Mit großem Tam-tam fand am 20. Januar 2016 eine Pressekonferenz statt, bei der die neuesten Temperaturdaten für Dezember 2015 und damit auch für das gesamte Jahr verkündet wurden. Auch mit kräftiger Hilfe des andauernden El Ninos stiegen die Temperaturen auf Rekordniveau, so die Protagonisten um Gavin Schmidt von der NASA: Nach GISS, dank einer erst im Sommer neu eingeführten Meerestemperatur-Reihe die höchst umstritten ist und den Meerestemperaturen vor allem nach 1997 einen kräftigen Kick nach oben verschaffte, kam die globale Mitteltemperatur von 2015 auf eine Anomalie von 0,87 °C, nochmals 0,13 °C wärmer als das Vorjahr. In den Netzwerken finden sich auch Vergleiche mit den Modellwerten, z.B. hier (Quelle: Zeke Hausfather).
Es sieht alles so aus, als wenn die Modelle doch Recht hätten? Nicht täuschen lassen! Gehen wir die Sache aus der Sicht der Klimatologie an, die mit Zeiträumen von mehr als 30 Jahren rechnen sollte. Hier ein Vergleich der linearen Erwärmungsraten für die letzten drei Endjahre, also für die Trends von 1960…1980 mit dem Ende 2013, 2014, 2015:
Wir erkennen, dass auf klimatologische Zeiträume das Endjahr 2015 den Trends einen Schub von ganzen 0,068 °C/ Jahrhundert (maximal!) verschafft hat, vergleicht man es mit den beiden kühleren Vorjahren. In schwarz sind die Trends des Model-Mittels bis 2015 eingezeichnet. Die Schere wird auch in einem Rekordjahr immer größer. Im Klima machen ein oder zwei Jahre eben noch keine Katastrophe. In den kurzfristigen Wettermeldungen schon, wie Sie den Schreckensmeldungen der Medien derzeit sicher unschwer entnehmen können.
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Vor einem halben Jahr führte die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) grundlegende Veränderungen in ihrem Klimaarchiv der globalen Temperaturendaten durch, die quasi über Nacht aus der bislang festgestellten Erwärmungspause plötzlich eine Erwärmung zauberte (siehe „NOAA in Not: Erwärmungspause der letzten 15 Jahre lässt sich nicht so einfach wegtricksen„). Solche Eingriffe sind nun zum wiederholten Mal geschehen, und „korrigieren“ die Daten stets in die eine Richtung, nämlich eine Überhöhung der aktuellen Temperaturen im Gegensatz zu den historischen Messdaten aus dem 20. Jahrhundert. Diesmal war es aber wohl doch etwas zu plump, so dass der US-Kongress eine Untersuchungskommission zur Prüfung der Vorgänge einsetzte.
Die lange nach Belieben agierende NOAA war entsetzt. Sie verweigerte zunächst die Kooperation mit der Kommission und hielt wichtige Emails unter Verschluss, die vom Kongress zur Klärung der Vorwürfe angefordert wurden. Anfang Dezember 2015 reichte Judicial Watch Klage gegen die NOAA ein. Dies zeigte möglicherweise Wirkung. Zwei Wochen später gab die NOAA ihren Widerstand auf und übergab die zurückgehaltenen Unterlagen. Gab es hier etwas zu verheimlichen? Wurde die Zwischenzeit vielleicht dazu genutzt, unbequeme Korrespondenz verschwinden zu lassen oder zu säubern? Auf jeden Fall ein Vorfall mit Geschmäckle.
Zwischenzeitlich räumte Gavin Schmidt ein, dass es einen Logikfehler mit den vorgenommenen Korrekturen gibt. In einer auf WUWT festgehaltenen Twitter-Korrespondenz gab Schmidt zu, dass sich die Troposphäre gemäß theoretischen Überlegungen eigentlich schneller als der Erdboden aufheizen sollte. Da wundert es dann doch, dass die von der NOAA herbeikorrigierte Erwärmung in den Satellitenmessungen nicht zu erkennen ist. Ob nun bald auch an den Satellitenwerten herumgedoktort wird?
Langjähriger Leiter des GISS-Datensatzes und Vorgänger von Schmidt ist übrigens der Hardcore-Klimaakivist James Hansen. Unter seiner Führung begann der Korrekturschlamassel. Ebendieser Hansen tritt aber auch für den verstärkten Einsatz der CO2-freien Atomkraft ein, mit der er den Klimkollaps verhindern möchte. Das gefällt seinen Aktivistenkollegen natürlich überhaupt nicht. Mittlerweile bekriegen sich die Klimaaktivisten daher bereits untereinander. Klimakriegerin Naomi Oreskes giftete im Anschluss an die Pariser Klimakonferenz gegen Hansen, er wäre ebenfalls ein Leugner, wenn auch der anderen Art.
Wo man früher die Begriffe ‚Dummkopf‘, ‚Blödmann‘ oder ‚Idiot‘ verwendete, wird heute nur noch ‚Leugner‘ verwendet. Sehr lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Auf den Schulhöfen Deutschlands geht es ähnlich zu. Dort hört man vor allem ‚eh, Du Opfer‘, was vermutlich das Gleiche bedeutet wie „Leugner“.
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Wolfgang Thüne beschäftigte sich am 16. Dezember 2015 auf Tichys Einblick mit dem neuen Schellnhuber-Buch „Selbstverbrennung“. Auszüge aus der Rezension:
In geradezu hochnotpeinlicher Eitelkeit dient ein zentraler Teil des Buches der Selbstdarstellung, der Pflege des eigenen Ich, sei es als exzellenter Chaosphysiker, als „intellektuelle Waffe“, als PIK-Direktor, Kanzlerin-Berater und atheistischer Papstberater, Commander des British Empire, Propagandist des 2-Grad-Ziels und Vater der „Kipp-Punkte“. Er ist Apokalyptiker und Zeitgeistverstärker. Nur er besitze die Weisheit, die „Selbstverbrennung“ des Planeten durch das „Giftgas“ CO2 zu erkennen, zu verhindern. […]
Der Untertitel des Buches „Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff“ ist bewusst falsch, wenn er bekennt: „Die Photosynthese ist die wichtigste biochemische Reaktion unserer Welt“. Noch ein Zitat: „Das Schicksal von Klima und Leben wird im Dreieck Sonneneinstrahlung, Karbonat-Silikat-Zyklus und Photosynthese entschieden.“ Auch der Satz ist eine Falschaussage: „Der Blick zurück in die Klimageschichte der letzten Jahrhunderttausende zeigt, dass während der Evolution des modernen Menschen die globale Mitteltemperatur niemals höher gelegen hat als etwa 1,5° C über dem Niveau zu Beginn der industriellen Revolution“. Alle Klimaoptima seit Beginn des Holozäns waren ausgeprägter als das Heutige. Im ersten Optimum vor etwa 10.000 Jahren erfolgte die Neolithische Revolution!
Wenn das Buch als nicht lesenswert, ja als gefährlich eingestuft wird, dann ob der kaum durchschaubaren Mixtur von Wahrheiten, Halbwahrheiten und klaren Unwahrheiten. Es ist für bestimmte politische Zwecke geschrieben und hat mit „Paris“ seinen Zweck erfüllt. Kein Staatsmann hat es wirklich gelesen, denn wer nichts weiß, weiß alles besser. Die Politik regiert mit dem Bauchgefühl, mit wohl dosierten Ängsten. Da kann kühler Sachverstand nur schaden.
Ganze Rezension auf Tichys Einblick lesen.
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Das ZDF feuerte im Vorfeld der Pariser Klimkonferenz aus vollen Rohren. In der Sendung Frontal21 betrieb der Sender lupenreinen Klimalarm. Ab Minute 33 geht es um die Klimaapokalypse (Video hier). Das Meer fräße die Küste im Senegal weg, natürlich erst seit der Mensch so böse ist. Steigender Meeresspiegel, immer schlimmere Stürme und heftige Regengüsse wären der Beweis, dass der Klimawandel hier bereits zugeschlagen habe. Der Ort Sangomar wäre früher zu Fuß zu erreichen gewesen, heute muss man mit dem Boot übersetzen. Das Land wäre plötzlich überflutet worden, wegen des Klimawandels. Im Film heißt es aus dem Off gefährlich „Jeden Tag rückt der Ozean weiter vor“.
Auch die Küstenerosion mit von der Kante abbrechenden Häusern wäre natürlich eine Folge des Klimawandels. Zur Krönung des Beitrags dann der Auftritt des päpstlichen Klimaberaters Schellnhuber. Er warnt vor hunderten Milllionen Klimaflüchtlingen, die sich mit Gewalt in den Norden zu uns aufmachen. Eine Völkerwanderung. Er fabuliert, dass Menschen bald im Freien nicht mehr existieren könnten, weil es dann zu heiß wäre. Selbst wenn Sie nackig herumliefen, müssten Sie den Hitzetod sterben. Gemäß Schellnhuber-Theorie müssten dann aber alle Tuaregs der Sahara bereits heute tot sein.
Was sich Frontal21 hier leistet ist haarsträubend. Politisch verordnete Propaganda zur Einstimmung auf Paris. Wie sieht es im Senegal wirklich aus?
Steigender Meeresspiegel:
Die offizielle Küstenpegel-Messstelle liegt in Dakar. Auf der PSMSL-Webseite ist die Meeresspiegelkurve abrufbar:
Erstaunlich: In den letzten 20 Jahren ist der Meeresspiegel in Dakar und Senegal ziemlich stabil geblieben. Größere vertikale Landbewegungen hat es am Pegel Dakar laut Le Cozannet et al. 2015 übrigens nicht gegeben. Auch im lägerfristigen Maßstab hält sich der Meeresspiegelanstieg in Senegal sehr in Grenzen, wie Dakar-Küstenpegelkurve für die 1940er-60er Jahre zeigt:
Der im Beitrag genannte Ort Sangomar, der angeblich durch den Klimawandel zur Insel geworden ist, hat sich durch einen ganz natürlichen Prozess vom Land getrennt. Ähnlich wie im Bereich der Ostfriesischen Inseln, herrschen an der senegalesischen Küste starke Strömungen, die Sandzungen aufbauen und nach einer Zeit wieder umschichten. Ein ganz und gar natürlicher Prozess. Viele Ostfriesische Inseln haben sich in den letzten Jahrhunderten kilometerweit verschoben. Hier die Beispiele Spiekeroog und Wangerooge nach Sindowski:
Genau dies ist nun auch in Sangomar der Fall. Das hätte das ZDF ganz einfach auf Wikipedia nachlesen können:
The rupture in Sangomar is the result of a natural process for the past few thousand years, which has also been noticed by sailors. In 1891, it was found that the gap had widened from 25 to 30m since 1886. In the twentieth century, several breaks were reported including: 1909, 1928, 1960, 1970, etc. The latest occurred on 27 February 1987 at a place called Lagoba. A year later, the gap was reported to be 1 km wide, and ten years later, about 4 km.Several camps and buildings were destroyed. The fish packing plant at Djifer was closed in 1996. The village located 4 km north of the first breakpoint is increasingly threatened and authorities are considering the evacuation of its inhabitants to the new port of Diakhanor.Parallel to the phenomenon of erosion, occurs a process of sedimentation: the extremity of the new Southern Island of Sangomar increases by 100 m per annum to the south and, on the opposite bank, the outskirts of the villages of Niodior and Dionewar are silting considerably, reducing traffic of vessels and contributing to the isolation of populations.
Das hatten bereits Barusseau et al. 1995 in einer Arbeit beschrieben:
The development of sand barriers, such as the present Sangomar spit and also the Langue de Barbarie, occurs at a centennial rhythm. Higher probability events (at the decade scale) are likely to perturb this development by inducing gaps in the sand barrier and, as the river goes beyond the sand barrier, the latter becomes incorporated in the deltaic plain, forcing the littoral drift to build a new sand barrier further forward.
Die Sangomar-Klimaente stellt eine grobe Irreführung der Zuschauer dar. Wusste es der verantwortliche Redakteur wirklich nicht besser, oder hat er mit Gewalt nach einer Klimaalarmstory für Paris gesucht?
Stürme
Sind die Stürme in Senegal wirklich in den letzten Jahrzehnten heftiger geworden? Auch nach intensiver Suche konnten keine Arbeiten gefunden werden, die dies belegen würden.
Extreme Regenfälle
Bleibt die Behauptung, es würde im Senegal immer extremere Regenfälle geben. Hier gibt es aus der Wissenschaft ein ganz klares NEIN. Es gibt keine verlässliche Trends imn den Extremniederschlägen im Senegal. Sarr et al. 2015 fanden:
Comparison of downscaling methods for mean and extreme precipitation in Senegal[…] Projected changes in extreme precipitations are not consistent across stations and return periods. The choice of the downscaling technique has more effect on the estimation of extreme daily precipitations of return period equal or greater than ten years than the choice of the climate models.