Vor tausend Jahren erreichten die globalen Temperaturen ein ähnliches Niveau wie heute. Während der sogenannten Mittelalterlichen Wärmeperiode war das arktische Meereis stark abgeschmolzen, so dass die Wikinger ungestört Expeditions- und Versorgungsfahrten unternehmen konnten. Dabei entdeckten und besiedelten sie auch Island, Grönland und Neufundland.
Ein internationales Forscherteam um Eleanor Jones von der britischen University of York fand nun heraus, dass auf den Wikingerschiffen damals wohl auch jede Menge Mäuse mitgefahren sind. Anhand von DNA-Untersuchungen konnten sie zeigen, dass die heutigen Mäuse in den ehemaligen überseeischen Wikinger-Siedlungsgebieten ihre genetische Wurzeln in Norwegen haben. Während jedoch die Wikinger während der Kleinen Eiszeit ihre Kolonien aufgeben mussten, hielten die Mäuse-Kolonialisten offenbar die Stellung, wie jetzt herauskam.
Trotz des kältebedingten Rückzugs der Wikinger während der Kleinen Eiszeit-Sonnenflaute können wir einige wichtige Dinge von ihnen lernen, sagt Andrew Dugmore von der University of Edinburgh. Die Wikinger mussten sich dem natürlich wandelnden Klima stets anpassen und waren in ihrer Planung flexibel genug, um die Herausforderungen der Natur in dieser unwirtlichen Region bis zu ihrem Abzug zu meistern. Eine genaue Analyse der Wikinger-Periode auf Island und Grönland könnte daher laut Dugmore auch für die heute zu treffenden Entscheidungen hilfreich sein.
Die Mittelalterliche Wärmeperiode ist von Forschern aus vielen Teilen der Welt beschrieben worden. Entsprechende Publikationen wurden nach Regionen geordnet von co2science.org zusammengefasst. Ganz neu ist eine Arbeit eines spanischen Forscherteams um Mario Morellón. Sie untersuchten Sedimentkerne eines Karst-Sees in den Vorpyrenäen, in dem die Klimageschichte der letzten 1000 Jahre gespeichert ist. Die Wissenschaftler fanden ausgeprägte Klimazyklen, die sie zeitlich der Mittelalterlichen Wärmeperiode (MWP), der Kleinen Eiszeit und der Modernen Wärmeperiode zuordnen konnten. Während der MWP war der See durch Trockenheit und Salzbildung geprägt. Zur Zeit der Kältephase der Kleinen Eiszeit nahmen die Niederschläge zu und der Seespiegel stieg. Während der Modernen Wärmeperiode fiel der Seespiegel wieder. Die Forscher nehmen aufgrund der Synchronität von Niederschlägen, Temperaturen und solarer Aktivität eine signifikante Steuerung des Klimas durch die Sonne an.
Ebenfalls erst vor wenigen Monaten erschien im Fachmagazin „The Holocene“ eine neue Arbeit zur Mittelalterlichen Wärmeperiode in der Türkei. Johan Bakker von der Katholieke Universiteit Leuven in Belgien untersuchte zusammen mit drei Kollegen Pollen in Bodenprofilen nahe der archäologischen Stätte von Sagalassos im westlichen Taurusgebirge. Die Forscher fanden heraus, dass die Mittelalterliche Wärmeperiode hier durch feuchte Bedingungen geprägt war, während die Zeit wenige hundert Jahre zuvor durch Trockenheit gekennzeichnet war. Durch den Vergleich mit anderen Profilen in der Region wollen Bakker und seine Kollegen nun überprüfen, ob es sich um ein regional konsistentes Klimamuster handelt.
Johan Bakker war auch in eine Studie in Syrien über die gleiche Zeit involviert, die 2011 in der Zeitschrift Global and Planetary Change erschienen ist. Hier fanden die Forscher eine warme Mittelalerliche Wärmeperiode und eine sehr kalte, trockene Kleine Eiszeit.
Die gegensätzlichen Feuchtigkeitsentwicklungen in Spanien und der Türkei/Syrien zeigen, dass die Sonnenaktivitätsschwankungen vor 1000 Jahren zu großräumigen Klimaveränderungen geführt haben, die neben der Temperatur insbesondere auch die Niederschlagsverteilung betroffen haben. Die Reproduktion dieser solar-bedingten Klimaänderungen im Bereich der Mittelalterlichen Wärmeperiode wäre eine interessante und lohnende Aufgabe für Klimamodellierer, insbesondere da der IPCC nur eine verschwindend geringe Klimawirksamkeit der Sonne annimmt.