Da sich die Temperatur seit anderhalb Jahrzehnten standhaft weigert, weiter anzusteigen, werden Ersatzklimaängste benötigt, um die Idee der Klimakatastrophe am Leben zu erhalten. Dazu gehört zum Beispiel die ominöse Ozeanversauerung (siehe unser Blogbeitrag „Welche Rolle spielt die Ozeanversauerung? Eine Wissenschaftssparte mit noch vielen Fragezeichen„) sowie das schlagartige Auftauen des Permafrostbodens. Letzeres wurde gerade erst wieder in Doha auf dem UN-Klimagipfel thematisiert. Ulli Kulke diskutierte kürzlich im Donner + Doria-Blog, wie ernst die Permafrost-Gefahr eigentlich wirklich ist:
Es ist ein Thema, über das seit vielen Jahren – umstritten – diskutiert wird. Aber um die Eigendynamik auch in der Diskussion zu erhalten, fügte der Chef der UN-Umweltorganisation Unep bei der Vorstellung des Berichtes noch hinzu: „Die potenziellen Folgen (des Auftauens) für Klima, Ökosysteme und Infrastruktur sind zu lang übersehen worden.“ Die Botschaft: Alles also wieder mal viel schlimmer als bisher angenommen. Und: „Permafrost ist einer der Schlüsselfaktoren zur Zukunft unseres Planeten“. Was wirklich passiert im Permafrost, scheint auch Schaefer nicht zu wissen. Das Autorenteam schlägt deshalb vor, dass der Weltklimarat IPCC einen eigenen wissenschaftlichen Bericht zu den auftauenden Permafrostböden erstellen möge.
Das ist in der Tat eine gute Idee. Vielleicht kommt dann wieder etwas mehr Vernunft in die Debatte. Ulli Kulke würde dann auch gerne mehr Geologen bei dieser IPCC-Spezialstudie mit dabei sehen, denn diese können das Geschehen am besten in den Lauf der Zeit und die lange Permafrost-Geschichte einordnen. Kulke weiter:
Es ist auch bei weitem nicht so, dass die Folgen eines Auftauens des Permafrostes noch nie untersucht worden wären, der eisige Boden ist – umstrittener – Forschungsgegenstand seit vielen Jahrzehnten. Ich erinnere mich an ein Seminar in Bad Honnef im Frühjahr 2008, bei dem der Geoforscher und Permafrostexperte Georg Delisle aus Hannover seine Forschungen darlegte. Er hatte Zeiträume aus den letzten zehntausend Jahren untersucht, in denen die globale Temperatur mehrere tausend Jahre lang um bis zu sechs Grad wärmer war als heute. Eisbohrkerne, die er aus der Antarktis und aus Grönland gezogen hatte, gaben ihm genaue Auskunft über die Zusammensetzung der Atmosphäre während dieser Warmzeiten. Sein Resume: „Die Eiskerne sowohl vom grönländischen Eisschild wie auch aus der Antarktis ergeben keinerlei Hinweise auf eine erhöhte Freisetzung von Treibhausgasen zu jener Zeit, obwohl damals zwingend ein tiefgründigeres Auftauen des Permafrostes im Vergleich zu heute gegeben war.“ So stand es damals auf dem Poster für seinen Vortrag.
Offenbar sind CO2 und Methan stabiler im Boden verhaftet, auch wenn er auftaut. Delisle, damals bei der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe angestellt, bezeichnete es obendrein als heillosen „Blödsinn“, anzunehmen, der gesamte Permafrost könne bis zum Ende des Jahrhunderts aufgetaut sein. Soetwas würde Jahrtausende dauern. Seine Studie („Near-surface permafrost degradation: How severe during the 21st century?“), die dem Vortrag zugrunde lag, war nach allen Regeln geprüft („peer reviewed“), und sie ist nach meiner Kenntnis bis heute nicht widerlegt.
Weiterlesen auf Donner + Doria. Hier gibt es dann auch weitere Links zu den Originalquellen der besprochenen Studien.
Foto oben rechts: science@NASA / Lizenz: gemeinfrei