitung: Eiszuwachs an den Polen überrascht Klimaforscher
- Spiegel Online zweifelt an Katastrophenszenarien der Münchener Rückversicherung
- Österreichische Tageszeitung ‘Die Presse’: Das Klima lässt die Pazifikatolle nicht untergehen!
Zudem berichtet die schweizerische Weltwoche regelmäßig über die IPCC-Versäumnisse und Übertreibungen. Selbst Forschungsinstitute veröffentlichen allmonatlich IPCC-inkompatible Ergebnisse (siehe z.B. „Neue AWI-Studie warnt: Klimamodelle unterschätzen natürliche Schwankungen der Meeresoberflächentemperaturen um den Faktor 50„). Weiter bei swissinfo.ch:
Laut Marko Kovic, Präsident des Vereins für kritisches Denken „Skeptiker Schweiz“, gibt es einzig einige Individuen, die in Sachen Klimaforschung Zweifel haben: „Es sind Leute, die in der Regel amerikanische Webseiten und Blogs gelesen haben.“
Die Behauptung, die angebliche Minderheit an Klimaskeptikern wäre vor allem auf amerikanische Propagandaseiten hereingefallen, ist erschreckend und unerträglich. Seit vielen Jahren kämpfen skeptische Wissenschaftler auch in Europa und Deutschland gegen den blinden Klimaalarmismus an. Dazu gehört u.a. unser Buch und Blog „Die kalte Sonne“. Wir haben zudem vielfach versucht, mit den Autoren der bei uns im Blog kritisierten Medienartikel in Kontakt zu kommen und die fachlichen Gegensätze zu diskutieren. In den allermeisten Fällen erhielten wir nicht einmal eine Antwort. Zu groß war offenbar die Angst, in einer fachlichen Diskussion den Kürzeren zu ziehen. Weiter bei swissinfo.ch:
In Europa gibt es in der Tat einen breiten wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel und seinen Ursachen. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung folge der These, wonach die menschlichen Aktivitäten negative Folgen für das Klima hätten, hält Martin Beniston, Klimaforscher an der Universität Genf, fest.
Auch das Kalte-Sonne-Team nimmt an, dass das CO2 negative Folgen für das Klima hat. Es geht in der Klimadiskussion jedoch um den quantitativen Wert der CO2-Klimasensitivität. Die Schwarz-Weiß-Darstellung von swissinfo.ch ist irreführend und falsch. Weiter bei swissinfo.ch:
„In den USA, Australien und angelsächsischen Ländern gibt es mehr Klimaskeptiker. Die überwiegende Mehrheit dieser Personen steht in irgendeiner Beziehung zu den Wirtschaftslobbys der Erdöl-, Kohle – oder Automobilindustrie, die den Einfluss von Emissionen aufs Klima leugnen“, so Beniston.
Auch dieser Vorwurf ist absurd. In der Kalte-Sonne-Redaktion ist während der vergangenen 3 Jahre kein einziges Sponsoring-Angebot aus der Wirtschaft eingetroffen. Natürlich könnten wir etwas Förderung gebrauchen, aber es geht auch ohne. Der Antrieb unserer Aufklärungsbemühungen ist allein durch wissenschaftliche Zivilcourage zu erklären. In der gleichen Zeit sind enorme Mengen an Steuergeldern in die Öffentlichkeitsarbeit des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) geflossen. In der Geldrangliste führt die IPCC-Seite unaufholbar. Was treibt swissinfo.ch zu diesen hanebüchenen Behauptungen? Vielleicht weil die IPCC-Zentrale in Genf liegt? Weiter bei swissinfo.ch:
Auf Anfrage von swissinfo.ch weist Thomas Stocker, Co-Präsident der Expertengruppe des Weltklimarats, die Vorwürfe der Klimaskeptiker allesamt zurück. Die aufgeworfenen Fragen seien längst bekannt und von den Klimaforschern im Detail beantwortet worden, hält Stocker fest und verweist auf den 2013 publizierten Bericht des Weltklimarats.
Da sprachen wir gerade vom IPCC aus Genf und schon taucht er im Artikel auf. Schaut man sich Thomas Stockers Fachargumentation genauer an, so sträuben sich einem die Nackenhaare (siehe unseren Beitrag „IPCC-Berichts-Chef Thomas Stocker zeigt im Weltwoche-Interview unerklärliche Gedächtnislücken: Die Gesprächsanalyse„). Und selbst den gefloppten neuen Klimabericht lastet er den bösen Skeptikern an (siehe „IPCC-Berichts-Chef Thomas Stocker gibt Klimaskeptikern die Schuld an missglücktem IPCC-Berichts-Launch„). Weiter bei swissinfo.ch:
ProClim – das Schweizer Forum für Klima und globale Umweltveränderungen – bezeichnet die Argumentation der Klimaskeptiker als widersprüchlich. „Einige behaupten, die Temperatur der Erde steige gar nicht an, andere hingegen meinen, dass die Sonne die Ursache für die Erderwärmung sei“, meint ProClim-Direktor Urs Neu. Die Klimaskeptiker konzentrierten sich immer nur auf einzelne Element des Klimasystems, beispielsweise die Sonne und die kosmischen Strahlen, ohne eine globale Vision zu haben. „Die einzige Theorie, welche heute alle unterschiedlichen Prozesse subsumiert und eine kohärente Sicht auf das Klima hat, wird heute von der überwältigenden Mehrheit der Klimaforscher geteilt“, betont Neu.
Das ist natürlich falsch. In unserem Buch „Die kalte Sonne“ haben wir ein komplexes und ausgewogenes Bild der möglichen klimatreibenden Faktoren vorgestellt: CO2, Sonnenaktivitätsschwankungen, Ozeanzyklen, Vulkanausbrüche… Und noch ein letztes Mal zurück zu swissinfo.ch:
Aus einer Auswertung von 12’000 wissenschaftlichen Studien, die zwischen 1991 und 2011 publiziert wurden, geht hervor, dass 97 Prozent der Autoren davon ausgehen, dass menschliche Aktivitäten Ursache für Klimawandel und Erderwärmung sind.
Hier hätte swissinfo.ch vielleicht doch besser auf Spiegel Online recherchieren sollen, wo Axel Bojanowski das Märchen vom angeblichen 97-Prozent Konsens bereits entzaubert hat:
Die Studie, die für so viel Aufsehen sorgt, wurde vergangenes Jahr von Forschern um John Cook von der australischen University of Queensland im Fachblatt „Environmental Research Letters“ veröffentlicht. Sie hatten Umweltaktivisten der Internetseite „Skeptical Science“ beauftragt, Tausende Klimastudien auszuwerten. Die Freiwilligen prüften, ob in den Zusammenfassungen der Arbeiten der menschengemachte (anthropogene) Klimawandel als gegeben vorausgesetzt wurde. Das Ergebnis: Weniger als ein Prozent der Studien widersprachen ausdrücklich dem Einfluss des Menschen. Gut zwei Drittel hatten keine Position zu dem Thema – sie blieben außen vor. Das Resümee von Cook und seinen Kollegen: 97 Prozent legten einen menschlichen Einfluss zugrunde. Die Studie belegt also lediglich eine Banalität: Wissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass der Mensch zur Klimaerwärmung beiträgt. Selbst hartgesottene Kritiker der Klimaforschung zweifeln nicht an dem physikalischen Grundsatz, dass Treibhausgase aus Autos, Fabriken und Kraftwerken die Luft wärmen.
Der Swissinfo.ch-Artikel ist ein schlimmes Beispiel dafür, wie Ökoaktivisten die IPCC-Medienhoheit ausnutzen, um die Klimadiskussion für eigene Zwecke zu missbrauchen. Mit wissenschaftlich ausgewogener Berichterstattung hat dies nichts mehr zu tun. Leider sieht es in Deutschland nicht viel besser aus, wo die Deutsche Welle als Auslandssender eine ähnlich alarmistische und politisch grün-gefärbte Linie fährt.