Mitte Mai 2013 hat das Umweltbundesamt (UBA) eine layout-technisch professionell durchgestylte neue Broschüre mit dem Titel „Und sie erwärmt sich doch“ herausgegeben, in der die Behörde mit Journalisten und Wissenschaftlern abrechnet, die einen menschengemachten katastrophalen Klimawandel für nicht erwiesen halten. Noch vor wenigen Jahren hätte das UBA für ein solches Heft wohl vermutlich eher anerkennendes Schulterklopfen geerntet. Die Klimawissenschaften haben sich jedoch seitdem merklich weiterentwickelt. Heute ist klar, dass sich die Natur nicht an das simple CO2-zentrierte Katastrophenmodell hält und die Rolle natürlicher Klimafaktoren signifikant unterschätzt wurde. Das Echo auf die wissenschaftlich unausgewogene UBA-Broschüre fiel entsprechend deutlich aus: Fach- und Medienwelt sind entsetzt. Man muss kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass dieser Fauxpas für UBA-Leitung und Autoren möglicherweise unangenehme Folgen haben könnte. Mittlerweile hat sich die Empörung über den Skandal bereits so weit gesteigert, dass sich sogar die ansonsten eher IPCC-nahe heute-Redaktion des ZDF auf ihrer Webseite mit dem UBA-Pamphlet kritisch auseinandersetzte:
Das Dokument vergreift sich dabei im Ton – und in der Sache, meint Reinhard Schlieker. In seiner neuen Broschüre, deren Autor die Behörde verschweigt (Impressum: „Fachgebiet I 2.1 – Klimaschutz“) führt das Amt Fragen und Antworten zum Klimaschutz auf, etwa: „Wie kann man überhaupt das Klima vorhersagen, wenn schon eine Wettervorhersage für zwei Wochen im Voraus nicht stimmt?“, oder „Ist ein wärmeres Klima nicht generell von Vorteil?“. Alle diese Fragen werden dahingehend beantwortet, dass die Standpunkte der etablierten Klimaforscher bestätigt werden (Klimavorhersage ist natürlich etwas anderes als Wettervorhersage, und ein wärmeres Klima ist natürlich nicht von Vorteil, sondern führt zu Katastrophen und zum Aussterben ganzer Arten). Kurz: Die menschengemachte Erwärmung ist eine Tatsache, punktum. „Und sie erwärmt sich doch“ – ein Titel, der wohl an Galileo Galilei erinnern soll: Große Fußstapfen für eine simple Behörde. Der Titel ist Programm. Das Umweltbundesamt hat sich auf seine Wahrheit festgelegt.
Mit den klimawissenschaftlichen Thesen des UBA haben wir uns bereits ausführlich in einem früheren Blogbeitrag zu einer ähnlichen UBA-Vorgängerbroschüre mit dem Titel „Sonne, Treibhausgase, Aerosole, Vulkanausbrüche – gibt es einen Favoriten bei den Klimaänderungen?“ auseinandergesetzt (siehe unseren Blogbeitrag „Einseitiges Klima im Umweltbundesamt: Was steckt dahinter?„). Bereits damals wurde klar, dass die Behörde unbequeme Fakten im Zweifelsfall ignoriert und den Lesern wichtige Zusammenhänge vorenthält, wohl um die eigene Argumentation zu stützen. Um Duplikationen zu vermeiden, wollen wir uns daher in dieser Besprechung auf Kapitel 5 „Klimawandelskeptiker in Deutschland“ der neuen Broschüre konzentrieren, das auf Seite 111 beginnt (das pdf des Heftes ist übrigens kostenfrei auf der UBA-Homepage herunterladbar).
Bereits die Begrifflichkeit der Kapitelüberschrift ist falsch: Die angeblichen „Klimawandelskeptiker“ bezweifeln nämlich gar nicht, dass sich das Klima wandelt. Und sie bezweifeln in der Regel noch nicht einmal, dass es einen menschengemachten Anteil am Klimawandel gibt. Besser würde hier daher der Begriff „Klimarealist“ passen, da es hier vor allem um Gedanken zur quantitativen Aufteilung der verschiedenen anthropogenen und natürlichen Klimatreiber im Klimamix geht. Grundlage hierfür sind zahlreiche paläoklimatische sowie physikochemische Daten aus der reichen Flut an neuen Studie zu diesem Thema. Eine solch differenzierte Betrachtungsweise passt jedoch offenbar nicht in das grobe Schwarz-Weiß-Muster, das sich in das deutsche klimawissenschaftliche Establishment in den letzten Jahren eingeschlichen hat. Für die polarisierte UBA-Sichtweise werden auf jeden Fall keine wissenschaflichen Graustufen benötigt (UBA S. 111, Fettsetzung ergänzt):
„Beck 2010 weist darauf hin, dass sich in der Bundesrepublik beispielsweise bereits ab Mitte der 1980er Jahre durch die Arbeit der Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages ein breiter Konsens darüber herausgebildet hat, dass der Klimawandel bereits stattfindet, katastrophale Folgen haben wird und sofort und umfassend gehandelt werden muss.“
Die Katastrophe ist also schon lange beschlossene Sache. Das wundert wenig, war doch der heutige UBA-Präsident Jochen Flasbarth von 1992-2003 hauptamtlicher Präsident des der Klimakatastrophe zugeneigten Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und forderte 2009 für die Mitte des 21. Jahrhunderts gar ein „CO2-freies Deutschland“. Da ist es egal, dass die aktuelle Forschung dies mittlerweile ganz anders sieht. Auf der gleichen Seite der Broschüre beginnt dann eine ‚Schwarze Liste‘ mit Namen von prominenten „Klimawandelskeptikern“ in Deutschland, die (O-Ton UBA:) „hierzulande Zweifel verbreiten.“ Gleich an Nummer zwei auf der Liste erscheinen die Autoren des Buches „Die kalte Sonne„, Fritz Vahrenholt und Sebastian Lüning. Was haben wir uns zuschulden kommen lassen, dass man unser Buch von Staats wegen als wissenschaftliche unsittliche Literatur brandmarkt? In der UBA-Broschüre wird es dankenswerterweise erläutert:
„Die beiden Autoren stellen grundlegende Erkenntnisse der Klimaforschung in Frage. In erster Linie machen sie natürliche Ursachen wie die schwankende Strahlungsintensität der Sonne für die globale Erwärmung in den letzten Jahrzehnten verantwortlich.“
Ja, das ist ja ungeheuerlich. Jeder sollte doch eigentlich wissen, dass man in der Wissenschaft niemals „grundlegende Erkenntnisse in Frage stellen“ sollte. Alfred Wegener kann ein Lied davon singen. Der Vater der Kontinentaldrift hatte damals den Aufstand gewagt und dafür auch prompt die Quittung in Form von wissenschaftlicher Erniedrigung und Karrierebremsen bekommen. Hätte er damals als Meteorologe nicht die Courage gehabt gegen das geologische Establishment aufzubegehren, wer weiß ob die Erdplatten vielleicht noch heute unbeweglich vor sich hindämmern würden (siehe unseren Blogartikel „Kontinentalverschiebung und Klimawandel: Die wundersame Wiederholung der Wissenschaftsgeschichte„).
Was ist aus den Thesen der kalten Sonne geworden, gut ein Jahr nach Veröffentlichung des ketzerischen Werkes? Die Überprüfung fördert Überraschendes zutage: Vahrenholt/Lüning hatten damals über Hinweise geschrieben, dass die CO2-Klimasensitivität wohl deutlich geringer ausfällt als vom IPCC angenommen. Und in der Tat, die Wissenschaft scheint momentan genau diese These zu bestätigen. Im Monatstakt erscheinen derzeit neue Publikationen in begutachteten Fachzeitschriften, in denen von Klimasensitivitäten ausgegangen wird, die zum Teil nur halb so hoch sind wie die in den IPCC-Modellen (siehe unseren Blogbeitrag „Hinweise auf eine niedrigere CO2-Klimasensitivität verdichten sich: Drei neue Arbeiten erteilen den IPCC-Katastrophenszenarien eine Absage„).
Eine weitere These im vom UBA als fehlerhaft dargestellten Vahrenholt/Lüning Buch war, dass ein signifikanter Anteil der Erwärmung 1977-1998 auf das Wirken von Ozeanzyklen zurückgehen soll. Auch diese These wurde mittlerweile von der aktuellen Wissenschaft bestätigt (siehe unsere Blogartikel „Neue Arbeit in PNAS: 40% der Erwärmung der letzten 50 Jahre ist durch Ozeanzyklen bedingt“ und „Wu et al. 2011: Erwärmung im späten 20. Jahrhundert durch Ozeanzyklen verstärkt„).
Und dann wäre da noch die Sonne, die laut UBA angeblich so nahezu keine Klimawirkung haben soll. Das Geoforschungszentrum Potsdam widerspricht dem mittlerweile vehement (siehe unsere Blogbeiträge „Geoforschungszentrum Potsdam: Solarflaute vor 2800 Jahren löste Kälteperiode in Mitteleuropa aus“ und „GeoForschungsZentrum Potsdam mit neuer wegweisender Sonderpublikation zur Klimadebatte„).
Anstatt in der Broschüre diese neuen Entwicklungen anzuerkennen und eine fruchtbare wissenschaftliche Weiterentwicklung bestehender Modelle zu versuchen, werden die Autoren Vahrenholt/Lüning vom UBA lieber persönlich diffamiert (S. 112):
Es ist deshalb für – zudem fachfremde – Einzelpersonen kaum möglich, sich neben einer andersgearteten hauptberuflichen Tätigkeit tiefgründig in „verschiedene Klimamodelle“ einzuarbeiten.
Fachfremd? Vahrenholt ist promovierter Chemiker, und die Chemie ist integraler Bestandteil der stark interdisziplinären Klimawissenschaften. Lüning ist promovierter und habilitierter Geologe. Auch die Geologie ist bekanntlich einer der fachlichen Grundpfeiler der Klimawissenschaften. Würde man der fehlgeleiteten UBA-Argumentation folgen, müsste man auch Stefan Rahmstorf als „fachfremd“ ansehen, da er „nur“ Physik und Ozeanographie und eben nicht „Klimawissenschaften“ studiert hat. Das UBA stellt den Lesern dann Vahrenholts Lebenslauf vor, mit dem verborgenen Ziel, ihn als eine Art Öl-/Gas-/Kohlemanager aussehen zu lassen:
Fritz Vahrenholt promovierte im Fach Chemie, arbeitete von 1991 bis 1997 als Umweltsenator von Hamburg, war danach im Vorstand der Deutschen Shell AG und ist seit 2001 Manager des Energieversorgungskonzerns RWE.
Falsch! Vahrenholt hat 2001 das Windkraftunternehmen REpower gegründet, hat es zur Weltspitze in der Branche geführt und war bis 2008 Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. So viel grüne Energie passte dem UBA offenbar nicht in die Story. Daher verschweigt die Behörde ihren Lesern wohl auch, dass Vahrenholt’s Aufgabe bei Shell seinerzeit der Aufbau der Erneuerbaren Energien im Konzern war. In Vahrenholts Shell-Vorstandszeit fällt zum Beispiel der Bau der ersten Solarfabrik in Deutschland. Erst 2008 wurde Vahrenholt zum Geschäftsführer der von ihm mitgegründeten RWE Innogy ernannt, einer Gesellschaft für Erneuerbare Energien, die Jahr für Jahr der größte deutsche Investor in diesem Sektor war. Ebenfalls verschwiegen wurde eine andere pikante Einzelheit. Vahrenholt war nämlich von 1976 bis 1981 Fachgebietsleiter „Chemische Industrie“. Und zwar wo genau? Na klar, beim Umweltbundesamt!
Schauen wir kurz, ob das UBA bei Co-Autor Sebastian Lüning besser recherchiert hat:
Sebastian Lüning promovierte in Geologie/Paläontologie und arbeitet als Afrika-Experte beim Öl- und Gasunternehmen RWE Dea.
Tja, Lüning promovierte nicht nur, sondern habilitierte sich auch in der Geologie/Paläontologie. Dabei verbrachte er lange Jahre an europäischen Universitäten mitsamt einer langen Publikationsliste. Zudem ist Lüning seit vielen Jahren als Gutachter für geowissenschaftliche Fachzeitschriften sowie nationale und europäische Forschungsgremien tätig. Dem UBA ist dies wiederum keine Silbe wert. Ärgerlich ist zudem ein weitere UBA-Fehler. Lüning ist nämlich seit geraumer Zeit nicht mehr beim „beim Öl- und Gasunternehmen RWE Dea“ beschäftigt. Auch Vahrenholt ist übrigens nicht mehr Vorstandsvorsitzender der RWE Innogy, sondern mittlerweile Alleinvorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. Da kollabierte sie plötzlich, die von interessierten Kreisen liebgewonnene RWE-Klimaverschwörungstheorie.
Offensichtlich geht es den Autoren der UBA-Studie hier vor allem um eine einzige Sache, nämlich Klimadiskussionsteilnehmer mit berechtigten, unbequemen Fragen herabzuwürdigen und damit öffentlich zu eliminieren. Sind die Erklärungsnöte mittlerweile wirklich so groß, dass der Kritik nicht mehr mit Sachargumenten begegnet werden kann? Wissen sich die Unterstützer des Klimakatastrophenmodells möglicherweise nicht mehr anders zu helfen, als kurz vor dem Strafraum die Notbremse zu ziehen, anstatt mit sauberer Technik die Oberhand zu behalten? Im Fußball würde ein solches Vergehen üblicherweise mit der Rote Karte geahndet. Wie beim Fußball gibt es auch beim UBA nur zwei Spielerfarben, die Guten und die Bösen. Die Guten, das ist vor allem Stefan Rahmstorf, von dem gleich 8 (in Worten: acht) Publikationen im Literaturverzeichnis der Broschüre zu finden sind. Die Broschüre rührt zudem kräftig die Werbetrommel für Rahmstorfs Blog (UBA, S. 116, Fettsetzung ergänzt):
Gemeinsam mit den Professoren Anders Levermann (PIK) und Martin Visbeck (Leibniz Institut für Meereswissenschaften in Kiel) kommentiert Prof. Rahmstorf im Internetblog Klima-Lounge (http://www.scilogs.de/wblogs/blog/klimalounge) auf äußerst interessante und verständliche Weise Thesen von „Klimawandelskeptikern“, Medienberichte, aktuelle Ereignisse mit Bezug zum Klima und zur Klimawissenschaft sowie neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: „…auf äußerst interessante und verständliche Weise“. Das hätte Rahmstorf selbst nicht schöner schreiben können. Apropos. Wer hat denn eigentlich die UBA-Broschüre verfasst? Im Impressum (UBA S. 120) steht darüber jedenfalls nichts. Der oder die Autoren bleiben im Dunkeln. Ja, wer könnte es nur sein? Bereits anlässlich einer anderen Broschüre hatten wir uns zu diesem Thema Gedanken gemacht (siehe unseren Blogartikel „Einseitiges Klima im Umweltbundesamt: Was steckt dahinter?„):
Wie kommt es, dass das UBA vollständig hinter den Ansichten des IPCC steht? Die wissenschaftliche Fachdiskussion ist doch viel breiter, als es der Synthesis Report des IPCC vorgibt. Warum nimmt das UBA die Kritik an dem UNO-Gremium nicht ernst? Um diese Frage zu beantworten, müsste man wissen, wer eigentlich die besagte Broschüre überhaupt geschrieben hat. Im Impressum des Heftes ist nur das UBA als Herausgeber angegeben. Der oder die Autoren sind nicht aufgeführt. Spielen wir also ein bisschen Sherlock Holmes und stöbern in der Literaturliste des Heftes herum. Sag mir was Du liest, und ich sage Dir wer Du bist. Gleich zweimal werden in dieser offiziellen Broschüre der Bundesbehörde Artikel von Georg Hoffmanns IPCC-nahem Prima Klima-Blog aufgeführt. Das ist schon bemerkenswert. Man hätte angenommen, dass hier überwiegend begutachtete Literatur zitiert wird, aber nein, zwei Blogartikel. Wir hatten uns kürzlich schon einmal etwas genauer mit Prima Klima beschäftigt und fahndeten nach einem Trend, den Hoffmann mit magischen Kräften verschwinden ließ (siehe unseren Blogartikel „Prima gemacht: Trendhinweg-Zauberer Georg Hoffmann“). Und in dieser Art geht es leider auch noch munter weiter in der UBA-Ausarbeitung. Aus Stefan Rahmstorfs Blog werden gleich drei Artikel zitiert, dazu noch sein Buch sowie eine Pressemitteilung vom PIK-Kollegen Feulner. Es ist schon bezeichnend, dass in der wichtigen Nature-Publikation des CLOUD-Konsortiums der Name des Erstautors sowohl im Text als auch im Literaturverzeichnis der UBA-Broschüre falsch geschrieben ist („Kirby“ statt „Kirkby“). So richtig intensiv hat man sich mit dieser Studie und den Ergebnissen wohl nicht befasst.
Man wird das blöde Gefühl nicht los, dass hier die „Guten“ über sich selbst anonym Gutes geschrieben haben. Und keiner kann es nachprüfen. Die perfekte Tarnung. Transparenz à la Umweltbundesamt. Wenn Abgeordnete in Bayern ihre Ehefrauen als „Sekretärinnen“ einstellen ist das Geschrei groß. Wenn Klimaalarmisten bzw. deren Vertraute sich unter dem Deckmäntelchen der Neutralität einer Bundesbehörde selbst loben und selbst zitieren, dann ist das offenbar ok. Mit dieser dumpfen Vermutung im Hinterkopf lesen sich plötzlich einige Sätze in der UBA-Broschüre ganz anders (S. 113, Fettsetzung ergänzt):
Einige Klimaforscher setzen sich zeitnah und sehr engagiert mit unhaltbaren Thesen und Falschinformationen auseinander. Im Abschnitt 7 haben wir eine Auswahl entsprechender Informationsquellen aufgelistet.
Könnte es vielleicht sein, dass es sich bei den „unhaltbaren Thesen und Falschinformationen“ lediglich um durchaus berechtigte, jedoch konkurrierende wissenschaftliche Sichtweisen handelt, die mithilfe von ein paar gezielte Fouls aus dem „Spiel“ gekickt werden sollen? Das ZDF teilt auf seiner heute.de-Webplattform offenbar diese Meinung:
Der Furor, mit welchem einige Wissenschaftler, für ihren Berufsstand sehr ungewöhnlich, gegen Menschen mit abweichender Meinung vorgehen, hat in Deutschland gerade einen bisher ungekannten Höhepunkt erreicht. Die Publikation des Umwelt-Bundesamtes überschreitet Grenzen: Dass eine solche Broschüre einseitig ausgerichtet ist, mag der Steuerzahler, der sie finanziert, noch hinnehmen. Schlimmer ist allerdings, was im zweiten Teil des Heftes passiert.
Amtlicher Rufmord für die „gute“ Sache
Im Abschnitt „B“ nämlich wird behauptet, dass die Wissenschaft sich einig sei – und in der von gewissermaßen irregeleiteten Journalisten beeinflussten öffentlichen Debatte dagegen Ahnungslosigkeit herrscht. Dieser Teil fußt wesentlich auf Erkenntnissen des Forschers Prof. Stefan Rahmstorf, der am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung arbeitet und vehement dafür streitet, dass nur qualifizierte Wissenschaftler ein Recht haben sollen, sich zu Klimathemen zu äußern – anderen spricht er die Befähigung ab. Die Broschüre wartet in diesem Sinne mit der Erkenntnis auf, dass im Gegensatz zu den „guten“ Wissenschaftlern die Skeptiker vor allem von der Ölfirma Exxon Mobil gesponsert würden, und daher wissentlich Falschmeldungen verbreiten würden.
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Auf der Schwarze Liste des UBA finden sich neben Vahrenholt/Lüning u.a. auch die beiden Journalisten und Publizisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch, die es laut UBA doch tatsächlich gewagt hatten, ihren Lesern mitzuteilen, dass die globalen Temperaturen seit mehr als einem Jahrzehnt stagnieren. Das ist doch sicher wieder so eine von diesen „unhaltbaren Thesen“ und „Falschinformationen“. Könnte man denken. Es sei denn, man macht sich die Mühe und schaut sich die Originaldaten an. Und da wird es sogar seit nunmehr 15 Jahren nicht mehr wärmer. Also haben Maxeiner/Miersch doch eigentlich nur die Wahrheit geschrieben. Könnte man denken. Allerdings hatte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) den beiden nicht die Genehmigung gegeben, dieses lange wohlgehütete Geheimnis publik zu machen. Daher haben sie nun das Nachsehen und sind für immer und ewig UBA-schwarzgelistet. Fast möchte man ihnen dazu gratulieren. Ist die Schwarz Liste möglicherweise vielmehr eine versteckte Anerkennung für kritisches Mitdenken? Nicht ganz neu, diese ganze Verhaltensweise, sagt Henryk M. Broder, der in der UBA-Zensur bedenkliche Parellelen zur deutschen Geschichte sieht. Hier ein Auszug aus seinem Meinungsbeitrag, der am 19. Mai 2013 in der Welt erschien:
Eine Behörde erklärt die Klimadebatte für beendet
Das Umweltbundesamt beansprucht die Deutungshoheit beim Klimawandel für sich und stellt Journalisten in der Debatte an den Pranger. Ein solches Vorgehen erinnert an Reichskulturkammer und DDR-Regime. […] Es gab im Dritten Reich eine Reichsfilmkammer, die das deutsche Filmwesen kontrollierte. Nur Mitglieder der Reichsfilmkammer durften in Filmproduktionen beschäftigt werden. Alle anderen hatten Berufsverbot. Dieselbe Regelung galt für die Reichstheaterkammer, Reichspressekammer, Reichsschriftumskammer, Reichsrundfunkkammer, Reichsmusikkammer und die Reichskammer der bildenden Künste. Alle diese Kammern wirkten unter dem Dach der Reichskulturkammer (RKK), die vom Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, ins Leben gerufen wurde. Mit dem Ende des Dritten Reiches verschwand auch die RKK mit ihren Abteilungen im Abgrund der deutschen Geschichte. Und bis jetzt hat niemand eine Neugründung oder Wiederbelebung einer solchen Einrichtung vorgeschlagen. Allerdings: Es gibt mittlerweile eine „Bundesklimakammer“, die unter dem Namen Umweltbundesamt firmiert. […] Es handelt sich um einen in der deutschen Nachkriegsgeschichte einzigartigen Fall von obrigkeitsstaatlicher Intervention in eine öffentlich geführte Diskussion. Die Frage, ob und wie stark sich die Erde künftig erwärmen wird, ist schon deshalb umstritten, weil die Prognosen auf unvollkommenen Simulationen und Computermodellen beruhen. Wie unsicher die Vorhersagen sind, zeigt sich schon daran, dass die durchschnittliche Erdtemperatur im Widerspruch zu den Hochrechnungen seit nun fast 15 Jahren stagniert, was der Wissenschaft – gelinde gesagt – Rätsel aufgibt. […] Würde das Bundespresseamt zum Beispiel in einer Broschüre bekannt geben, welche Positionen in der EU-Debatte „nicht mit dem Kenntnisstand der Politikwissenschaft übereinstimmen“ und Journalisten beim Namen nennen, die sich „EU-skeptisch“ geäußert haben, käme es zu einem Aufschrei in der Öffentlichkeit.
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Und was sagen deutsche Klimawissenschafler zum neuen UBA -Pamphlet? Hans von Storch kommentierte hierzu in seinem Blog Die Klimazwiebel wie folgt:
Dies ist das zweite Mal, dass das UBA Aufmerksamkeit erregt. Davor war es ein ehemaliger wissenschaftlicher Direktor Wicke, der in SZ und klimaretter auf die Pauke schlug, was vom Präsidenten Flasbarth via Twitter kritisiert wurde. Vorher hatte das UBA sich ja schon andere Fehlleistungen erlaubt (Verteilung von EINEM Szenario an Landes- und Kreisbehörden etwa) in Bezug auf Klimawissen. Ich vermute, dass sich bald öffentliches, kritisches Interesse auf das Dornröschenschloss UBA richten wird.
Andere Kommentatoren im gleichen Blog schreiben ebenfalls Aufschlussreiches:
Karl Kuhn: So viel farbig bedrucktes Papier für so wenig Text habe ich glaube ich noch nie gesehen
Quentin Quencher: […] dieses Papier zeigt wohl lediglich die funktionierenden Netzwerke an, oder auch Amigofilz, wie Du sagst. Es hat aber auch irgendwie etwas trotziges, wie der kleine Junge der mit dem Füssen stampft, die Arme vor der Brust verschränkt, und dabei schreit: „Und ich habe doch recht – ihr seid alle doof.“ […] Ich denke dieses UBA-Papier hat auch sein Gutes, es zeigt der Politik an wo Handlungsbedarf ist. Aber nicht so wie sich das die Alarmisten vorstellen, sondern derart dass der Laden ausgemistet gehört, da vernünftige Vorschläge von dort nicht mehr zu erwarten sind.
Die Schwarze Liste des UBA wird wohl nicht ganz ohne Folge bleiben, wie heute.de andeutet:
Die Betroffenen erwägen nach Informationen von heute.de Klage. heute.de hat dem Umweltbundesamt einen Fragenkatalog übersandt und um Aufklärung gebeten.
Gespannt darf man vor allem auf die Beantwortung der Frage sein, wer denn nun eigentlich der gesuchte Autor (oder die Autoren) der diffamierenden Broschüre sind. War dieser Autor (oder diese Autoren) bereits in der Vergangenheit für das UBA anonym tätig? War der/die Autor(en) möglicherweise auch an der Erstellung des UBA-Klimaschocker-Kinderbuches „Pia, Alex und das Klimaprojekt – Eine abenteuerliche Entdeckungsreise“ beteiligt (siehe unseren Blogbeitrag „Abenteuerliches Kinderbuch vom Umweltbundesamt eignet sich nicht als Gute-Nacht-Geschichte„)? Was für ein seltsamer Zufall: Stefan Rahmstorf ist ein begnadeter Schreiber von Klimaschocker-Kinderbüchern, wie die Kinderuni-PIK Webseite verrät…