Wenn die Korallen eines Riffs einmal durch schwere Zeiten gehen, ist stets der böse Klimawandel im Verdacht. Neue Studien zeigen jedoch, dass Korallen sehr viel resistenter gegen Wärmestress und Ozeanversauerung sind als zuvor angenommen. De wahren Schuldigen schlüpfen dann oft durchs Netz. Dabei könnten auf Basis einer ehrlichen Analyse die Gefahren für die Korallen viel effektiver und schneller abgestellt werden, als mit dem esoterisch-philosophischen Hinweis auf die vermeintliche, langfristige Klimagefahr.
Was sind nun die wirklichen heutigen Hauptgefahren für die Korallenriffe? Die Webseite PCgames.de enthüllte am 2. Oktober 2012 zwei dieser nichtklimatischen Bösewichte:
Korallensterben im Great Barrier Reef wird durch Stürme und Seesterne beschleunigt
In den vergangenen 27 Jahren sind etwa die Hälfte der Korallen im australischen Great Barrier Reef gestorben. Setzt sich der Trend fort, wird der Korallenbestand schon bald auf nur noch fünf Prozent schrumpfen. Schuld daran ist nicht nur der Klimawandel, sondern auch Seesterne.
Nun müssen die Seesterne aufpassen, dass sie nicht bald verboten werden. Bei den Stürmen sei noch auf unseren folgenden Artikel verwiesen: „Studie der Universität Utrecht: Keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme im australischen Queensland während der letzten 200 Jahre“. Aber es gibt noch weitere Feinde der Korallen, wie Der Standard am 26. Mai 2014 berichtete:
Das weltweite Korallensterben ist nicht allein auf den Klimawandel zurückzuführen: Nach einer Studie von Bremer Wissenschaftern tragen auch Mikroorganismen in nährstoffreichen Sedimenten dazu bei. Experimente am Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie ergaben, dass die Stoffwechselprozesse der Kleinstlebewesen die Nesseltiere innerhalb weniger Stunden töten können. Ablagerungen, die wenig organische Stoffe enthielten, schadeten den Korallen dagegen nicht.
Da vermutet die Welt den Feind in der Atmosphäre und dabei attackieren in Wirklichkeit ganze Heerscharen von Mikroorganismen die Korallenriffe heimlich aus nächster Nähe im Ozean. Unterstützt werden die Mikroben bei ihrem verwerflichen Tun von Viren, wie die Oregon State University im Dezember 2012 meldete:
Viruses linked to algae that control coral health
Scientists have discovered two viruses that appear to infect the single-celled microalgae that reside in corals and are important for coral growth and health, and they say the viruses could play a role in the serious decline of coral ecosystems around the world.
Eine Forschergruppe um Sarva Mangala Praveena verriet im März 2012 in den Reviews in Environmental Science and Bio/Technology, dass den Korallen in Malaysia vor allem Gefahr durch Schwermetalle, Überfischung, Dynamitfischerei und Offshore Sandgewinnung droht. Hier die Kurzfassung:
Coral reefs studies and threats in Malaysia: a mini review
Coral reefs in Malaysia are about 4,006 km2 with over 550 species contributed to nation’s economy. Coral reefs studies and threats in Malaysia have been reviewed briefly. Perspectives are addressed as coral reefs studies, threats, gaps and future studies. Coral reefs in Malaysia are being damaged at an increasing rate where it faces natural and anthropogenic stresses. Excellent summaries are available in terms of coral reefs cover throughout Malaysia however scarce in terms of qualitative, quantitative and biogeographical data. There are also limited studies on heavy metals concentration in corals skeleton studies. Poor to fair conditions of coral reefs in Peninsular Malaysia is due to increases of sedimentation and tourism impacts. Overfishing and fish blasting were main threats of coral reefs damage in Sabah. In Sarawak, coral reefs are threatened by high sedimentation and sand mining. The 1998–1999 bleaching event also affected coral reefs in Malaysia due to climate change. Gaps in coral reefs studies can be completed by continuous collaborations between local and international researchers as well as research by local universities. Economic valuation, policy analysis and community participation are directions in future coral reefs studies in Malaysia. Future studies are to understand effects of management on coral reefs health and impact of pollution on coral reefs growth with a standard coral reefs methodology. Established legal systems to reduce threats received by coral reefs are also need to be introduced. Role of science-driven management with community participation and media mass are also gaps to be highlighted in future studies.
In Panama war es die Entwaldung der Küstenebenen, die den Niedergang der Korallenriffe seit den 1960er Jahren auslöste, wie ein Forscherteam um Katie Cramer im März 2012 in den Ecology Letters mitteilte. Hier die Kurzfassung:
Anthropogenic mortality on coral reefs in Caribbean Panama predates coral disease and bleaching
Caribbean reef corals have declined precipitously since the 1980s due to regional episodes of bleaching, disease and algal overgrowth, but the extent of earlier degradation due to localised historical disturbances such as land clearing and overfishing remains unresolved. We analysed coral and molluscan fossil assemblages from reefs near Bocas del Toro, Panama to construct a timeline of ecological change from the 19th century—present. We report large changes before 1960 in coastal lagoons coincident with extensive deforestation, and after 1960 on offshore reefs. Striking changes include the demise of previously dominant staghorn coral Acropora cervicornis and oyster Dendrostrea frons that lives attached to gorgonians and staghorn corals. Reductions in bivalve size and simplification of gastropod trophic structure further implicate increasing environmental stress on reefs. Our paleoecological data strongly support the hypothesis, from extensive qualitative data, that Caribbean reef degradation predates coral bleaching and disease outbreaks linked to anthropogenic climate change.
Bemerkenswert ist auch, dass das Handelsblatt in einem Korallendramabeitrag vom 9. Juli 2012 die Ozeanversauerung mit keiner Silbe erwähnte:
Klimawandel: Korallenriffe in akuter Gefahr
Korallenriffe gehören zu den wichtigsten Lebensräumen unseres Planeten, sie bieten Tieren Schutz und Menschen ein Einkommen. Doch der Klimawandel setzt ihnen dramatisch zu, wie eine aktuelle Studie untermauert. […] „Wir haben ein Zeitfenster, um etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen, doch es wird sich schnell schließen“, sagte Terry Hughes, Vorsitzender des Symposiums. Steigende Meerestemperaturen gefährden die Lebensgrundlage der Korallen und führen zur sogenannten Korallenbleiche, heißt es in dem Bericht des World Resources Institute. Bei dieser Erkrankung stoßen die Korallen mit steigenden Wassertemperaturen bestimmte Algen ab, mit denen sie normalerweise in einer Zweckgemeinschaft leben. Das führt zum Ausbleichen und schließlich zum Absterben der Korallenstöcke.
Erneut werden Überfischung, die Einleitung von Abwässern ins Meer sowie außerdem die Küstenbebauung angeführt. Gegen die meisten dieser Gefahrenquellen für die Korallen könnten wir schon heute aktiv etwas unternehmen, mit unmittelbarer Erfolgsgarantie. Mit einem kleinen Teil der Klimawandelschutzgelder sollten wir daher Klärwerke errichten, illegale Bauten in Riffnähe abreißen, die Fischerei beschränken, das Seesternproblem angehen, die Küstenentwaldung stoppen und Aufforstung beginnen, Schwermetalleinleitungen verhindern, die Offshore-Sandbaggerei an sensitiven Stellen verbieten, Dynamitfischen härter ahnden und das Virenproblem näher untersuchen. Schluss mit der vornehmen Klimawandel-Heulerei, Ärmel hochkrempeln und ran ans Werk!