Das Bischöfliche Hilfswerk MISEREOR e. V. (lat. misereor „Ich erbarme mich“) ist eines der größten Hilfswerke der römisch-katholischen Kirche in Deutschland und hat seinen Sitz in Aachen. Nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe unterstützte Misereor seit seiner Gründung im Jahr 1958 ca. 100.000 Projekte in Asien, Afrika, Ozeanien und Lateinamerika. Das selbsterklärte Ziel Misereors ist es, den Ärmsten der Armen zu helfen und gemeinsam mit einheimischen Partnern Menschen jedes Glaubens, jeder Kultur und jeder Hautfarbe zu unterstützen. Dies sind lobenswerte Anstrengungen, die es zu unterstützen gilt.
Weniger lobenswert ist hingegen eine spezielle Praxis der Spendenmotivierung, die Misereor bereits seit etlichen Jahren betreibt. Offenbar hatte man sich gedacht, dass man die Einnahmen deutlich erhöhen könnte, wenn man den Leuten einredet, sie hätten am Elend der Welt eine Mitschuld. Das verlotterte CO2-lastige Leben der Bürger der Ersten Welt würde auf dem Wege der Klimakatastrophe zu mehr Dürren, Stürmen, Überschwemmungen und anderem Wetterunbill im armen Afrika und Asien führen. Durch Presseartikel, Aktionen und Interviews wird den potentiellen Spendern ein schlechtes Gewissen gemacht. Der Effekt bleibt nicht aus: Durch Spenden an Misereor können die Sünder ihr Gewissen reinwaschen, eine Art moderner Ablasshandel. Einzig störender Faktor in diesem Geschäft sind diejenigen Wissenschaftler, die sich weigern, in das Alarmgeschrei der Klimakatastrophe einzustimmen. Unbequeme wissenschaftliche Fakten oder gar eine ergebnisoffene Fachdiskussion sind bei Misereor ausdrücklich unerwünscht.
Es ist schon erschreckend mitanzusehen, dass in der Vergangenheit mehr als eine halbe Millionen Euro an Spendengeldern von Misereor an klimaalarmistische Institute wie das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) weitergegeben wurden, mit dem Ziel, die Klimakatastrophe in der Öffentlichkeit noch präsenter zu machen und in der Folge die Spendenwilligkeit zu stimulieren (siehe unseren Blogartikel „Hilfswerk Misereor überweist PIK-Klimainstitut € 520,000 an Spendengeldern für fragwürdige Klimastudie„). Und wie kann es sein, dass sich Misereor in fragwürdigen Nebenthemen verliert, die so gar nichts mit dem ursprünglichen Gründergedanken der Organisation zu tun haben? Siehe unseren Beitrag „Anstatt gegen den Welthunger kämpfen Misereor und Brot für die Welt nun für die Verschärfung des Emissionshandels„.
Zur klimaalarmistischen Werbemasche von Misereor passt auch die Zusammenarbeit mit dem Journalisten Toralf Staud, der gelegentlich auch für das Greenpeace Magazin schreibt. Staud hatte sich seinerzeit heftig gegen unser Buch „Die kalte Sonne“ publizistisch gewehrt und verfasste in der Zeit und im Klimaretter-Blog eine regelrechte Artikelkampagne. Er wollte nicht wahrhaben, dass seine liebgewonnene Klimakatastrophe ausfällt und natürliche Faktoren eine wichtige Rolle im Klimageschehen spielen könnten. Vielleicht fehlte ihm einfach der naturwissenschaftliche Hintergrund, den er in seinem Journalistik- und Philosophie-Studium natürlich nicht erlangen konnte.
Im Mai 2014 erschien nun das Jahresheft von Misereor mit dem Titel „Mut zu Taten“, das einen Überblick über die Arbeit der Organisation geben soll. Auf Seite 33 ist ein mehrseitiger Artikel von Toralf Staud mit dem Titel „Zweifel ist unser Produkt“ abgedruckt. Der Artikel ist leider nicht online verfügbar. Das Heft kann aber kostenlos bei Misereor bestellt werden. Der Untertitel im Inhaltsverzeichnis gibt bereits die Richtung vor:
Bei der Wahrheit über den Klimawandel geht es um die öffentliche Meinung, um politischen Einfluss und um Geld. Eine Klarstellung.
Wiederum geht es nicht um klimatische Fakten, sondern um einen persönlichen Angriff auf die wissenschaftlich andersdenkenden Seite. Kurioserweise führt die Misereor-Redaktion bereits an dieser Stelle die vermutlichen Gründe an, weshalb Staud beauftragt wurde, diesen Artikel zu schreiben: Beeinflussung der öffentlichen Meinung und der Politik auf emotionaler Ebene unter Umgehung der fachlichen Diskussion, beides zur Verbesserung der eigenen Geldzuflüsse von privater und staatlicher Seite. Die Umkehr der Vorwürfe gegen die klimaskeptisch denkende Seite wirkt plump.
Gehen wir nun in den Artikel selbst. Direkt auf der Titelseite schreibt Staud:
Während die Forscher sich ihrer Erkenntnisse zum Klimawandel immer sicherer sind, werden Wissenschaftsleugner immer lauter. Sie führen einen weltweiten Kampf um die öffentliche Meinung, der inzwischen fast zum Selbstläufer geworden ist. Dessen Folgen sind auch schon in Deutschland zu spüren.
Bereits zu Beginn dieses Appetizers führt Staud die Leser hinter die Fichte: Nur die Wenigsten wissen, dass die CO2-Klimasensitivität in den letzten zwei Jahren von 3,0°C auf 2,0°C pro CO2-Verdopplung gesunken ist. Dies berücksichtigt die Ozeanzyklen, die 1977-1998 die Hälfte der Erwärmung beigesteuert hatten und seitdem kühlend wirken. Wie kann Staud bei einer solch massiven Reduktion der CO2-Klimawirkung von „immer sicherer“ sprechen? Während Staud Durchhalteparolen ausgibt, werden anerkannte Fachleute in Deutschland nervös (siehe unsere Beiträge „Mojib Latif im Fachvortrag in den USA: Die CO2-Klimasensitivität ist vom IPCC zu hoch angesetzt worden„, „Klimaforscher Hans von Storch: Klimamodelle berücksichtigen möglicherweise Änderungen der Sonnenaktivität zu wenig“ und „Judith Curry prognostiziert Erwärmungspause bis in die 2030er Jahre: Hans von Storch fordert in einem solchen Fall Misstrauensvotum gegen CO2„).
Allein die Benutzung des Begriffs „Wissenschaftsleugner“ disqualifiziert Staud. Vermutlich bewegt er sich mit dieser Betitelung bereits in juristischem Sperrgebiet. Der Artikel beginnt dann mit einer Attacke gegen Fritz Vahrenholt. Was fiele ihm bloß ein, einen Klimavortrag auf einer Veranstaltung der Wirtschaft in München zu halten? Es sollte doch allgemein bekannt sein, dass die IPCC-Meinung die einzig wahre und reine Lehre darstellt. Außerdem ist Vahrenholts Buch „Die kalte Sonne“ ganz doof. Dass Vahrenholt bei Shell und RWE in der Erneuerbaren Energie-Sparte tätig war unterschlägt Staud glatt. Staud schreibt:
Der Auftritt zeigt, was noch vor ein paar Jahren undenkbar schien: Das Bestreiten des menschengemachten Klimawandels wird auch in Deutschland salonfähig.
Wieder so eine Peinlichkeit. Staud hat auch nach zwei Jahren offenbar noch immer nicht unser Buch gelesen. Denn dort steht, dass das CO2 durchaus eine nicht zu unterschätzende Klimawirkung hat. Es wird dort u.a. ein menschengemachtes Klimawandel-Szenario mit einer CO2-Klimasensitivität von 1,5°C pro CO2-Verdopplung vorgestellt. Vahrenholt und Lüning bestreiten keineswegs die anthropogene Erwärmung. Stauds Behautung im Text ist schlicht unwahr. Staud offenbart zudem Probleme bei der Lektüre des 5. IPCC-Berichts („AR5“). Er möchte dort gelesen haben:
…warnt der IPCC deutlicher als je zuvor vor einer gefährlichen Erwärmung der Erde.
Man möchte Staud zurufen: Hättest Du Dir doch vor dem Verfassen des Artikels Expertenrat hinzugezogen, dann wäre Dir diese Panne erspart geblieben. Denn die bekannte Klimaforscherin Judith Curry erläuterte kürzlich in ihrem Blog, was wirklich im IPCC AR5 enthalten ist (siehe unseren Blogartikel „Lesen lohnt: IPCC-Klimabericht von 2013 relativiert Hitzeprognosen von 2007„).
Staud wirft dann Vahrenholt vor, sein Universitäts-Chemie-Abschluss samt Promotion würde ihn nicht zur Teilnahme an der Klimadiskussion befähigen. Dies sagt wohlgemerkt ein Toralf Staud, der keinerlei universitäre naturwissenschaftliche Lorbeeren vorweisen kann. Dazu schauen wir auf der Webseite der schweizerischen Berufsberatung vorbei, die aufzählt, aus welchen Einzeldisziplinen die Klimawissenschaften bestehen:
Am [klimawissenschaftlichen] Studiengang beteiligt sind:
- der Fachbereich Geowissenschaften
- der Fachbereich Physik
- der Fachbereich Mathematik
- der Fachbereich Chemie
- der Fachbereich Biologie
- das Volkswirtschaftliche Institut
- das Historische Institut.
Zum mitschreiben, Herr Staud: Die Chemie ist ein integraler Bestandteil der Klimawissenchaften. Und Fritz Vahrenholt ist ausgebildeter Chemiker. Das Buch hat er übrigens zusammen mit einem Geologen geschrieben, Sebastian Lüning. Auch Lüning ist diplomiert und promoviert, außerdem habilitiert. Und die Geologie bzw. die Geowissenschaften sind ebenfalls ein integraler Bestandteil der Klimawissenschaften. Nicht beteiligt sind hingegen die Fachbereiche Philosophie und Journalistik.
Auf Seite 36 des Artikels meckert Staud über die angeblich so üppige Finanzierung der Klimaskeptiker. Nun ja, diese Geldzuwendungen sind mittlerweile wohl ausgetrocknet bzw. fiktiv. Das kalte-Sonne-Blog wird zum Beispiel ganz ohne finanzielle Vergütung auf freiwilliger Basis erstellt. Dies steht ganz im Gegensatz zum Klimaretter-Blog, in dem die Autoren in der Regel Honorare für ihre Texte erhalten. Wieviel hat Staud übrigens von Misereor für seinen Artikel im Jahresheft bekommen? Neben üppig ausgestatteten Presseabteilungen des PIK und anderer Institute gibt es seit Anfang diesen Jahres auch noch einen US-amerikanischen Milliardär, der Geld in die Beförderung klimaalarmistischen Gedankenguts pumpt. Tom Steyer will zusammen mit anderen Spendern 100 Millionen Dollar in eine Kampagne investieren, die der US-Politik klimaalarmistische Impulse geben soll.
Auf Seite 37 seines Artikels bemängelt Staud, dass es bei den Klimaskeptikern so wenige aktive Klimaforscher gäbe. Warum erwähnt er nicht Judith Curry, Roy Spencer, Henrik Svensmark, Nir Shaviv, William Gray, Nicola Scafetta, Willie Soon, Don Easterbrook, Robert Carter, Habibullo Abdussam, Stanley Goldenberg, Nils-Axel Mörner oder Lennart Bengtsson? Und warum trauen sich wohl die jungen Kollegen nicht, klimaskeptisch mitzudiskutieren? Natürlich, weil ihnen sonst der Geldhahn und der Weg zur Festanstellung bzw. Beförderung versperrt wird. Singe das IPCC-Lied, und es wird Dir gutgehen. Singe ein anderes, stirb.
Dann wettert Staud gegen EIKE, die wichtigste klimaskeptische Organisation in Deutschland. Er mag das Layout der EIKE-Webseite nicht. Und er mag die Tagungen nicht. Und alle sind viel älter als Toralf Staud, das kann er nun wirklich nicht ab. Bei Greenpeace sind alle viel jünger. Die Anhänger dort stellen auch keine unbequemen Fragen. Vielleicht hat es damit zu tun, dass die jungen Herrschaften ihr naturwissenschaftliches ABC noch nicht ganz drauf haben, gerne dem gemütlichen Groupthink frönen. Der EIKE-Pressesprecher Horst-Joachim Lüdecke kann Staud jedenfalls nur noch als Komiker ertragen. Er enttarnt zudem Stauds Misereor-Artikel als schlechte Kopie eines bereits in der Zeit erschienenen Textes. In einem Beitrag auf EIKE zum Misereor-Stück schreibt Lüdecke am 31. Mai 2014:
Kommen wir nun zu dem eingangs erwähnten T. Staud. Es geschieht ihm fraglos zuviel der Ehre, hier auf seine Schreibergüsse einzugehen. In den besprochenen Zusammenhang von Misereor, Kirchen und Profit gehört es aber hinein. Das bemühte, schwerfällige Pamphlet von T. Staud mit der Überschrift „Zweifel ist unser Produkt“ kann freilich als müde Wiederholung seines Artikels zs. mit Benjamin Reuter „Die Gehilfen des Zweifels“ (hier) angesehen werden. Aber auch die Qualitäts-Redakteurinnen Anita Blasberg und Kerstin Kohlenberg von der ZEIT haben sich mit „Die Klimakrieger“ (hier) an dem Thema „Klimaskeptiker“ verhoben. Wenn eine literarische Wertung des Autors erlaubt sei, so hat zum Trost wenigstens „Die Gehilfen des Zweifels“ einige amüsante Stellen und liest sich stellenweise unterhaltsam. Zweifellos ist dies dem Hauptredakteur B. Reuter zu verdanken, denn der Aufguss „Zweifel ist unser Produkt“ von T. Staud im Misereor-Magazin von 2014 erzeugt nur grausame Langeweile. Das gleiche trifft für den Artikel „Die Klimakrieger“ der beiden o.g. Qualitätsredakteurinnen zu. Daher an dieser Stelle eine herzliche Bitte: Liebe ZEIT, falls noch einmal ein Thema über „Klimaskeptiker“, dann bitte von Redakteuren, die wenigstens unterhaltsam zu schreiben verstehen, lass uns nicht noch einmal unter den Staud’s, Blasberg’s und Kohlenberg’s vor Langeweile sterben!
Und weil wir mit unserem Buch „Die kalte Sonne“ vermutlich genau den wunden Punkt des wackeligen IPCC-Gedankengebäudes getroffen haben, kehrt Staud dann im Text noch ein weiteres Mal zu Vahrenholt zurück. Staud schreibt:
Vahrenholt ist ein geübter Redner. Seine Thesen untermauert er mit wissenschaftlich wirkenden Zitaten und Graphiken – dass die oft irreführend sind oder gar manipuliert, bemerken nur Fachleute.
Könnte es sein, dass die Thesen deshalb wissenschaftlich wirken, weil sie von Vahrenholt plausibel und sauber – also wissenschaftlich – erläutert werden? Vielleicht fehlt es hier Staud wiederum am naturwissenschaftlichen Rüstzeug, um der Thematik einigermaßen folgen zu können. Die Behauptung „irreführend…oder gar manipuliert“ ist frech und aus juristischer Sicht sicher grenzwertig. Hier müsste Staud endlich einmal Beispiele nennen, insbesondere für Graphiken, die angeblich manipuliert wurden. Welche Fachleute meint Staud, die sich über Inhalte beschwert hätten? Meint er Latifs erfolglosen Versuch bei einem Hamburger Extremwetterkongress, die Klimabeteiligung der Sonne abzustreiten? (Siehe unseren Beitrag „Extreme Ansichten auf dem Extremwetterkongress: Anti-Sonnen-Beweisführung à la Latif„). Ähnlich scheiterte ein Versuch einer deutschen Wissenschaftssendung (siehe „Wissenschaftssendung Nano lässt der Sonne keinen Nanometer Klimawirkung: Fehlende Neutralität in der Berichterstattung wirft Fragen auf„).
Komödiantisch endet dann auch der Staudsche Misereor-Artikel:
Seriöse Forscher formulieren stets vorsichtig, sie müssen jede Aussage beweisen – ihre Gegner machen kurze Sätze und sagen, was sie wollen. „Es ist als wenn Pfadfinder gegen Elitesoldaten antreten“, sagt der US-Klimaforscher Michael Mann.
Meint Staud hier „vorsichtig formulierte“ Studien der folgenden Art?:
- Neue Studie im Journal of Environmental Economics and Management: Klimakatastrophe wird in den USA bis 2099 zu einer halben Millionen zusätzlicher Autodiebstähle führen
- Klimaalarmist schlägt genetische Manipulation des menschlichen Erbguts vor, um die Bevölkerung vor der Klimakatastrophe zu schützen
- NASA-Klimaforscher James Hansen 1986 in der New York Times: Bis 2010 wird sich der Planet um bis zu 3 Grad Celsius aufheizen
Vielleicht sollten die ‚Pfadfinder‘ auch einmal kurze Sätze versuchen. Elitesoldaten muss man hier sicher als Kompliment sehen. Seltsam nur, dass noch niemals ein Klimarealist den Climate Communications Prize der American Geophysical Union gewonnen hat. Das Geheimnis des klimarealistischen Erfolges könnte auch einfach in der Tatsache stecken, dass Klimaskeptiker keinen Maulkorb verpasst bekommen haben, daher in der Tat „sagen, was sie wollen“. Liebe Freunde des IPCC, versucht es einfach mal mit ergebnisoffener Diskussion und freier Meinungsäußerung.
Fazit: Vielleicht hat es etwas zu bedeuten, dass Toralf Staud seit seinem persönlichen Kampf gegen die kalte Sonne im Wochenmagazin Die Zeit nur noch über Rechtsextremismus schreiben darf. Der Hilfsorganisation Misereor ist auf jeden Fall anzuraten, schnellstmöglich Abstand von der plumpen Klimahetze zu nehmen. Mit dem Artikel „Zweifel ist unser Produkt“ verschafft Misereor einem bekannten Aktivisten eine fragwürdige Bühne, die er anderswo nicht mehr erhält. Die Klimadiskussion ist bei weitem nicht so schwarz-weiß wie sie von Toralf Staud dargestellt wird. Der Wegfall der Klimakatastrophe bedeutet übrigens nicht, dass man den armen Menschen in der ganzen Welt nicht helfen sollte. Im Gegenteil. Wieviel Gutes könnte man zum Beispiel mit den 100 Millionen Dollar tun, die Tom Steyer in den klimaalarmistischen Propagandakampf stecken möchte?