Der Baikalsee liegt in Südost-Sibirien und erreicht eine beeindruckende Tiefe von bis zu 1642m, was ihn zum tiefsten See der Erde macht. Zusammen mit seiner enormen Flächenausdehnung verschafft dies dem Baikalsee ein sehr großes Fassungsvolumen. Ein Fünftel der gesamten (nicht gefrorenen) Süßwasservorräte der Erde sind hier gespeichert. Aufgrund dieser besonderen Stellung, wurde die Baikal-Region Im Jahr 1996 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt.
Die klimatische Entwicklung dieses wichtigen Süßwasserkörpers spielt eine bedeutende Rolle für die gesamte Region. Wie stabil war das Klima in der Baikalregion während der vergangenen zehntausend Jahre? Gab es Schwankungen, und falls ja, wodurch wurden sie wohl ausgelöst? Dieser Frage ging jetzt ein japanisches Forscherteam um Takuma Murakami von der Nagoya University nach. Im Rahmen einer Studie, die im Oktober 2012 in den Quaternary Science Reviews erschien, untersuchte die Gruppe zwei Bohrkerne, die aus dem Seeboden des Baikalsees gezogen wurden. Unter anderem interessierten die Wissenschaftler zeitliche Veränderungen der natürlichen Uran-Konzentration, die sie als Folge von Schwankungen in der Verwitterungsintensität im südlichen Einzugsbereich des Sees interpretierten. Mithilfe dieser chemischen Methode konnten Murakami und Kollegen feuchte und trockene Perioden unterscheiden.
Für die letzten 5000 Jahre fanden die Forscher für das Baikalgebiet eine Reihe von Feuchtperioden, die sich vor 4300-3700, 3200-2300, 1800-1200 und 800-300 Jahren ereigneten. Da den Forschern diese Zeiten wohl irgendwie bekannt vorkamen, verglichen sie den zeitlichen Ablauf dieser Entwicklung mit der Temperaturentwicklung im Nordatlantik, die vor mehr als 10 Jahren von einer Gruppe um Gerard Bond in einer Arbeit im Fachmagazin Science beschrieben wurde. Und die Japaner hatten den richtigen Riecher: Die Entwicklungen im Baikalgebiet und im Nordatlantik zeigten eine gute Übereinstimmung.
Bond konnte damals zeigen, dass die klimatischen Veränderungen nahezu synchron zur Sonnenaktivität abliefen und daher wohl Auslöser für die beobachteten Klimaschwankungen im Millenniumsmaßstab waren. Dies gilt nun offenbar auch für die Klimaentwicklung im Baikalgebiet und gibt einen weiteren Hinweis darauf, welch bedeutende Rolle Änderungen der Sonnenaktivität für das irdische klimatische Geschehen spielen. Mittlerweile ist der solare Bond-Zyklus aus Klimaarchiven aus den verschiedensten Teilen der Erde bekannt (siehe Übersicht auf S. 68-75 in „Die kalte Sonne“ sowie weitere neue Publikationen hier).
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