SZ-Redakteurin Marlene Weiß erschreckte am 15. September 2017 die Leser der Süddeutschen Zeitung mit einem Klimaschocker:
Klimawandel: Arktisches Eis schmilzt und schmilzt und schmilzt
Ein toller Titel, der auch gut in ein Kinderbuch passen würde. Aber welches Eis meint die Redakteurin mit dem zum Thema passenden Nachnamen? Geht es ums arktische Meereis oder um die Eiskappen? Wir lesen im Artikel:
Das Meereis in der Arktis ist in diesem Sommer auf eine Fläche von etwa 4,7 Millionen Quadratkilometern abgeschmolzen, berichten Forscher des Alfred-Wegener-Instituts (Awi) und der Universitäten Bremen und Hamburg. Das ist mehr als im Jahr 2012, als damals nur noch 3,4 Millionen Quadratkilometer übrig blieben. Die aktuelle Eisfläche liegt jedoch ungefähr im Mittel der vergangenen Jahre und damit deutlich unter den Werten aus der Periode von 1979 bis 2006. Diese lagen bei etwa 5,5 bis 7,5 Millionen Quadratkilometern. Der langjährige Abwärtstrend des Meereises in der Arktis bleibt auch mit der neuen Messung deutlich.
Das National Snow & Ice Data Center (NIDC) der USA hat dazu auf seiner Webseite einen interaktiven Graphen, den es sich lohnt anzuschauen (Abb. 1).
Abb. 1: Meereisbedeckung in der Arktis, aufgetragen als Eisbedeckung im Jahresverlauf. Farben zeigen verschiedene Jahre an. Hellblau=2017, rot=2016, gestrichelt grün=2012. Quelle: NSIDC.
Gut zu erkennen: Nicht nur im Jahr 2012 gab es weniger Eis als in diesem Jahr (2017), sondern auch in den Vorjahren 2016 und 2015. Die wirkliche Nachricht wäre also gewesen:
Arktisches Meereis legt wieder zu: Größere Sommer-Resteisfläche 2017 als in den beiden Vorjahren
Unklar ist, weshalb Frau Weiß und die Süddeutsche Zeitung ihre Leser derart in die Irre führen. Wie bereits im kürzlichen Fall der fragwürdigen Berichterstattung zur Nordseeerwärmung durch die Tagesschau und dpa, liegt in kürzester Zeit erneut ein eklatanter Fall von Desinformation der Bevölkerung vor. Hier nochmal die Fakten in Zahlen des sommerlichen Meereisminimums in der Arktis:
2012: 3,4 Mio qkm
2013 5,1 Mio qkm
2014 5,8 Mio qkm
2015 4,4 Mio qkm
2016 4,2 Mio qkm
2017 4,7 Mio qkm
Es ist klar zu erkennen, dass im 5. Jahr seit dem Tiefststand von 2012 kein weiterer Rückgang mehr erfolgt ist.