Eine der großen Fragen in den Klimawissenschaften ist die Unterscheidung von natürlichen und menschengemachten Anteilen in den beobachteten Klimatrends. Ab wann kann man eine Erwärmung dem Menschen eigentlich mit großer Sicherheit anlasten und wann ist es noch die natürliche klimatische Dynamik? Abgesehen von längerfristigen Schwankungen der Sonnenaktivität, ist das Klimasystem auch ohne äußere Taktgeber ständig in Bewegung. Ozeanzyklen und statistisches Rauschen sind immer zu berücksichtigen.
Christian Franzke vom British Antarctic Survey (BAS) hat kürzlich die Temperaturentwicklung von 109 Wetterstationen aus der europäischen und asiatischen Arktis untersucht, die allesamt eine Erwärmung während der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigten. Mithilfe eines neuentwickelten statistischen Tests überprüfte der Forscher aus Cambridge, ob es sich bei der jeweiligen Erwärmung um eine rein natürliche Entwicklung handeln könnte oder zwingend ein äußerer Impulsgeber, also etwa ein anthropogener Einfluss zur Erklärung notwendig ist. Hierzu entwickelte Franzke drei Nullmodelle, die das Spektrum der natürlichen Schwankungsbreite abdecken.
Das Ergebnis überrascht: Von den 109 Wetterstationen gab es lediglich 17 Stationen, deren Temperaturtrends nicht durch klimasysteminterne Schwankungen, also quasi klimatisches Rauschen erklärt werden konnten. Mindestens eines der Nullmodelle passte in diesen Fällen nicht zum Stationsprofil. Das heißt, dass sich die Temperaturentwicklung von 85% aller eurasischer Wetterstationen nicht signifkant von klimatischem Rauschen unterscheidet.
In einer noch strengeren Betrachtung, bei der gleich alle drei Nullmodelle verletzt werden mussten, gab es sogar nur eine einzige Wetterstation, deren Erwärmungstrend nicht mit natürlicher Variabilität erklärt werden konnte.
Christian Franzkes Arbeit erschien im Dezember 2012 in den Geophysical Research Letters.
Siehe auch Beiträge auf The Hockey Schtick und WUWT.
Foto oben rechts: Steve Jurvetson from Menlo Park, USA / Lizenz: This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license