Die verstolperte Energiewende fordert ihren Tribut, wie Spiegel Online am 17. Januar 2016 berichtete:
Stromnetz-Stabilisierung: Blackout-Abwehr kostete 2015 eine Milliarde Euro
Der Stromnetzausbau hinkt den erneuerbaren Energien hinterher. 2015 mussten die Netzbetreiber so stark eingreifen wie noch nie, um einen Blackout zu verhindern. Die Rechnung von einer Milliarde Euro zahlen die Verbraucher. […] Die Stromkunden werden die Entwicklung im laufenden Jahr spüren. Denn die Netzentgelte machen etwa ein Fünftel des Strompreises für die Endverbraucher aus. Sie steigen 2016 für einen typischen privaten Haushalt im Bundesschnitt nach Schätzungen der Bundesnetzagentur wohl um rund sechs Prozent, regional teilweise deutlich stärker. Die Ausgaben zur Netzstabilität zogen auch deshalb an, weil 2015 ein extrem windreiches Jahr war. Da die bestehenden Leitungsnetze nicht ausreichen, kommt es oft zu Transportengpässen.Ganzen Artikel auf Spiegel Online lesen.
Unnötige Ausgaben, die mit ein bisschen professionellerer und einer weniger ideologischen Herangehensweise hätten gespart werden können. Wie auch schon bei der Flüchtlingskrise machen unsere Staatslenker keine gute Figur.
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So ändern sich die Dinge: Noch 2008 malte Greenpeace den Teufel an die Wand. Der Klimawandel würde zu einem massenhaften Artensterben führen:
Klimawandel reduziert Artenvielfalt
Der Klimawandel wird die reiche Artenvielfalt in den Tropen stark ausdünnen. Etwa die Hälfte der Tier- und Pflanzenarten droht dort auszusterben, sollte sich die Temperatur um 3,2 Grad Celsius erhöhen. Das hat der Weltklimarat IPCC für tropische Regionen bis zum Jahr 2100 prognostiziert.
Die Wende kam 2015, als Forscher Teil-Entwarnung gaben. Der Standard berichtete am 2. August 2015:
Klimawandel hat nur wenig Einfluss auf Artenvielfalt in gemäßigten Wäldern
Detaillierte Analyse zeigt: Lokale Faktoren, Stickstoffverfügbarkeit und die Dichte des Wildbestandes sind wichtiger
Am 11. Dezember 2015 kam es dann sogar noch besser. Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wiesen im Rahmen einer Pressemitteilung darauf hin, dass die Wissenschaft die globale Biodiversität wohl um bis zu 50% über- oder unterschätzt habe. Uppps. Nichts Genaues weiß man nicht. Da stehen sämtliche Berechnungen mit Nachkommastellen plötzlich ziemlich blöd da. Im Folgenden die Pressemitteilung in voller Länge:
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Studie: Wissen über globale Artenvielfalt ist deutlich geringer als angenommen
Viele der bisherigen Studien zur globalen Artenvielfalt sind ungenau. Zu diesem Schluss kommt eine internationale Forschergruppe, die unter Leitung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und Beteiligung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung Halle – Jena – Leipzig (iDiv) eine Langzeitstudie zur Artenvielfalt in subtropischen chinesischen Wäldern durchgeführt hat. Die Studie zeigt, dass die globale Biodiversität möglicherweise um bis zu 50 Prozent unter- oder überschätzt wird, wenn ihre Erfassung wie bisher oft auf wenigen Gruppen von Arten basiert. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht.
Gefördert wurde die internationale Forschergruppe „BEF-China“ von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über einen Zeitraum von acht Jahren. Ziel war es, die Vielfalt der Arten zu bestimmen, die in einem Ökosystem vorkommen. „Das ist eine immense Herausforderung, besonders für die artenreichen Wald-Ökosysteme der Tropen und Subtropen“, sagt Prof. Dr. Helge Bruelheide vom Institut für Biologie der MLU, der die Forschergruppe leitet. Zwar sei die globale Artenvielfalt von Pflanzen bereits gut erschlossen. Es gebe aber nur wenige Studien, die versucht hätten, die Vielzahl der Tierarten – angefangen von Käfern unter der Borke bis hin zu netzbauenden Spinnen – sowie alle Pflanzenarten in diesen Wäldern zu erfassen. Gerade winzig kleine Lebewesen – wie die für Pflanzen nützlichen und schädlichen Pilze und Bakterien im Boden – wurden bisher häufig außer Acht gelassen. „All diese Arten machen aber die globale Biodiversität aus“, so Bruelheide weiter. Deshalb seien viele Arbeiten über die Größenordnung dieser Biodiversität bislang nur Spekulation.
In China hat das internationale Forscherteam nun fundierte Schätzungen der Artenzahlen für insgesamt 43 Artengruppen vorgenommen, die sich sowohl auf einzelne Versuchsflächen als auch auf ein ganzes Naturschutzgebiet beziehen. „Die Besonderheit unseres Projektgebietes ist, dass es die aktuelle Situation der Wälder auf der Erde besser widerspiegelt als die bislang vorwiegend untersuchten tropischen Tieflandregenwälder“, so Dr. Andreas Schuldt von der Leuphana Universität Lüneburg, Erstautor der Studie. „47 Prozent der Wälder in den feuchten Tropen und Subtropen befinden sich in Gebirgen und damit in einer sehr vergleichbaren Situation wie unser Projektgebiet. Wir können nun davon ausgehen, dass in Gebieten mit unterschiedlicher Höhe, Hangneigung und Sonnenausrichtung die Artenzahlen anders mit der Fläche zunehmen als in Flachland-Regenwäldern.“ Bislang konzentrierte sich ein Großteil der Regenwaldforschung auf die leichter zugänglichen Regenwälder im Flachland. Die neue Studie unterstreiche aber die Notwendigkeit, intensivere Untersuchungen auch in den Berg-Regenwäldern durchzuführen.
Neu an der Studie ist auch die Kombination aus klassischer Artbestimmung mit modernen Methoden der DNA-Analyse, mit denen sich auch die Anzahl der Bakterien- und Pilzartengruppen im Boden bestimmen ließ. Dieser wichtige Beitrag kam von Dr. Tesfaye Wubet und Prof. Dr. François Buscot vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Halle. Insgesamt hat das Team eine komplette Inventur auf 27 Probeflächen im Naturschutzgebiet Gutianshan in der Provinz Zhejiang westlich von Shanghai durchgeführt. Dabei wurden über 77.000 Individuen von mehr als 1.000 Pflanzen- und Tierarten sowie über 6.000 verschiedene Mikroorganismen registriert.
Geobotaniker Helge Bruelheide sagt dazu: „Diese Arbeit ist ein Beispiel für die Notwendigkeit von Langzeitforschung. Studien wie diese können nicht in dem üblichen Förderrahmen von drei Jahren durchgeführt werden, sondern erfordern jahrelange wiederholte Untersuchungen in zahlreichen Probeflächen.“ Die Zahlen zeigen, dass man auf einem Hektar dieses subtropischen Waldes nach den Hochrechnungen der Forscher etwa 38 Prozent aller Arten, auf 10 Hektar circa 76 Prozent aller Arten finden kann. „Das zeigt die begrenzte Aussagefähigkeit bislang global nur sehr punktuell verteilter Probeflächen“, so Bruelheide. Je größer die Fläche und die Anzahl an holzige Pflanzen, also Bäume und Sträucher, desto ungenauer werde die Vorhersage über die gesamte Vielfalt aller Artengruppen.
Mit den Methoden räumlicher Statistik, die in der Studie kombiniert wurden, wurde das Fundament gelegt, um künftig die Artenzahlen auf großen Flächen, etwa ganzer Kontinente, aus den Umweltbedingungen genauer vorherzusagen.
Neben der MLU, dem Forschungszentrum iDiv und dem UFZ haben aus Deutschland auch die Universitäten Lüneburg, Freiburg, Kiel und Leipzig und Institute der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Beijing an der Studie mitgearbeitet.
Direkt zur Studie: dx.doi.org/10.1038/ncomms10169
Publikation:
Schuldt, A., Wubet, T., Buscot, F., Staab, M., Assmann, T., Böhnke-Kammerlander, M., Both, S., Erfmeier, A., Klein, A.M., Ma, K.P., Pietsch, K., Schulze, S., Wirth, C., Zhang, J.Y., Zumstein, P. & Bruelheide, H. (2015): Multitrophic diversity in a biodiverse forest is highly nonlinear across spatial scales. – Nature Communications 6: 10169. DOI: 10.1038/ncomms10169.