Christopher Schrader kennen Sie vielleicht. Er ist davon überzeugt, das klimatische Ende der Welt stünde unmittelbar bevor. Im Hauptjob arbeitet er für die Süddeutsche Zeitung. Nun tauchte jedoch auch einer seiner Artikel in Spektrum der Wissenschaft auf. Am 2. Dezember 2015 ging er dort seiner liebsten Beschäftigung nach, dem Bashing klimatisch Andersdenkender:
Klimawandel: Das Netzwerk der Leugner
Der Klimawandel hat – so er denn überhaupt stattfindet – nur natürliche Ursachen. Diese Behauptung feuert eine ganze Riege von Lobbyisten an Medien und Öffentlichkeit ab. Eine Analyse offenbart ihre Taktik.
Enorme Vorwürfe. Leugner, Seilschaften, Lobbyisten. Der Beginn ist rekordverdächtig, denn Schrader entgleist sogleich bei der Begründung. Ein alleiniges Wirken natürlicher Ursachen fordert nämlich kaum ein Klimaskeptiker. Vielmehr geht es um eine quantitative Diskussion der CO2-Klimasensitivität, dem Maß des Erwärmungspotentials des Kohlendioxids. Und hier gehen die Meinungen in der Fachwelt noch krass auseinander. Was möchte Schrader mit dieser unnötigen Polarisierung bezwecken? Weiß er es nicht besser oder verfolgt er gar aktivistische Ziele, die von seinen Redaktionen stillschweigend geduldet werden?
Im Artikel geifert sich Schrader dann an Zahlungen an Klimaskeptiker auf, vergisst jedoch, dass grüne Gruppierungen in der gleichen Zeit viel größere Summen eingenommen haben, um ihre Sichtweise der Öffentlichkeit aufzudrängen. Während PIK und Co Neubauten, Posten und neue Supercomputer am laufenden Band einheimsen, finanzieren sich klimarealistische Studien wie etwa unser Kartierprojekt zur Mittelalterlichen Wärmeperiode über Privatspenden, die um den Faktor tausend bis zehntausend unter den Zahlungsströmen der Klimaalarm-Seite liegen. Schrader täuscht über diese Verhältnisse hinweg, konzentriert sich auf die Vergangenheit und versäumt es über besonders krasse Fälle wie den Shukla-Skandal zu informieren, bei dem ein Universitätsprofesor und Klimaaktivist über Jahre Zusatz-Zahlungen im sechsstelligen Dollar-Bereich von grünen Gruppierungen einstrich. Siehe „Auskömmlicher Klimaalarmismus: Ehemaliger IPCC-Leitautor erzielt mit der Beförderung der Klimakatastrophe Einnahmen von 750.000 US$ pro Jahr„. Der Fall war zur Zeit der Veröffentlichung des Spektrum-Beitrags bereits bekannt und hätte im Sinne der Ausgewogenheit auf jeden Fall berücksichtigt werden müssen.
Man könnte den Spieß umdrehen und sich fragen, wer wohl zukünftige Projekte auf der klimarealistischen Seite finanzieren könnte. Es ist davon auszugehen, dass die Deutsche Umweltstiftung, WWF & Co. keine Gelder zur Verfügung stellen würden. Aber woher das Geld für die dringend benötigten Untersuchungen nehmen? ExxonMobil ist aus der Förderung ausgestiegen, die Koch Familie offenbar ebenso. Mit Einnahmen aus der Google Onlinewerbung von 1,50 Euro pro Tag kommt man nicht weit. Dies ist vermutlich das Ziel der Klimaalarm-Seite, die Klimarealisten finanziell von den großen Geldströmen abzuschneiden. Der Artikel von Christoph Schrader beschreibt eine verdrehte Scheinwelt, die es vermutlich nur in den Köpfen der Hardcore-Aktivisten gibt. Weshalb Spektrum der Wissenschaft diesem offensichtlichen Aktivismus eine Bühne bietet, bleibt ein absolutes Rätsel.
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Die noch immer anhaltende Erwärmungspause seit 1998 hat die Klimawissenschaften in Erklärungsnöte gebracht. Niemand hatte den Hiatus kommen sehen. Trotzdem versucht man schwerwiegende Maßnahmen gegen eine (derzeit pausierende) Klimaerwärmung durchzusetzen. Da wundert es nicht, dass bestimmte Gruppen versuchen, den Hiatus wegzuinterpretieren. Zuletzt haben dies IPCC-nahe Forscher versucht, die Datenlücken in der Arktis bzw. Änderungen in den Messverfahren als Ausrede verwendeten, um die Erwärmungspause zu leugnen. Siehe:
- Durchgefallen mit Pauken und Trompeten: Arktische Datenloch-Theorie zur Erwärmungspause in der Fachwelt gescheitert
- Softwareprogrammierer und Geographiestudent verblüffen die Fachwelt und verdoppeln kurzerhand die Erwärmung der letzten 15 Jahre: Rahmstorf klatscht Beifall und ist entzückt
- NOAA in Not: Erwärmungspause der letzten 15 Jahre lässt sich nicht so einfach wegtricksen
Gestandenen Klimawissenschaftlern wurde diese plumpe Trickserei nun zu bunt. In einem Newsletter des US Climate Variability and Predictability (CLIVAR) Program aus dem Sommer 2015 verurteilte der IPCC-Berichtsautor Gerald Meehl die fragwürdigen Rettungsaktionen seiner Kollegen:
There have been recent claims that the early-2000s hiatus (or more accurately a slowdown; the term “hiatus” will be used here to denote that slowdown), when the rate of global warming slowed compared to the previous two decades, was an artifact of problematic sea surface temperature (SST) data (Karl et al. 2015), lack of Arctic data (Cowtan and Way 2014), or both. Such claims indicate that when corrections are made to SST data, by taking into account various measurement methods that introduce biases in the data, then “there was no ‘hiatus’ in temperature rise…[and] a presumed pause in the rise of Earth’s average global surface temperature might never have happened” (Wendel 2015). Often there are issues with observed data that need adjusting – in this case such claims of “no hiatus” are artifacts of questionable interpretation of decadal timescale variability and externally forced response – not problems with the data. Thus, the hiatus is symptomatic of the much broader and very compelling problem of decadal timescale variability of the climate system. Recent research has shown that decadal variability in the Pacific associated with the Interdecadal Pacific Oscillation (IPO) plays a major role in driving naturally-occurring global decadal timescale climate fluctuations that are superimposed on the long term warming trend from increasing greenhouse gases (GHG) emissions throughout the 20th and early 21st centuries.
Der Hiatus ist also real. Bereits in unserem Buch „Die kalte Sonne“ interpetierten wir die Erwärmungspause seit 1998 als Folge der kühlenden Phase der Pazifischen Dekadischen Oszillation (PDO). Damals ernteten wir dafür heftige Kritik vom Klima-Establishment. Heute schlägt das Klima-Establishment genau diese Erklärung als Lösung vor. So ändern sich die Zeiten.