Die globalen Temperaturen stagnieren seit 14 Jahren und die CO2 Emissionen steigen Jahr für Jahr auf neue Rekorde. Der kürzlich erschienene Bericht des Gemeinsamen Forschungszentrums der Europäischen Kommission (JRC) zeigt einen Anstieg der CO2-Emissionen für 2011 um 3% auf nunmehr 34 Milliarden Tonnen CO2. Im Durchschnitt der letzten 10 Jahre stiegen die Emissionen um jährlich 2,7 %. Es bestätigt sich damit ein Trend, den wir auf Seite 337 in Kapitel 9 („Eine neue Energie-Agenda entsteht“) unseres Buches „Die kalte Sonne“ schon skizziert haben. Wir schrieben dort auf Basis der Daten aus dem Jahre 2010:
„Dabei hat China mit einem CO2-Ausstoß von 6,8 Tonnen pro Kopf auch die meisten Nationen (etwa Frankreich mit 5,8 Tonnen pro Kopf) überholt und wird in zwei Jahren die EU und gegen Ende des Jahrzehnts die USA überholt haben.“
Die pro Kopf-Emissionen Chinas stiegen jetzt auf 7,2 Tonnen, die der EU sanken auf 7,5 Tonnen, so dass wahrscheinlich schon in diesem Jahr 2012 China die Europäische Union überholen wird. Während in China die Gesamtemissionen um 9% anstiegen, sanken sie in der EU um 3%, in den USA um 2%, so auch in Japan um 2%.
Der Rückgang der CO2-Emissionen in der EU und in Japan ist auch durch den Rückgang des ökonomischen Wachstums bedingt. In USA kommt seit einigen Jahren ein weiterer Faktor hinzu. Die USA haben sich durch die Erschließung großer Schiefergasvorkommen weitgehend von Erdgasimporten unabhängig gemacht und ersetzen Kohle durch Erdgas, was sich in den CO2-Emissionsminderungen der letzten Jahre niederschlägt. Was niemand für möglich gehalten hatte – und kaum jemand in Europa weiß: In den Vereinigten Staaten ist der Kohlendioxidausstoß aufgrund dieser Entwicklung mittlerweile auf den niedrigsten Wert der gesamten letzten 20 Jahre gefallen. Und was steckt hinter der Zunahme der CO2-Emissionen in China? Der Energieverbrauch Chinas wächst maßgeblich mit dem Kohleeinsatz. Der Kohleverbrauch stieg hier in 2011 um 9,7%. China ist nunmehr zum größten Kohleimportland der Welt geworden.
Der Anteil der USA an den Gesamtemissionen der Welt geht immer weiter zurück und beläuft sich nunmehr auf 16%. Absoluter Spitzenreiter ist China mit 29%. Die EU mit 27 Staaten kommt auf 11%. Wenn es um ein globales CO2-Minderungsabkommen geht, fühlen sich jedoch weder China noch die USA angesprochen. Augenblicklich sind nur noch die EU, Australien und Neuseeland bereit, ein globales Abkommen zu unterzeichnen. Sie machen aber nur noch 13,2% der globalen Emissionen aus. Ob dem einen oder anderen Akteur der globalen Klimakonferenz-Tournee vielleicht schon Zweifel an der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns gekommen sind?