Zunächst einmal möchten wir allen Spendern ganz herzlich für ihre Unterstützung des Kartierprojektes zur Mittelalterliche Wärmeperiode (MWP) danken. Eine Übersicht zum aktuellen Spendenstand finden Sie am Ende unserer neuen Projektseite, die jetzt auch direkt per Link von unserer Homepage angesteuert werden kann (Link „Projekt: Mittelalterliche WP“ auf der rechten Seite, oberhalb des Kalenders). Wir haben bereits ein Viertel der Projektsumme zusammen, was ein großer Erfolg ist. Ein Anfang ist gemacht, und die Arbeiten laufen bereits auf Hochtouren. Täglich kommen neue Punkte zur Online-MWP-Karte hinzu. Klicken Sie mal rein.
Die MWP-Afrikasammlung hat nun einen Stand erreicht, der eine erste Auswertung zulässt. In den kommenden Tagen werden wir hier im Blog die MWP in Afrika näher unter die Lupe nehmen. Ohne zuviel vorweg zu nehmen: Die Ergebnisse sprechen eine unerwartet klare Sprache. Mehr in Kürze.
Angesichts der enormen Bedeutung der MWP haben wir den Kontakt mit führenden deutschen Klimainstituten gesucht. Wir wollten von unseren staatlich geförderten Klimakollegen wissen, wie sie die MWP aktuell bewerten. Eine globales oder eher regionales Phänomen? Wie kommen die Modelle mit der MWP klar? Im Folgenden unsere Fragen, die wir bei PIK, GFZ, Geomar, Max Planck Institut für Meteorologie und Helmholtzzentrum Geesthacht am 28. Oktober 2015 eingereicht haben:
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Von: Sebastian Lüning
An: Pressestelle PIK, Pressestelle GFZ Potsdam, Pressestelle Geomar, Pressestelle Max Planck Institut für Meteorologie Hamburg (MPIM), Helmholtzzentrum Geesthacht
Gesendet: 28.10.2015
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Mittelalterliche Wärmeperiode wurde in der Vergangenheit öffentlich kontrovers diskutiert. Bereits im ersten IPCC-Klimazustandsbericht wurde die Wärmephase schematisch skizziert. Vor etwa 15 Jahren schwenkte die Lehrmeinung dann jedoch um, und man ging davon aus, das vorindustrielle Klima der letzten Jahrtausende wäre überwiegend monoton ausgeprägt gewesen, ohne größere Klimaexkurse. In nachfolgenden Arbeiten von Forschergruppen um Anders Moberg, Michael Mann (2008) und Fredrik Ljungqvist kam die Mittelalterliche Wärmeperiode dann schließlich wieder zum Vorschein.
Es ist unstrittig, dass die Paläoklimatologie für das Klimaverständnis und die Kalibrierung von Klimamodellen eine wichtige Rolle spielt. Das Kalte-Sonne-Klimablog www.kaltesonne.de plant in den kommenden Wochen eine Artikelserie zur Mittelalterlichen Wärmeperiode, die wir gerne mit einer Darstellung zum offiziellen Stand der Debatte einleiten würden. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns kurz die Sichtweise Ihrer Institution mitteilen würden. Dabei wäre es schön, wenn Sie sich hierzu an den folgenden Fragen orientieren könnten:
- Wie schätzt Ihr Institut die regionale Signifikanz der Mittelalterlichen Wärmeperiode ein? Handelt es sich um ein regional eng begrenztes nordatlantisches Phänomen oder wirkte sie sich auf der gesamten nördlichen Hemisphäre in der mittleren Jahresdurchschnittstemperatur aus? Könnte es sich gar um ein globales Wärmeereignis gehandelt haben?
- Wie konnte es vor 1000 Jahren (zumindest regional) schon einmal so warm sein wie heute, obwohl die CO2-Konzentration deutlich niedriger lag? Welche Klimafaktoren könnten der Auslöser gewesen sein?
- Wie bewerten Sie bestehende Probleme in den Klimamodellierungen? Im 5. IPCC-Klimazustandsbericht erklärte die Arbeitsgruppe 1 in Kapitel 5.3.5., dass eine Reproduktion der Wärmephase in den Simulationen bislang leider noch nicht gelang, obwohl paläoklimatische Klimarekonstruktionen klare Anzeichen für ein Vorhandensein der Mittelalterliche Wärmeperiode geliefert hätten. Inwieweit ist es möglich, Klimamodelle für Zukunftsmodellierungen einzusetzen, welche den sogenannten Hindcast-Kalibrierungstest noch nicht bestanden haben?
Wir würden uns über Ihre Antwort bis spätestens 30. November 2015 freuen, um Ihren Beitrag noch berücksichtigen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. habil. Sebastian Lüning
Chefredakteur www.kaltesonne.de
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Bereits am selben Tag erhielten wir zwei Antworten. Den Anfang machte das MPI in Hamburg:
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Von: Pressestelle Max Planck Institut für Meteorologie Hamburg
An: Sebastian Lüning
Gesendet: 28.10.2015
Sehr geehrter Herr Dr. Lüning,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Unser Institut wird sich nicht mit einem Beitrag an Ihrem Blog beteiligen. Das IPCC hat im AR5 eine umfassende Bewertung zu Temperaturschwankungen der letzten 2000 Jahre vorgelegt. Eine Fortschreibung wäre ein aufwändiges wissenschaftliches Unterfangen, und wir würden diese, so sie denn bereits notwenig wäre, in einer Fachzeitschrift und nicht auf einem Blog veröffentlichen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Annette Kirk
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Das Hamburger MPI betreibt einen enormen Aufwand in den Klimawissenschaften, bezahlt durch den Steuerzahler. Trotzdem hält es das Max-Planck-Institut nicht für notwendig, sich mit den berechtigten Fragen zur MWP aus der Bevölkerung zu beschäftigen. Ein Schlag ins Gesicht der Steuerzahler, welche die Arbeiten des MPI erst möglich machen.
Die zweite Antwort des Tages stammte vom Geesthachter Helmholtz-Zentrum. Dort machte man es sich leicht und spielte den Schwarzen Peter einfach weiter an die Kollegen der Uni Mainz, die als Experten der Paläoklimatologie zuständig wären. So richtig Lust hatte man in Geesthacht offenbar nicht, sich mit dem kontroversen Thema zu beschäftigen.
Der kontaktierte Leiter der Mainzer Paläoklimatologie verwies uns dann wiederum an einen weiteren Kollegen, wollte sich ebenfalls nicht äußern. Offenbar ein heißes Eisen. Wer als erster zuckt, hat verloren. Den besagten Kollegen werden wir nach Abschluss unserer ersten MWP-Kartierungsrunde ansprechen, versprochen.
Was ist aber nun mit PIK, GFZ und Geomar? Dort kauft man munter weiter sündhaftteure Supercomputer, bekommt großzügige Neubauten hingestellt und lässt sich als Umweltpreisträger und Medienmultiplikator feiern. Eine Reaktion auf unsere Anfrage erhielten wir bis heute jedoch nicht. Ob sich die Institute noch bis zur angekündigten Deadline vom 30. November 2015 melden werden? Wohl eher nicht. Wegducken, ignorieren und aussitzen. Unsere führende Klimagilde macht hier keine gute Figur. Umso wichtiger ist die saubere Dokumentation der MWP, die von offizieller Seite her (bewusst?) vermieden wird. Hat man Angst vor unbequemen Ergebnissen, die einen Lawineneffekt auslösen könnten? Früher als es den Instituten lieb ist, werden sie sich mit der Thematik beschäftigen müssen, dies wird immer klarer.
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Projektspenden
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Hier geht es zur Projektseite der MWP-Kartierungsstudie.