Wir leben in einem Rekordzeitalter. Schneller, höher, weiter. Ein Jahr ohne Rekord wäre eine große Enttäuschung. Das gilt auch fürs Klima. Der Monat Juni war dieses Jahr (2015) ganz besonders ergiebig:
JUNI
Weltrekord! Am 21.7.2015 hängte Spiegel Online dem Juni 2015 die Goldmedaille um den Hals:
Globale Messungen: Juni knackt Wärmerekord
Noch nie haben Meteorologen global einen heißeren Juni registriert als in diesem Jahr [2015]. Die Forscher gehen davon aus, dass 2015 das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen wird. […] Gegenüber dem Vorjahresmonat bedeutet dies einen Anstieg von 0,12 Grad Celsius – und der Juni 2014 war bereits der heißeste seit Beginn der Messungen 1880.
Toller Witz. Erst werden die Originalmessdaten so lange korrigiert, bis wieder ein Erwämungstrend herauskommt, und dann kürt man die gedopten Temperaturen auch noch ziemlich frech als Sieger der Tour de Temperatur. Hier werden dringend Dopingkontrollen benötigt, die wieder einen fairen Wettbewerb herstellen. Wir hatten über die fragwürdigen Datenmanipulationen an dieser Stelle bereits berichtet („NOAA in Not: Erwärmungspause der letzten 15 Jahre lässt sich nicht so einfach wegtricksen„). Bob Tisdale hat einmal den Vorher-Nachher-Vergleich gemacht (Abbildung 1). Der neue, „gedopte“ Datensatz der NOAA mit der Bezeichnung ERSST.v4 wurde für die letzten Jahrzehnte um ein ganzes Zehntel Grad gegenüber dem früheren Datensatz ERSST.v3b angehoben. Das funktioniert wie EPO im Ausdauersport und gibt das kleine bisschen Extra, das schließlich den Sieg bringt.
Abbildung 1: Der neue, „gedopte“ Datensatz der NOAA mit der BezeichnungERSST.v4 wurde für die letzten Jahrzehnte um ein ganzes Zehntel Grad gegenüber dem früheren Datensatz ERSST.v3b angehoben. Quelle: Bob Tisdale/WUWT.
Die NOAA-Daten fließen direkt in die GISS-Temperaturen der NASA sowie NCEI ein, wo sich die Dopingkette dann fortsetzt. Die beiden Datensätze werden damit leider unbrauchbar. Vertrauenswürdiger sind die HadCRUT Temperaturen, die in Großbritannien gesammelt werden, sowie die Satelliten-Temperaturen UAH und RSS. Entsprechend sieht der Vergleich der Datenreihen aus. Die mit stimulierenden Medikamenten vollgestopften Reihen GISS und NCEI zeigen für die vergangenen 14 Jahre seit 2001 eine überraschende Erwärmung von fast einem Zehntel Grad (Abbildung 2). Beim regulär kämpfenden HadCRUT fällt diese Erwärmung jedoch nur halb so hoch aus. Per Satellit ist überhaupt keine Erwärmung festzustellen, im Gegenteil, es wurde in den letzten knapp anderthalb Jahrzehnten sogar leicht kühler.
Abbildung 2: Vergleich verschiedener Temperaturdatensätze für die vergangenen 14 Jahre. Quelle: Bod Tisdale.
Abbildung 3: „Ich ändere die Daten. Bete, dass ich sie nicht noch weiter ändere.“ Zeichnung: Josh.
Auch in Deutschland will man fündig geworden sein. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) meldete am 29.6.2015:
Der erste Sommermonat lag mit einer deutschlandweiten Durchschnittstemperatur von 16,0 Grad Celsius (°C) um 0,6 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung immer noch 0,3 Grad.
Heiß, heißer am heißesten. Ein simpler Chart der Juni-Temperaturen seit 1885 mit einem 7- jährigen gleitenden Mittelwert zeigt jedoch ganz Überraschendes (Abbildung 4): Im Vergleich zu den 1930er, 45er und 60er Jahren ist nämlich gar keine Erwärmung erkennbar. Es war damals sogar noch wärmer. Und auch vor 10 Jahren war es deutlich wärmer, nun ist es jedoch wieder abgekühlt in unserem Lande.
Abbildung 4: Juni- Temperaturen in Deutschland seit 1885, mit einem 7- jährigen gleitenden Mittelwert.
Das wollen wir noch etwas genauer wissen. Wetter-Statistiker Josef Kowatsch verfolgt die Temperaturentwicklung in Deutschland akribisch und fand unter Verwendung offizieller Temperaturdaten des DWD hochinteressante Trends, die der DWD gerne hätte erwähnen können: Die unbequeme Wahrheit: Die deutschen Juni-Temperaturen befinden sich seit 15 Jahren in der Tat auf Talfahrt (Abbildung 5).
Abbildung 5: Entwicklung der Juni-Temperaturen in Deutschland seit 2000. Daten: DWD. Graphik: Josef Kowatsch.
JULI
Bei den Juli-Temperaturen in Deutschland setzt sich der Aufwärstrend fort (Abbildung 6).
Abbildung 6: Entwicklung der Juli-Temperaturen in Deutschland seit 1994. Daten: DWD. Graphik: Josef Kowatsch.
AUGUST
In der Sommermitte sieht es wieder böse aus: Die August-Temperaturen in Deutschland sind in den letzten 15 Jahren abgesackt (Abbildung 7).
Abbildung 7: Entwicklung der August-Temperaturen in Deutschland seit 2000. Daten: DWD. Graphik: Josef Kowatsch.
Siehe auch Beitrag "Eine Analyse der Sommertemperaturen in Deutschland" (September 2014).