Die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) gab 2015 ein umstrittenes Positionspapier heraus. DMG-Mitglied Walter Fett reichte hierzu einen Leserbrief ein, der jetzt in den Mitteilungen DMG 01 / 2016 auf Seite 24 dankenswerterweise abgedruckt wurde. Walter Fett geht darin insbesondere auf den Erwärmungshiatus seit 1998 ein und kritisiert die mediale Überinterpretation einzelner Hitzespitzen des seit 17 Jahren anhaltenden Erwärmungsplateaus.
Das Autorenteam des DMG-Statements 2015 ließ sich die Gelegenheit natürlich nicht nehmen und druckte auf der nachfolgenden Seite 25 eine Replique ab. Dabei wird eingeräumt, dass die Erwärmung nicht gleichmäßig abläuft. Jedoch wird gleichzeitig versäumt zu erwähnen, dass die mittlere Erwärmungsrate sich entsprechend halbiert, wenn sich die Erwärmungsschübe mit Hiaten bzw. Phasen leichter Abkühlung abwechseln. Die DMG-Autoren verweisen auf die fortgesetzte Erwärmung der oberen Ozeanschichten, ignoriert jedoch die Ozeanzyklen, die 1977-1998 vermutlich den Ozeanen Wärme entzogen hat und die atmosphärische Erwärmung damit verstärkte. Die DMG-Autoren ’schmunzeln‘ über Walter Fetts Statistik, was ziemlich arogant wirkt, insbesondere weil Fett wichtige Punkte anspricht. Am besten, Sie lesen sich die beiden Briefe einmal selber durch und entscheiden dann selbst, ob – und über wen – sie schmunzeln. Das pdf ist hier.
Immerhin hat die DMG den Leserbrief abgedruckt, wofür man dankbar sein sollte. Anlässlich einer Tagung traf Walter Fett einige der Autoren des DMG-Positionspapiers und freute sich über eine unerwartet freundliche Begegnung. Überrascht zeigte sich Fett auch über die offenbar geringe Beteiligung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) an der Veranstaltung:
Die – dreijährig stattfindende – DMG-Tagung 2016, dieses Mal in Berlin, umfaßte eine dreistellige Zahl an Teilnehmern wie auch an Ausstellungspostern. Im DACH-Gebiet sind die drei Wetterdienste wohl die personalstärksten, jedoch nur aufgrund ihrer „Dienstleister“. Als Institut ist dagegen das PIK in Potsdam mit seinen Hunderten an Mitarbeitern gewiß das größte auf dem Gebiet der atmosphärischen Forschung. Da verwundert es schon, daß es auf dieser führenden Tagung lediglich mit nur einem einzigen Mitarbeiter (12 min Vortrag plus 1 Poster, also jeweils < 1% Anteil!) auf sich aufmerksam machte! Auch von deren leitenden Personen habe ich keinen bemerken können; es hat sich – so weit ich weiß – jedenfalls keiner öffentlich zu erkennen gegeben. Zeichen des Eingeständnis der eigenen Unbedeutendheit? Oder Arroganz? So weit ist doch Potsdam von Berlin-Dahlem auch nicht entfernt (zumindest äußerlich)!?
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Keines der Klimamodelle hat den angesprochenen Erwärmungshiatus kommen sehen. Die prognostizierten Temperaturen schießen meilenweit über das Ziel hinaus. Das gefällt den Aktivisten natürlich gar nicht. Sie tricksen daher bei den Graphiken was das Zeug hält. Judith Curry diskutiert in ihrem Blog einen solchen Versuch von Gavin Schmidt, Klimaaktivist und seines Zeichens Direktor des NASA-GISS-Instituts in New York.
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Vor zwei Jahren (2014) gab es auf dem Balkan heftige Überschwemmungen. Das PIK gab nun eine Pressemitteilung heraus und erklärte, solche Extremregenfälle hätten in ihrer Intensität seit 1950 spürbar zugenommen:
Rekord-Fluten im Balkan hängen mit Störung riesiger Luftströme zusammen
Die verheerenden Fluten im Balkan vor zwei Jahren hängen wahrscheinlich mit der zeitweisen Verlangsamung riesiger Luftströme in der Atmosphäre zusammen, wie Wissenschaftler jetzt herausfanden. Diese umkreisen den Erdball in Form gigantischer Wellen, die zwischen Äquator und Nordpol auf und ab schwingen und sich dabei normalerweise ostwärts bewegen. Vor zwei Jahren aber stockte ihre Vorwärtsbewegung für mehrere Tage – zugleich setzte sich ein Wettersystem über Bosnien, Herzegovina, Serbien und Kroatien fest, aus dem sich Rekordmengen von Regen ergossen. Die Studie der Wissenschaftler bringt neue Belege, dass die so genannte Resonanz planetarer Wellen ein Schlüsselmechanismus für Wetterextreme im Sommer ist. Zudem zeigen die Forscher, dass extreme Regenfälle im Balkan stark zugenommen haben. Dies übertrifft sogar noch die weltweit beobachtete Zunahme.
Eine Kleinigkeit bleibt in diesem Eingangsabsatz unerwähnt. Der statistische Beobachtungszeitraum ist nämlich ziemlich mager und reicht schlappe 65 Jahre zurück. In der Mitte der Meldung wird man da etwas präziser:
Während die durchschnittlichen Tagesniederschläge im Balkan seit 1950 nur wenig zugenommen haben, wuchs die Intensität der stärksten Regenfälle um ein Drittel, so ermittelten die Forscher. Im Mai 2014 waren die Niederschläge örtlich heftiger als jemals zuvor in dem untersuchten Zeitraum. Die Häufigkeit solch seltener und potenziell verheerender Extreme hat sich im Balkan in den vergangenen 60 Jahren verdoppelt. „Das ist beunruhigend, um so mehr weil wir eine Zunahme extremer Regenfälle an vielen Orten der Erde beobachten“, sagt Ko-Autor und PIK-Projektleiter Dim Coumou. „Die Veränderungen über dem Balkan sind erheblich größer als das, was aufgrund der einfachen Erwärmung der Luft zu erwarten wäre.“ In der Region wurde es seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts rund ein Grad wärmer; wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen und lässt pro Grad Erwärmung die maximal mögliche Regenmenge um 7 Prozent zunehmen. „Die beobachteten Veränderungen der Regenfälle im Balkan sind aber etwa fünfmal so stark – es müssen also andere Faktoren ins Spiel gekommen sein.“
Am Ende der Pressemitteilung greift das PIK nochmal in die psychologische Trickkiste. Der unvermeidliche Stefan Rahmstorf spielt auf der Emotionsklaviatur und sorgt sich um den Fortbestand der Menschheit:
„Unsere Ergebnisse liefern weitere Belege dafür, dass die planetaren Wellen Wetterextreme auslösen können“, sagt Ko-Autor Stefan Rahmstorf, Leiter des PIK-Forschungsbereichs Erdsystemanalyse. „Wenn diese Wellen sich durch Resonanz aufschaukeln, kann dies ernste Folgen für die Menschen haben. Ich mache mir Sorgen, dass der laufende Klimawandel günstigere Bedingungen für diese Art von Resonanzereignissen schafft.“
Tja, und wir machen uns Sorgen, dass hier auf Basis viel zu kurzer Zeitreihen Klimapanik erzeugt wird. Der Blick in die Literatur dokumentiert die enorme natürliche Variabilität des Klimas im Mittelmerrraum während der letzten Jahrhunderte und Jahrtausende. Dies gilt insbesondere für Extremniederschläge und Überflutungen. Erst im Juni 2015 erschien hierzu in CATENA eine wichtige Arbeit eines Teams um Gerado Benito vom Naturkundemuseum in Madrid. Die wissenschaftliche Realität: Es gab immer wieder Perioden mit erhöhten Extremniederschlägen. Besonders lange Phasen ereigneten sich im Mittelmeerraum 7400–7150, 4800–4600, 4100–3700, 3300–3200, 2850–2750, 2300–2100, 1700–1600, 1500–1400, 950–800, ca. 300, 200–100 Jahre vor heute. Da erscheint die anthropogene Erklärung des PIK-Kurzzeitrends schon fast lächerlich. Im Folgenden die Kurzfassung der Arbeit des Benito-Teams, welche von den PIK-Kollegen natürlich nicht zitiert wurde:
Holocene flooding and climate change in the Mediterranean
Mediterranean fluvial hydrology is characterised by decadal-to-multi-centennial length wet and dry episodes with abrupt transitions related to changes in atmospheric circulation. Since the mid-1990s site-based flood chronologies from slackwater deposits in bedrock rivers and regionally aggregated flood histories from alluvial deposits have developed increasingly higher resolution chronological frameworks, although regional coverage is still uneven. This paper analyses the spatial and temporal distribution of extreme Holocene hydrological events recorded in fluvial stratigraphy in the Iberian Peninsula (Spain and Portugal), southern France, southern Italy, Northern Africa (Morocco and Tunisia) and eastern Mediterranean (Greece, Crete, Turkey, Cyprus and Israel). This study constitutes the most comprehensive investigation of Holocene river flooding ever undertaken in the Mediterranean and is based on the analysis of 515 14C and 53 OSL dates. It reveals that flood periods in different regions cluster into distinct time intervals, although region-wide flooding episodes can be identified at 7400–7150, 4800–4600, 4100–3700, 3300–3200, 2850–2750, 2300–2100, 1700–1600, 1500–1400, 950–800, ca. 300, 200–100 cal. BP. Periods with more frequent floods in the western Iberian region coincide with transitions to cool and wetter conditions and persistent negative NAO mode. In Northern Africa increased flood frequency coincides with periods of generally drier climate, while in the eastern Mediterranean there is a higher incidence of extreme flood events under wetter conditions. Our meta-data analysis identifies an out-of-phase pattern of extreme events across the Mediterranean over multi-centennial timescales, which is particularly evident between the western Iberian and eastern Mediterranean regions. This centennial-to-multi-centennial see-saw pattern in flooding indicates that bipolar hydroclimatic conditions existed in the Mediterranean during the Holocene.
Auch Marcel Severijnen hat sich vor einiger Zeit im Klimaatblog mit dem Thema Balkan-Überschwemmungen beschäftigt. Dabei wertete er Daten ab 1935 für Belgrad aus und fand keine größeren Trends: