Die FAZ brachte am 7. Januar 2014 einen interessanten Artikel:
Politikberater – Die Kompetenzillusion
Orakelgekrakel: Wenn Politiker sich auf wissenschaftliche Berater verlassen, kann das übel enden. Milliarden werden dabei in den Sand gesetzt. Rekapitulation eines falschen Vertrauensverhältnisses.Wissenschaftliche Prognostiker sind die Propheten unserer Zeit. Doch oft halten die mathematisch verbrämten Zukunftsprognosen einer kritischen Überprüfung nicht stand. Das hat extreme Konsequenzen: Mangels eigenen Sachverstands verlassen sich Politiker auf diese Expertisen und verantworten leichtsinnig Investitionsentscheidungen, die in die Billionen gehen. Deshalb ist es Zeit für einen mathematical turn, damit wir die Rolle der Mathematik in den Wissenschaften besser verstehen. […] Wie kann es zu so einer fehlerhaften Konstruktion [gemeint ist die staatlich garantierte Ökostrom-Einspeisevergütung] kommen? Die Gründe sind vielschichtig. Zuerst fällt auf, dass in einer hochtechnisierten Welt die meisten Politiker auf der Grundlage ihrer Ausbildung nicht gerade prädestiniert sind, komplexe wissenschaftliche Sachverhalte zu beurteilen. Das erklärt die immer größeren Ausgaben der Regierung für externe Beratung. Die ökologische Energiewende, von den Grünen forciert, ist ein kompliziertes Thema. Bis vor kurzem wurde die Partei von Claudia Roth und Jürgen Trittin geführt. Trittin ist Sozialwissenschaftler. Roth brach das Studium der Theaterwissenschaften nach zwei Semestern ab und nennt sich seitdem Dramaturgin. Hilft dieses Wissen, die fatale Wechselbeziehung zu beurteilen, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit dem Emissionszertifikatehandel zu einem teuren Nullsummenspiel macht? Was für die Grünen gilt, gilt in vergleichbarer Weise für die anderen Parteien. Wissenschaftlich ausgebildete Politiker kann man mit der Lupe suchen. Dieser Umstand verstärkt die Gefahr, für Einflüsterungen wissenschaftlicher Berater, die den Anschein der Kompetenz erwecken, empfänglich zu werden. Das ist leichtfertig, da besonders die vergangenen zehn Jahre lehren, dass vermeintlichem Expertentum mit Vorsicht begegnet werden muss. Als Beispiel können Volkswirtschaftslehre und Klimatologie dienen, da diese Wissenschaften und ihre „Prognosen“ zur Grundlage für Investitionsentscheidungen in Billionenhöhe werden.
Weiterlesen auf faz.net.
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Fritz Vahrenholt klärte am 26. Januar 2014 in einem Gastartikel im Focus über einen Irrtum auf:
Der falsche Sündenbock
Diese Meldung machte Schlagzeilen: Die CO2-Emissionen sind 2013 trotz Energiewende gestiegen. Der Schuldige war in vielen Kommentaren schnell ausgemacht: „die schmutzige Braunkohle“. Wie falsch! Die CO2-Emissionen der Braunkohlekraftwerke sanken 2013 um zwei Prozent trotz eines leichten Anstiegs der Stromproduktion. Ursache für die Senkung der Emissionen ist die Stilllegung alter Braunkohlekraftwerke und deren Ersatz durch moderne Blöcke. Der Grund für den Anstieg der CO2-Emissionen war vielmehr die intensive Heizperiode durch den Kälteeinbruch zu Beginn des Jahres 2013 sowie die Verdrängung von Gaskraftwerken durch Steinkohlekraftwerke. Mit wachsendem Anteil der erneuerbaren Energien, die zwar mit knapp 22 Milliarden Euro über die EEG-Umlage teuer bezahlt werden, aber an der Strombörse mit null Cent pro Kilowattstunde durchgereicht und vorrangig abgenommen werden, werden die teuersten Kraftwerke auf Gasbasis aus dem Markt gedrängt.
Weiterlesen im Focus.
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Al Gores Climate Reality Project schickt fleißig Klimakampfmails um die Welt. Darin stehen dann so herzzerreißende Dinge wie: „Lieber Freund, wir kämpfen in der Klimaschlacht Seite an Seite“. Bislang wurde die Aktivistentruppe von Maggie L. Fox geleitet. Nun hat Gore sie offenbar rausgeschmissen. Immer weniger Leute wollten von der offensichtlichen Propaganda belästigt werden, die grüne Klimakämpferbasis schmolz dahin. Zeit für einen Neuanfang.
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Der Klimawandel hat nicht nur Nachteile, wie jetzt das Mallorca-Magazin meldete:
Klimaforscher prognostiziert verlängerte Badesaison in Frühjahr und Herbst
Wissenschaftler sehen die Entwicklung nicht unbedingt negativ für Mallorca
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Die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) brachten am 8. Januar 2014 ein längeres Interview mit dem wohl bekanntesten aber auch umstrittensten Wissenschaftler der Stadt. Bevor Sie jetzt wieder das Schlimmste vermuten: Dies ist sicher eines der besseren Gespräche von Rahmstorf, das abschnittsweise durchaus lesenswert ist. Bereits der Titel gibt auf jeden Fall Grund zur Zustimmung:
„Wissen sollte frei verfügbar sein“
Klimaforscher Stefan Rahmstorf über bloggende Wissenschaftler, Fachidioten und die Klimadebatte
Wissen sollte in der Tat frei verfügbar sein. Wenn mit Steuergeldern bezahlte Forscher Publikationen schreiben, sollten die Bürger die Ergebnisse kostenfrei einsehen können. Eigentlich sollte dies selbstverständlich sein. Die PNN greifen dann einen interessanten Punkt auf:
PNN: Lohnt sich denn der zeitliche Aufwand [für das Klimaloungeblog] dann überhaupt?
RAHMSTORF: Ja. Die Zeit, die man investiert, ist keineswegs vergeudet. Das Bloggen hilft einem dabei, zum Generalisten zu werden, kein Fachidiot zu sein. Man beginnt, die eigene Arbeit stärker zu reflektieren und liest viele Artikel von Kollegen, um darüber zu berichten. Für die Forschung ebenfalls wichtig ist der Kontakt mit den Lesern. Wir erfahren so, was die Allgemeinheit eigentlich beschäftigt – das ist gerade beim Thema Klima wichtig.
Auch dies stimmt. Die schlimmsten Wissenschaftler sind jene, die sich in ihrem engbegrenzten Fachgebiet einmauern. Die Kalte-Sonne-Autoren waren einmal in einem Büro eines solchen Forschers, der alle Fragen außerhalb seines Spezialgebietes einfach unbeantwortet ließ, mit Hinweis auf den IPCC-Bericht, in dem doch alles bestens beschrieben sei. So kann Wissenschaft auf keinen Fall funktionieren. Weiter im Interview:
PNN: Wie ist die Diskussionskultur in der wissenschaftlichen Bloggosphäre?
RAHMSTORF: Bei Klimalounge haben wir etwa ein Jahr lang eine freie, unmoderierte Diskussion zugelassen – da kam es teilweise zu recht aggressiven Kommentaren. Wir haben uns dann entschieden, das zu moderieren, unsachliche Kommentare nicht mehr freizuschalten. Die blieben dann bald weitgehend aus, als die Urheber merkten, dass sie nicht mehr veröffentlicht wurden.
Es ist auf der einen Seite gut, dass es jetzt via Internet demokratische Diskussionsforen wie Blogs gibt. Auf der anderen Seite gibt es auch hier immer wieder Spielverderber. Ohne Moderation kann es leider wirklich nicht funktionieren. Dies sollte jedoch keine Zensur sein, sondern lediglich die schlimmsten Nerver an der kurzen Leine halten. Nicht jeder hat leider das notwendige Taktgefühl, um eine zivilisierte Diskussion möglich zu machen. Dies gilt für beide Seiten des Klimastreits. Weiter bei den PNN:
PNN: Welche Erfahrung hatten Sie beim populärwissenschaftlichen Schreiben?
RAHMSTORF: Ich hatte zuvor auch schon für Zeitungen geschrieben, in der „Zeit“ etwa. Dabei hat mich aber frustriert, dass Zeitungen meist keine Messkurven oder wissenschaftlichen Diagramme abdrucken wollen. Man kann viel behaupten, aber in der Wissenschaft sollte man die harten Fakten, die Messdaten auch zeigen, um sie diskutieren zu können. Im Blog können wir das.
Auch dies stimmt. Ein Manko in der normalen Medienlandschaft ist die Phobie vor Messkurven und wissenschaftlichen Graphiken. Jedoch steckt wohl noch mehr dahinter, weshalb Rahmstorf nicht mehr so oft in den großen Zeitungen Deutschlands seine Artikel platzieren kann. Auf dem Höhepunkt der Klimaangst, im Jahr 2007 als der 4. Klimaalarmbericht des IPCC veröffentlicht wurde, hatte Rahmstorf etliche aggressive Beiträge verfasst, die klimarealistisch denkende Forscher – wie den Heidelberger Klimawissenschaftler Augsto Mangini – als unverantwortliche Verharmloser hinstellten. Mit dieser Taktik wurden Abweichler von der IPCC-Meinung schnell kalt gestellt und die dringend benötigte fachliche Diskussion abgewürgt (siehe Bericht zum FAZ-Schlagabtausch in unserem Blogartikel „Prof. Augusto Mangini – Ein Pionier des Klimarealismus„).
Die PNN werden dann unverhofft mutig und schneiden ein dunkles Kapitel in Rahmstorfs Karriere an:
Das Bloggen hatte für Sie auch einmal rechtliche Konsequenzen. Wie viel muss man als Wissenschaftler über publizistische Dinge wissen, um bloggen zu können?
Der Stil beim Bloggen kann schon etwas flapsiger sein, das macht ja auch mit den Reiz aus. Man muss aber trotzdem vorsichtig sein, was Formulierungen angeht, damit keine Missverständnisse entstehen können.
Es war natürlich nicht nur der Stil. Lesen Sie am besten die Schilderung der Vorkommnisse auf Spiegel Online hierzu vom 1. November 2011:
Verurteilter Forscher: Eklat um Klimaberater der Bundesregierung
Der bekannte Klimaforscher und Regierungsberater Stefan Rahmstorf wurde wegen einer Blog-Attacke gegen eine Journalistin verurteilt – er hat nach Meinung des Gerichts Unwahres behauptet. Auch die „Frankfurter Rundschau“ gerät in die Kritik: Sie fiel ihrer Autorin in den Rücken.Weiterlesen auf spiegel.de.
Lesen Sie das ganze Interview mit Stefan Rahmstorf auf pnn.de.