Die Welt ruft in einem heutigen Leitartikel die beiden Seiten der hitzig geführten Klimadebatte dazu auf, einen kühlen Kopf zu bewahren. Anstatt „Die kalte Sonne“ reflexhaft zu verdammen, ohne sich mit den dort aufgeführten Argumenten ernsthaft zu beschäftigen, sollte vielmehr eine seriöse Fachdiskussion über mögliche Schwächen in den aktuellen Klimamodellen geführt werden. Es kann nur gehofft werden, dass sich dieser Sichtweise bei weiteren Diskussionsteilnehmern durchsetzen wird.
Inforadio rbb sendete einen Bericht zum Buch.
Die Frankfurter Rundschau brachte den trotzigen Artikel „Und das Klima wandelt sich doch“.
Die Verweigerungshaltung des Weltklimarats hinsichtlich einer aufklärenden fachlichen Diskussion ist auffällig. So erklärte Petra Döll, Leitautorin der Weltklimarates, jetzt in der taz, man müsse den „Klimaskeptikern“ nicht mehr zuhören. Es ist fraglich wie lange dieses seltsame wissenschaftliche Selbstverständnis weiter aufrechterhalten werden kann. Ist von Wissenschaftlern, welche mit deutschen Steuergeldern bezahlt und gefördert werden, nicht eine professionellere Einstellung zu erwarten? Döll’s fadenscheinige Begründung: Die Klimaskeptiker „wiederholen die immer gleichen Argumente“. Könnte es sein, dass die sogenannten Klimaskeptiker diese immerzu wiederholen müssen, weil das aktuelle Klimaforschungs-Establishment keine zufriedenstellenden Antworten darauf geben kann? Vieles spricht genau hierfür. Die Medienauswertung der ersten Woche nach Start des Buches „Die kalte Sonne“ hat es eindeutig gezeigt: Die Medien stützen sich auf eine handvoll prominenter Experten, deren Argumente alles andere als wissenschaftlich überzeugend sind. Die Aussagen vieler Experten und aktivistisch-anmutender Redakteure sind von Verdrehungen, bewussten Auslassungen und Fehlern geprägt.
Die Politik ist auf dieses Problem aufmerksam geworden. Der SPD-Parteivorsitzende schreibt im Streit der Woche in der sonntaz, dass man den Klimaskeptikern auf jeden Fall zuhören muss, „auch wenn’s manchmal anstrengend ist.“ Vielleicht ahnt er bereits, dass in der IPCC-Welt so einiges im argen liegt. Die Politik hat sich lange blind auf den Weltklimarat verlassen. Was der IPCC sagte, war Gesetz. Berücksichtigt man, um welch hohe Einsätze es in der Klimadebatte geht, so ist eine Überprüfung der IPCC-Grundannahmen von unabhängiger Seite dringend angezeigt, schon rein aus Transparenzgründen. Um Interessenskonflikte zu vermeiden, sollte eine solche Überprüfung möglichst ohne Beteiligung der üblichen Akteure in der Klimadebatte durchgeführt werden. Natürlich sollten es Naturwissenschaftler sein, aber je fachfremder in Bezug auf die Klimawissenschaften, desto besser. Die Klimawissenschaften sind keine Rocket Science. Mit einem breit aufgestellten naturwissenschaftlichen Gremium sollte eine unabängige, qualitative Überprüfung möglich sein. Falls Vertreter in diesem Gremium aus Großforschungseinrichtungen stammen, so ist sicherzustellen, dass es keine Schwesterinstitute gibt, die von der Klimaforschungsförderung abhängig sind. Das wichtigste Werkzeug einer solchen Kommission ist der naturwissenschaftliche Common Sense, der in den letzten Jahren in den Klimawissenschaften immer mehr abhanden gekommen ist.
Der Hamburger Klimaforscher Prof. Jochem Marotzke sprach mit t-online über „Die kalte Sonne“. Ohne es vermutlich beabsichtigt zu haben, bestätigte er darin einige Grundannahmen aus unserem Buch:
- Marotzke: „Die Frage ist: Kann man die Sonne allein für das verantwortlich machen, was wir in den letzten 30 bis 50 Jahren an Erwärmung gesehen haben. Und da ist die Aussage ganz klar: Nein, das kann man nicht. “
Korrekt. Genau das sagen wir auch. Unsere mittlere Arbeitshypothese ist 50% CO2 und 50% Sonne.
- Marotzke: „In einem Zeitraum von zehn Jahren, variiert die durchschnittliche Temperatur etwa um 0,2 Grad – aus rein natürlichen Ursachen. Dieser Wert von 0,2 Grad ist aber auch genau das Ausmaß der Erwärmung, was wir auf Grund des gestiegenen CO2-Anstiegs in einem Jahrzehnt erwarten. Das bedeutet, unter Umständen können sich die natürliche Variabilität und die menschengemachte Erwärmung in bestimmten Zeiträumen auch einmal aufheben. Das haben wir in den letzten zehn Jahren gesehen.“
Korrekt. Genau dies nehmen wir auf Basis der Ozeanzyklen auch an.
Marotzke’s Haupt-Kritikpunkt: „Insofern ist die Vorstellung, dass sich zwei Amateure daransetzen können, mal gerade eben die gesamte Klimaforschungsliteratur aufzuarbeiten, und dann zu dem Schluss kommen, was die gesamte Fachwelt sagt, ist falsch, also das ist schon etwas abenteuerlich.“
Dieser Vorwurf ist keineswegs neu. Wenn man sich die Wissenschaftsgeschichte betrachtet, waren es immer wieder „fachfremde“ Wissenschaftler, die einzelnen Disziplinen zum Durchbruch verholfen haben: Alfred Wegener, der Begründer der Plattetektonik war Meteorologe und Polarforscher. Samuel Heinrich Schwabe, der Entdecker des Sonnenfleckenzyklus, war Apotheker. William Smith, der Erfinder der geologischen Karte, war Kanalbau-Ingenieur. Es gibt viele weitere Beispiele. Wir wollen uns natürlich keineswegs mit diesen Persönlichkeiten auf eine Ebene stellen. International gibt es eine große Zahl kritisch mitdenkender Wissenschaftler, deren Arbeit in unser Buch eingeflossen ist (z.B. Roy Spencer, John Christy, Don Easterbrook, Henrik Svensmark, Nicola Scafetta, Stephen McIntyre, Augusto Mangini, Richard Lindzen, Nir Shaviv, Jan Veizer).
Die Klimawissenschaften bestehen aus einer Vielzahl von Einzeldisziplinen, z.B. Physik, Chemie, Meteorologie, Ozeanographie, Geowissenschaften. Einen „Klimawissenschaftler“ der das gesamte fachliche Spektrum abdecken würde gibt es nicht. Eine umfassende interdisziplinäre Synthese ist vielen Spezialisten allein aus zeitlichen Gründen meist nicht möglich. Diese Rolle eignet sich daher für naturwissenschaftliche Generalisten. Das Autorenteam Vahrenholt/Lüning hat als Chemiker und Geowissenschaftler seine festen Wurzeln in den Naturwissenschaften. Die Autoren besitzen zudem ausgiebige Erfahrungen mit der Erstellung fachlicher Synthesen und dem kritischen Hinterfragen von Basisdaten und Interpretationen. Als unvorbelastete Beobachter können die Autoren von außerhalb einen frischen Blick auf die verfahrene Klimadiskussion werfen. Unser Buch stützt sich zudem auf eine Vielzahl von Publikationen, Büchern und Blogs. Im Buch integrieren wir die Gedanken dieser Autoren, die wir sorgfältig bewertet und gefiltert haben. Als Autoren erheben wir daher ebenso wie der Weltklimarat gar nicht den Anspruch, eigenständige Forschung betrieben zu haben. Die Autorenleistung ist ausdrücklich die Synthese eines in sich stimmigen Gesamtbildes unter Berücksichtigung aller verfügbarer Fakten. Wir sind verwundert, dass Prof. Marotzke uns eine derartige Synthese nicht zutraut. Er selbst wies vor kurzem darauf hin, dass sich viele Klimawissenschaftler aus Zeitgründen auf den sehr kleinen Auschnitt ihres Spezialgebietes beschränken. Bei Fragen zu Nachbardisziplinen würden sie sich voll und ganz auf das Urteil ihrer Kollegen verlassen und dieses in der Regel nicht hinterfragen. Kann dies in einem höchstgradig interdisziplinären Forschungsgebiet wie den Klimawissenschaften eine geeignete Vorgehensweise sein?
Marotzkes Interview schließt mit einem Blick in die Zukunft. Marotzke: „Ich glaube, mittel- und langfristig setzt sich die Qualität der Argumente durch.“ Dieser Einschätzung schließen wir uns natürlich gerne an.