Von Uli Weber
Die Grundlage unseres Lebensstandards ist die industrielle Wertschöpfung durch Nutzung fossiler und atomarer Energieträger, ebenso wie unsere statistisch nahezu verdoppelte Lebenserwartung gegenüber „ökologischen“ Gesellschaften auf der alleinigen Grundlage von Ackerbau und Viehzucht.
Das globale Ölfördermaximum, einst ein wesentliches Argument für den angeblich notwendigen Umstieg auf „alternative“ Energien, ist heute in der Klimadiskussion offenbar kein Thema mehr. Anscheinend haben inzwischen auch die letzten Klima-Alarmisten verstanden, dass es sich dabei lediglich um einen veränderten wirtschaftlichen Gleichgewichtszustand handelt. Letztlich werden die zukünftig höheren Entwicklungs- und Förderkosten eben einen höheren Verbraucherpreis bewirken. Für ein mögliches Szenario beim Eintreten des globalen Ölfördermaximums können wir auf die Erfahrungen aus der Ölkrise der Jahre 1973/74 in Abbildung 1 zurückgreifen. Damals hatte eine Einschränkung der Welt-Erdölförderung um etwa 5 Prozent zu einem Ölpreisanstieg von etwa 3 auf 12 US-Dollar pro Barrel Öl geführt, also um etwa den Faktor 4. Dieser Preisanstieg hat dann die Förderung von Öl und Gas aus Lagerstätten in der Nordsee überhaupt erst wirtschaftlich möglich werden lassen.
Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf der Ressourcenentwicklung bei Öl und Gas
Und damit ist das Argument „Peak Oil“ für eine globale Dekarbonisierung natürlich verbrannt, denn auf das Ende der Ölförderung wird man bis zum Ende dieses Jahrhunderts vergeblich warten.
Man musste also irgendeine neue Weltuntergangshysterie „erfinden“, um das Angebot von Öl und Gas auf dem Weltmarkt künstlich einzuschränken. Zum Ende des letzten Jahrzehnts waren die USA nämlich schon dabei, sich durch eine ganz neue Fördertechnik aus unkonventionellen Lagerstätten wieder zu einem Selbstversorger mit Öl und Gas zu entwickeln.
Folgerichtig setzte in der Bevölkerung dann rechtzeitig zu Beginn dieses Jahrzehntes eine panische Hysterie gegen das sogenannte „Fracking“ ein, die bis heute durch keinerlei Sachkenntnis getrübt ist.
Oder kennen Sie vielleicht den Unterschied zwischen versiegelten und offenen Lagerstätten?
(engl. sealed and unsealed reservoirs)
Die Antwort ist ganz einfach, man unterscheidet konventionelle und unkonventionelle Kohlenwasserstoff-Lagerstätten (KW = Öl und Gas) folgendermaßen:
konventionell (=sealed/versiegelt): Diese Lagerstätten besitzen eine undurchlässige Deckschicht, die das Entweichen von Öl und Gas verhindert. In solchen Lagerstätten hat sich über Millionen von Jahren das aus dem sogenannten Muttergestein aufsteigende Öl oder Gas gesammelt. Die Porenräume haben untereinander Verbindung und üblicherweise herrscht dort ein höherer Druck als im umgebenden Gestein, etwa vergleichbar mit einem Bierfass. Bei einer solchen Lagerstätte muss man dann lediglich eine Bohrung als „Zapfhahn“ niederbringen, um daraus dann Öl oder Gas fördern zu können.
unkonventionell (=unsealed/offen): Diese Lagerstätten besitzen keine undurchlässige Deckschicht, sodass dort üblicherweise derselbe Druck herrscht wie im umgebenden Gestein. In solchen Lagerstätten kann sich kein erhöhter Lagerstättendruck bilden, weil die Kohlenwasserstoffe fein verteilt in nicht zusammenhängenden Porenräumen gefangen sind. Vielmehr treten aus solchen Lagerstätten permanent und selbständig Kohlenwasserstoffe aus und gelangen auf natürliche Weise ganz langsam an die Erdoberfläche. Das ist dann eher vergleichbar mit einem umgekippten Bierlaster, wo alle Flaschen zersprungen sind. Mit einem Zapfhahn kommt man da leider nicht weiter, man braucht vielmehr einen Absauger…
Wenn Sie also geglaubt haben sollten, dass Öl und Gas in unkonventionellen KW-Lagerstätten sicher und dauerhaft eingeschlossen sind, dann haben Sie sich schon mal geirrt. Vielmehr gelten hier definitiv alle Vorbehalte, die sie auch gegen ein Atommüllendlager haben mögen. Schlimmer noch, auch die konventionellen KW-Lagerstätten sind nicht wirklich dicht, aber Diffusion in geologischen Zeiten ist hier nicht das Thema…
Bleiben wir also bei den unkonventionellen KW-Lagerstätten. In einer unkonventionellen Lagerstätte wird das Gas/Öl also nicht dauerhaft zurückgehalten, sondern es wandert ganz langsam von sich aus ständig an die Erdoberfläche ab. Grund dafür ist, das Öl und Gas leichter sind als das Wasser, mit dem die Porenräume im Untergrund üblicherweise gesättigt sind. Deshalb wirkt auf Dauer eine unkonventionelle Förderung diesem natürlichen Entweichen von Öl und Gas aus diesen Lagerstätten sogar entgegen.
Beim sogenannten Fracking tritt also der Mensch als Konkurrent gegen das natürliche „Auslaufen“ einer unkonventionellen Lagerstätte an. Durch Fracking werden große Oberflächen geschaffen, um die in der Lagerstätte enthaltenen Kohlenwasserstoffe mit der natürlichen Druckdifferenz zwischen Lagerstätte und Erdoberfläche „abzufangen“, bevor sie sich ganz langsam auf ihren natürlichen Weg an die Oberfläche machen können. Man kann also von einem „Staubsaugereffekt“ sprechen, der den Kohlenwasserstoffen einen leichteren Weg an die Erdoberfläche bietet. Solange bei solchen Bohrungen und beim Fracking-Prozess selbst keine zusätzlichen Wegbarkeiten direkt ins Grundwasser hinein geschaffen werden, ergeben sich daher auch keine zusätzlichen Gefahren. Weitere Informationen zu Fracking finden Sie auf dem Blog erdoel-erdgas-deutschland oder direkt bei den Deutschen Erdgas- und Erdölproduzenten.
Alles, was an Öl und Gas bereits durch Fracking gefördert wurde, kann also später nicht mehr auf natürlichem Wege zur Erdoberfläche oder ins Grundwasser aufsteigen. Wenn wir uns also tatsächlich von einem „menschengemachten“ Ausfall der nächsten Eiszeit in 50.000 Jahren schrecken lassen, dann können wir doch nicht im Ernst gleichzeitig Angst vor Fracking haben.
Immerhin, das Fracking hat nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern in unserem Land furchtbar Angst gemacht, sondern auch den Ölscheichs. Deren Quasi-Monopol wird nämlich durch das Fracking gefährdet. Also verschleudern sie jetzt ihre Ölreserven zu Dumping-Preisen, um die Fracking-Konkurrenz klein zu halten, was man gut an den momentan relativ „niedrigen“ Tankstellenpreisen für Kraftstoff erkennen kann. Das hatte die amerikanische Fracking-Industrie zunächst auch sehr hart getroffen, weil sie erheblich höhere Förderkosten als die OPEC-Staaten hat. Dummerweise hat die Fracking-Industrie dann aber sehr schnell und sehr marktwirtschaftlich reagiert, sie hat sich der Konkurrenz gestellt und einfach die eingesetzten Technologien weiterentwickelt.
Die Grünstrom-Energiewende ist dagegen gänzlich gegen solche marktwirtschaftlichen Mechanismen abgeschottet und kann aus sich heraus niemals wirtschaftlich funktionieren. Auf der Grundlage von staatlicher Planwirtschaft ist nämlich keinerlei marktwirtschaftliche Entwicklung der Grünstromproduktion abzusehen, sie benötigt im Gegenteil immer höhere Subventionen, die natürlich aus der mit fossiler und atomarer Energie erzielten industriellen Wertschöpfung der darin tätigen Bürgerinnen und Bürger stammen. Es fragt sich am Ende also nur, wo nach der Dekarbonisierung der Welt die notwendigen Subventionen für alternative Energien herkommen sollen, wenn es gar keine konventionellen Industrien mehr gibt.
Wenn einstmals das Orakel von Delphi den Niedergang aller Industriegesellschaften dieser Welt vorausgesehen hätte, dann wäre dort wohl sibyllinisch eine „Dekarbonisierung der Welt“ geweissagt worden…
Literaturnachweis:
Abbildung 1 und Textzitat aus „Klimahysterie ist keine Lösung“ (ISBN 978-3844806625)