Die Hummerfischer von Maine an der Ostküste der USA haben jetzt endlich herausgefunden, was die Hummerbestände in letzter Zeit dezimiert hat: Es ist der Klimawandel! Dies jedenfalls erklärten jetzt Interessensvertreter im Rahmen einer Kampagne gegenüber der Öffentlichkeit. Da sich die Meerestemperaturen in den letzten Jahren leicht erhöht hätten, wären die Bestände kollabiert. Im gleichen Artikel wird jedoch auch ein Rekordfang von 126 Millionen Pfund aus dem Vorjahr eingeräumt. In einem Artikel der Financial Times Deutschland werden eben diese höheren Meerestemperaturen als Verbesserung der Lebensbedingungen für den Hummer in Maine gewertet und als Ursache für die wundersame Hummer-Vermehrung 2012 interpretiert. Durch die Hummer-Schwemme brachen damals die Preise zusammen (nicht aber die Hummer-Population). Wie passt dies alles zusammen? Offenbar wollen die Hummer-Fischer von Maine etwas vom Klimawandel-Entschädigungs-Kuchen abbekommen. Und vor allem wollen sie wohl von Vorwürfen seitens der Umweltschützer ablenken, dass eine Überfischung des Hummers vor Maine droht.
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Auf News.de erschien am 3. Juli 2013 ein typischer Klimaschocker-Artikel mit dem Titel „Hunderttausende Tote durch Klimawandel“. In guter alter Klimakatastrophen-Tradition werden dort unter Bezug auf eine neue Studie der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) furchterregende Wetter-Geschichten ausgebreitet. Wir wollen kurz nachprüfen, was an den Schilderungen dran ist. Hier ein Auszug:
Wirbelstürme und Hitzewellen – Hunderttausende Tote durch Klimawandel
Von Wirbelstürmen bis Hitzewellen mit insgesamt Hunderttausenden Toten hat die Welt zwischen 2001 und 2010 mehr Klimaextreme erlebt als früher. Mehr als 370.000 Menschen kamen infolge extremer Wetter- und Klimabedingungen ums Leben. Das seien 20 Prozent mehr als in der Dekade von 1991 bis 2000. Die Steigerung basiert vor allem darauf, dass deutlich mehr Menschen durch Hitzewellen starben.
Faktencheck: Eine Steigerung der Wirbelstürme ist in den letzten Jahrzehnten nicht festgestellt worden (siehe unseren Blogartikel „Hurrikanen scheint die Erwärmung egal zu sein: Keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme in den letzten Jahrzehnten„). Bei den Hitzewellen in den USA sticht noch immer eine Serie aus den 1930er Jahren hervor (siehe „US-Hitzewelle 2012 unterliegt im Temperaturwettstreit gegen die Dust Bowl der 1930er Jahre„). Auch insgesamt ist keine langfristige Steigerung des Extremwetters nachweisbar (siehe „Keine Belege für mehr Extremwetter in Deutschland“ und „Extremwetter in Mitteleuropa war gleichmäßig über die vergangenen 1000 Jahre verteilt„). Die behauptete Steigerung der Opferzahlen ist eher auf den Anstieg der Weltbevölkerung zurückzuführen. Vermutlich ist jedoch auch die Zählweise fehlerhaft (siehe „Spanische Umweltorganisation Dara macht sich mit Phantasiezahlen zu Klimawandeltoten lächerlich„).
Ein ziemlich schlechter Einstieg für News.de in das Thema. Schauen wir weiter, was News.de berichtet:
Zugleich war die erste Dekade des 21. Jahrhunderts nach Erkenntnissen von UN-Experten die wärmste seit etwa 1850, als die regelmäßige Aufzeichnung von Wetterdaten begann.
Erderwärmung setzt sich fort
Der seit langem zu beobachtende Trend zur Erderwärmung setze sich fort, mahnten sie. «Steigende Konzentrationen von Treibhausgasen verändern unser Klima mit weitreichenden Folgen», warnte der Generalsekretär der es laut Weltorganisation für Meteorologie (WMO) Michel Jarraud bei der Vorlage der umfangreichen Studie «Das globale Klima 2001-2010 – Eine Dekade der Extreme».
Korrekt, die erste Dekade des 21. Jahrhunderts war die wärmste seit 1850. Dies ist jedoch nicht überraschend, da wir uns in der Modernen Wärmeperiode befinden und die heutigen Temperaturen mit der Kleinen Eiszeit vergleichen, die 1850 endete. Die Zeit dazwischen entspricht dem Übergang zwischen diesen Extrem-Situationen. Berichtenswert wäre eher gewesen, dass die Erwärmung seit 1998, also nunmehr 15 Jahren pausiert. Anstatt diesen Punkt zu thematisieren, wird fälschlicherweise behauptet, der „beobachtete Trend zur Erderwärmung setze sich fort“. Eine schlimme Irreführung der Leserschaft und sachlich unwahr.
Dann geht es nochmal etwas ausführlicher zu den Wirbelstürmen:
Auch Zahl der Wirbelstürme nimmt zu
Zugleich nahm die Zahl tropischer Wirbelstürme im Nordatlantik zu: Sie stieg von 12 im langfristigen jährlichen Mittel (1981 bis 2010) auf durchschnittlich 15 zwischen 2001 und 2010. Weltweit wurden in der zurückliegenden Dekade fast 170.000 Menschen durch Stürme getötet. Dennoch sank im vorigen Jahrzehnt die Zahl der Toten durch Stürme im Vergleich zum Zeitraum 1991 bis 2000 um 16 Prozent. Dies sei vor allem den Frühwarnsystemen und der besseren Vorbereitung auf Unwetter zu verdanken.
Langfristig ist wie erwähnt keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme verzeichnet worden. Der unbekannte Autor des News.de Artikels tritt hier voll in die Wetter/Klima-Falle und ignoriert die natürliche Zyklik des Geschehens. Es ist seit geraumer Zeit bekannt, dass die Hurrikane im Nordatlantik (ACE) an einen wichtigen Ozeanzyklus gekoppelt sind, die Atlantische Multidekaden-Oszillation (AMO) (Abbildung 1). Während der ersten Hälfte des „langfristigen jährlichen Mittels 1981 bis 2010“ bewegte sich die AMO und daher auch die ACE in einem Minimum des 60-Jahreszyklus. Die Phase 2001-2010 hingegen fiel in das Maximum dieses Zyklus. Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass hier ein Wetterintervall von 10 Jahren mit einem Klimaintervall von 30 Jahren verglichen wird, was auch angesichts der Zyklik grober Unsinn ist. In den 1950er und 1960er Jahren gab es ähnlich viele Hurrikane wie 2001-2010.
Abbildung 1: Die atlantische Hurrikan-Aktivität (ACE) der vergangenen 60 Jahre verlief parallel zur Entwicklung der Atlantischen Multidekaden-Oszillation (AMO). Gleitende Mittelwerte auf 5- (oben) bzw. 11-Jahres-Basis (unten). Nach Hetzinger et al. 2008; Abb. 48 in „Die kalte Sonne“).
Es wird klar, dass der News.de Artikel fernab der seriösen Klimawissenschaften operiert. Umso erstaunlicher, dass die Wissenschaft die Klimaaktivisten unkommentiert gewähren lässt. Wieso funktioniert die Qualitätssicherung zwischen Medien und Wissenschaft nicht? Freut man sich in der Wissenschaft insgeheim, dass aufgrund der medial geschürten Klimaangst von der Politik höhere Fördergelder für die Klimawissenschaften bewilligt werden? Wissenschaftsethisch ist dieses Schweigen auf jeden Fall höchst bedenklich und die Akteure sollten sich Gedanken machen, inwieweit sie dies mit sich selbst noch vereinbaren können.
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Auf der Achse des Guten berichtet der Wissenschaftsjournalist Günter Ederer wie er auf die ’schwarze Liste‘ des Umweltbundesamtes kam. Hier ein Auszug:
Entweder bin ich blöd, oder ich bin korrupt, mindestens aber naiv und unbelehrbar und deshalb gefährlich. Das Bundesumweltamt jedenfalls lässt in seiner Broschüre: „Und sie erwärmt sich doch“ über den unaufhaltsamen Anstieg der Welttemperatur darüber keinen Zweifel aufkommen. Da werde ich außer meinen hochgeschätzten Kollegen Dirk Maxeiner und Michael Miersch als einziger Journalist mit Namen herausgehoben, der den Klimawandel leugnet und unsinniges Zeug verbreitet. Seither schwanke ich zwischen dem Stolz, so wichtig genommen zu werden und ungläubigem Erstaunen, wie leichtfertig eine staatliche Behörde bereit ist, die Meinungsfreiheit zu diffamieren.
An den Pranger werde ich gestellt, weil die Beamten der „Bundesklimakammer“ mich als einen „Klimaleugner“ identifiziert haben. Ein Klimaleugner, das ist ein partieller Irrer, Verwandter der „Holocaustleugner“, also kriminell und gefährlich. Das rechtfertigt natürlich den „Rufmord von Amts wegen“, wie die Zürcher Weltwoche das Verhalten des Bundesumweltamtes beschrieb. Nur – ich leugne den Klimawandel nicht.
Seit Jahrtausenden wechseln sich Eiszeiten mit Hitzephasen ab, dramatische Klimaveränderungen, die unsere Erde geformt und verformt haben. Seit etwa 30 Jahren gibt es die Lehre vom „Menschen gemachten Klimawandel“ und den Streit, ob und inwieweit dieser für unser aktuelles Wetter verantwortlich ist.
Weiterlesen auf der Achse des Guten.
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Im Herbst 2013 bringt der IPCC seinen 5. Klimazustandsbericht heraus. Die Hoffnung ist gering, dass natürliche Klimafaktoren diesmal ein deutlich höheres Gewicht bekommen. The Economist berichte jedoch nun am 20. Juli 2013, dass es Hinweise darauf gibt, dass die CO2-Klimawirkung (Klimasensitivität) im Bericht leicht reduziert wurde. Hier ein Auszug aus dem Artikel:
According to one table from the unpublished report, which was seen by The Economist (above), at CO2 concentrations of between 425 parts per million and 485 ppm, temperatures in 2100 would be 1.3-1.7°C above their pre-industrial levels. That seems lower than the IPCC’s previous assessment, made in 2007. Then, it thought concentrations of 445-490 ppm were likely to result in a rise in temperature of 2.0-2.4°C.
The two findings are not strictly comparable. The 2007 report talks about equilibrium temperatures in the very long term (over centuries); the forthcoming one talks about them in 2100. But the practical distinction would not be great so long as concentrations of CO2 and other greenhouse-gas emissions were stable or falling by 2100. It is clear that some IPCC scientists think the projected rise in CO2 levels might not have such a big warming effect as was once thought.
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