Am 3. Dezember 2012 erschien in der Tagesszeitung Die Welt ein längeres Interview, das Andrea Seibel mit Fritz Vahrenholt über die Energiewende und die Grundlagen der Klimapolitik führte. Hier einige Auszüge:
Fritz Vahrenholt ist einer von jenen Sozialdemokraten, die es nur in Hamburg zu geben scheint, denkt man an Schmidt, Voscherau, von Dohnanyi oder Klose: lösungsorientiert, konzise, eigen. Er war lange Umweltsenator in der Hansestadt. Klar, er kommt aus dem Ruhrgebiet. Als der Kellner vorbeigeht, schnappt er sich gerne die Currywurst mit Soße. Ein Gespräch mit dem früheren RWE-Manager.
Die Welt: Man kann Sie nicht treffen, ohne übers Klima zu reden. Derzeit findet wieder ein Klimagipfel statt, auch noch in einem Sünderland wie Katar. Tausende Delegierte reisen an und wohl demnächst wieder ab.
Fritz Vahrenholt: 20.000 Teilnehmer genau. Und sie reisen unverrichteter Dinge wieder ab. Denn das Weltklima hat kein Thermostat, an dem die Menschen rumdrehen und eine ihnen genehme Temperatur einstellen können.
Die Welt: Das wäre doch praktisch!
Vahrenholt: Das denken viele. Deswegen ist auch das Zwei-Grad-Ziel vermessen. Weil sich in der Vergangenheit die Temperatur der Erde schon um mehrere Grade nach oben und nach unten und jedes Mal aus natürlichen Gründen verändert hat. Und das wird sie auch in Zukunft tun. Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass der Weltklimarat einen großen Irrtum begangen hat. Sein Fehler war, die unstreitige Erwärmung der letzten 30 Jahre allein dem CO2 zugemessen zu haben. Diese Dämonisierung ist zu eindimensional, ja geradezu banal. Schon jetzt sieht man, dass wir seit 15 Jahren ein Plateau haben. Die Temperatur beginnt abzusinken, so wie sie es in der Vergangenheit immer in großen 60-jährigen Zyklen tat. In den nächsten Jahren werden wir auf den Boden der Tatsachen zurückkommen. Alle Prämissen werden sich nicht erfüllen, die man zugrunde gelegt hat für die große Energiewende und die Transformation der Gesellschaft.
Die Welt: Das klingt dramatisch. Ihre Position aber ist eine Minderheitenposition, die meisten Wissenschaftler denken anders. Doch es wundert schon, mit welcher Vehemenz und Häme man Sie bedenkt, das ist fast ein Kreuzzug.
Vahrenholt: Nach einem Artikel in der „Zeit“ bat mich Helmut Schmidt jüngst zum Gespräch, weil ihm nach meinem Eindruck die Bewertungen meines Buches „Die kalte Sonne“ durch die Redaktion unangemessen erschien. Ich fragte ihn, ob ich denn aus unserem Gespräch zitieren dürfe? Ja, ich könne jetzt auf den Buchdeckel schreiben, die Position von Vahrenholt sei plausibel.
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