Die Fakten lassen sich nicht mehr verdrängen: Anstatt in bedrohlicher Weise auszutrocknen – wie einige Klimaapokalyptiker prophezeit hatten – wurde die Sahelzone in den letzten Jahrzehnten trotz CO2-Anstiegs immer lebendiger (siehe Beitrag „Satellitenbildauswertung der Universität Bayreuth: Vegetationsdichte im westafrikanischen Sahel hat in den letzten 30 Jahren zugenommen„). Noch 2010 hatte Greenpeace das glatte Gegenteil behauptet, weil es doch so gut zu passen schien:
Ceuta, Grenze zwischen Afrika und Europa: «Wir sind hier, weil wir keine andere Wahl haben», sagt Mahouda aus Mali. Er ist vor drei Jahren aus seinem Dorf in der Sahelzone aufgebrochen, um nach Europa zu fliehen, und steckt nun seit Monaten in Ceuta fest, der kleinen spanischen Exklave auf afrikanischem Boden. Bei einem der Massenanstürme auf den sechs Meter hohen Zaun, der Europa von Afrika trennt, hat er es über die Grenze geschafft und sich dabei einen Fuss gebrochen. Doch er lacht darüber: «Was ist schon ein gebrochener Fuss gegen Europa?» Tatsächlich musste er auf der Reise Schlimmeres durchmachen: Mit einer Flüchtlingsgruppe ging er den Grossteil des Weges zu Fuss – quer durch die Sahara. Viele sind auf diesem Weg gestorben, sagt er. «Jeder von uns weiss, dass er auf der Fahrt sterben kann», sagt Mahouda. «Aber im Sahel kann man nicht mehr leben, seit der Regen ausbleibt. Wir müssen für unsere Familien sorgen, die verhungern sonst. Für uns heisst es: Europa – oder den Tod.» Ouahigouya, Sahel, Burkina Faso: Die Sahelzone trocknet aus. Keine andere Region der Erde ist vom Klimawandel so massiv betroffen.
Das Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie hat sich nun Gedanken über die zukünftige Entwicklung im Sahel gemacht. In einer kürzlich im Journal of Climate erschienenen Studie ließ eine Gruppe um Sebastian Bathiany und Institutsdirektor Martin Claußen das Geschehen gleich durch drei Klimamodelle laufen. Interessanterweise kamen alle Modelle zu dem Schluss, dass bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit einem weiteren Ergrünen der zentralen und östlichen Sahelzone zu rechnen ist (Auszug aus der Kurzfassung):
Until the end of the 21st century, the three models agree on a substantial greening in the central and eastern Sahel due to increased CO2-levels.
In der Folge würde die Vegetation dann aber wieder zurückgehen, sagen die Hamburger, vor allem im westlichen Sahel. Allerdings kann man den Modellen auch nicht richtig trauen, räumen Bathiany und Kollegen selber ein, da jedes Modell andere Prozesse in den Mittelpunkt stellt:
…the vegetation cover changes are driven by different processes in different models (most importantly precipitation change and CO2-fertilisation). As these processes tend to oppose each other, the greening and browning trends are not a reliable result despite the apparent model agreement.
Ein gesundes Mißtrauen ist sicher angebracht, vor allem für die Szenarien der weiten Zukunft, also Aussagen zum 22. Jahrhundert, wenn noch nicht einmal der Erwärmungsstopp der letzten 16 Jahre von den Modellen korrekt vorhergesagt wurde.