Um den IPCC-Chefsessel ist ein Kampf entbrannt. Fünf Kandidaten streiten sich um die Leiterrolle, wie der Klimaretter berichtet:
Fünf profilierte Klimawissenschaftler bewerben sich um den Vorsitz des Weltklimarates. Der neue IPCC-Chef soll im Oktober [5.-8.10.2015] in Dubrovnik in Kroatien gewählt werden. Während vier Bewerber seit Jahren im Vorstand des wissenschaftlichen Gremiums tätig sind und ähnliche Ziele erfolgen, will ein Außenseiter frischen Wind in die Arbeitsweise des IPCC bringen.
Mittlerweile ist sogar noch ein sechster Kandidat dazugekommen. Um welche „profilierten“ Klimawissenschaftler handelt es sich? Bringen sie mehr Fachwissen mit als der unehrenhaft entlassene Eisenbahningenieur Rajendra Pachauri, der die (Miss-) Geschicke der Organisation lange Jahre lenkte? Hier die Kandidaten:
Hoesung Lee (Südkorea): Wirtschaftswissenschaftler und IPCC-Vizechef. Der Klimaretter nennt die Schwerpunkte von Lee:
Er will stärker Wissenschaftler aus Entwicklungsländern einbinden und die Informationsbasis der Berichte auf die Wirtschaft, die Industrie und das Finanzwesen ausweiten. Besonderes Augenmerk will der Koreaner mit seiner Kandidatur auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Gesundheit, den Zugang zu Energie und den Abbau von Armut legen.
Alles tolle Ziele. Aber hat Herr Lee da nicht etwas vergessen? Geht es nicht um das Verständnis des Klimasystems, die Erklärung von ungelösten Punkten? Ganz oben auf der Liste: Weshalb können die Klimamodelle die Mittelalterliche Wärmeperiode nicht reproduzieren? Das räumt der IPCC sogar selber in seinem letzten Bericht kleinlaut ein. Dieselben Modelle, die hier versagen, werden dann ohne mit der Wimper zu zucken für Klimamodellierungen bis 2100 verwendet. Werden die Wissenschaftler aus den Entwicklungsländern dieses Thema endlich anpacken? Oder geht es um die Schaffung von Arbeitsplätzen von Klimawissenschaftlern? Gesundheitskarte für alle Bürger der Erde? Gute Idee, hat aber nichts mit dem Klima zu tun. Zugang zu Energie? Mit Solarkraft allerdings nur tagsüber.
Chris Field (USA): derzeit Vorsitz der IPCC-Arbeitsgruppe 2. Er will die Sachstandsberichte schärfen. Was auch immer das heißen soll.
Jean-Pascal Ypersele (Belgien): Der Belgier findet nichts Schlimmes daran, von Greenpeace Geld für Studien anzunehmen und gleichzeitig als IPCC-Offizieller tätig zu sein. Mit Interessenskonflikten hatte bereits ex-Chef Pachauri zu kämpfen. Die enge Verflechtung führender Klimaforscher mit Ökoaktivistengruppen wird immer mehr zum Problem für den IPCC. So es hatte der WWF geschafft, eine ganze Reihe von Vertretern in die Autorenschaft des Klimaberichts einzuschleusen. Eigentlich war der IPCC urprünglich als unabhängiges “Schiedsrichtergremium” gebildet worden, was durch die Aktivistenbeteiligung letztendlich ad absurdum geführt wurde.
Thomas Stocker (Schweiz): Stocker verschwendet in der Regel keine Zeit mit der Diskussion unbequemer Fakten (siehe “IPCC-Berichts-Chef Thomas Stocker zeigt im Weltwoche-Interview unerklärliche Gedächtnislücken: Die Gesprächsanalyse“) und hat für Pannen stets Sündenböcke parat (siehe “IPCC-Berichts-Chef Thomas Stocker gibt Klimaskeptikern die Schuld an missglücktem IPCC-Berichts-Launch“). Damit passt Stocker vermutlich genau auf die Stellenbeschreibung.
Nebojša Nakićenović (Montenegro): Will frischen Wind in den IPCC bringen. Aber aus welcher Richtung?
Ogunlade Davidson (Sierra Leone): Kam noch ganz zum Schluss als Kandidat dazu. Ogunlade wurde durch das Ministry of Transport und Aviation von Sierra Leone nominiert. Als ehemaliger Minister für Energie braucht Davidson jetzt dringend einen neuen Job.
Die aktuelle Liste der Nominierungen kann man auf der IPCC-Webseite einsehen. Dort findet sich auch eine riesige Liste anderer Kandidaten für weitere IPCC-Stellen, deren Namen jedoch ziemlich unbekannt sind.