Am 7. Dezember 2018 erschien in der Süddeutschen Zeitung der Artikel „Kohle, Kohle, Kohle“ von Susanne Götze und Annika Joeres, in dem die Autorinnen den Klimaskeptikern vorwerfen, sie würden lediglich Lobbyarbeit für Konzerne der fossilen Brennstoffsparte betreiben. Abonnenten bzw. Inhaber eines kostenlosen 14-tägigen Testzugangs können den Artikel hier online lesen. In dem Beitrag werden auch hochangesehene Wissenschaftler wie Dr. Stefan Kröpelin genannt, der seit 40 Jahren in der Erforschung des Klima- und Umweltwandels in der Sahara tätig ist. Ihm Lobbyarbeit zu unterstellen ist jedoch schlichtweg absurd. Im Gegenteil, Kröpelin war vor knapp 20 Jahren sogar an der kritischen Evaluierung von Geländeschäden einer britischen Ölgesellschaft in der libyschen Sahara beteiligt. Im Zuge von seismischen Untersuchungen waren damals archäologische Stätten beschädigt worden (Kröpelin 2002, pdf hier). Durch den Vorfall wurde die Entwicklung eines großen Ölfeldes um mehrere Jahre verzögert, was für die beteiligten Firmen äußerst kostspielig war. Andersherum ist nicht klar, inwieweit die finanzielle Förderung der Journalistinnen durch die linke IG Metall Organisation Otto-Brenner-Stiftung eine unabhängige Recherche überhaupt ermöglicht.
Angesichts der unhaltbaren Vorwürfe im SZ-Artikel verfasste Stefan Kröpelin einen Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung – der jedoch nie abgedruckt wurde. Dann eben hier im Blog (zuerst erschienen bei EIKE):
Sehr geehrte Redaktion der SZ,
Ich war überrascht, den Beitrag „Kohle Kohle Kohle“ mit seiner Fülle an persönlichen Diffamierungen in der Sparte „Wissenschaft“ zu finden und nicht auf den Meinungsseiten. Die Autorinnen identifizieren in Ihrer auf monatelanger Recherche beruhenden Aufspürung von „Klimaleugnern“ (welch unbedachter Begriff) „meist Männer über 60 Jahre“.
Im Falle von Wissenschaftlern mag dies daran liegen, dass man in diesem Alter auf sein Lebenswerk zurückblickt und mehr Zeit dafür hat, es in gesellschaftliche Diskussionen einzubringen. Jüngere und im Berufsleben stehende Forscher (wie auch JournalistInnen?) riskieren ihre Karriere oder Förderung, wenn sie bei brisanten Themen nicht dem wissenschaftlichen (bzw. politischen) Mainstream folgen. Wer etwa im „Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung“ (PIK) mit seinen 350 Mitarbeitern angestellt werden möchte, sollte sich hüten, die Aussagen der Direktoren zu hinterfragen.
Wer wie das PIK über 30 Mio. Euro Steuergelder jährlich verfügt, seit seiner Gründung 1992 also vermutlich mit weit über eine halben Milliarde Euro staatlich gefördert wurde, braucht keine private Finanzierung wie die durchgehend inkriminierten Institutionen der bösen „Klimaverneiner“, welche sich dagegen vergleichsweise bescheiden ausnimmt.
Das PIK wird dominiert von theoretischen Physikern wie John Schellnhuber, Stefan Rahmstorf oder Anders Levermann, und nicht von Naturwissenschaftlern, die sich ihr Leben lang einem Forschungsthema gewidmet haben wie z.B. der renommierte Meeresspiegelforscher Axel N. Mörner. Von seinen über 200 Aufsätzen wurde im Artikel nur einziger abfällig zitiert. Man staunt, wie sich die Autorinnen anmaßen, ungetrübt von jeglicher journalistischen Objektivität die Kompetenz einzelner Wissenschaftler zu beurteilen. Jeder mag für sich entscheiden, wem er in Sachen Meeresspiegelschwankungen mehr vertrauen mag. Ebenso ist es keine Theorie, sondern unbestrittene Tatsache, dass die Sahara – eine Region so groß wie die USA – während der letzten globalen Erwärmung nach dem Ende der Eiszeit vor rund 10.000 Jahren ergrünt ist. Und auch über die Ursachen der angeblich ersten US-amerikanischen Klimaflüchtlinge aus dem Mississippi-Delta mag man sich streiten.
Der nicht nur vom PIK oft postulierte „überwältigende“ oder sogar 97%ige Konsens aller Wissenschaftler zum rezenten und künftigen Klimawandel ist unhaltbar. Selbst bei manchem Konformismus und Opportunismus vieler Wissenschaftler wäre dies bei einem so komplexen Thema ein Armutszeugnis für die Wissenschaft. Solide Wissenschaft lebt von überprüfbaren Argumenten und inhaltlicher Diskussion, und nicht der hochmütigen Diskreditierung Andersdenkender. Augenmaß und Selbstskepsis stehen Wissenschaftlern besser zu Gesicht als Dogmatismus, Weltuntergangsszenarien und zu große Nähe zur Politik oder sogar zum Papst.
Die Erforschung des höchst komplexen Klimawandels auf den verschiedenen Kontinenten und in der Atmosphäre ist mühsam und langwierig. Die von Bohrkernen aus dem polaren Eis oder aus den Ozeanböden abgeleiteten Klimainterpretationen sind nicht so einfach weltweit übertragbar. Der Mensch ist weder Pinguin noch Fisch. Klimamodellierungen sind numerische Hypothesen und keine Gewissheiten. Ein globales Klima gibt es nicht. Und wie in der Vergangenheit gibt es beim Klimawandel immer Gewinner und Verlierer. Warmzeiten sind für die Menschheit jedenfalls unvergleichlich günstiger als Kaltzeiten.
Wer wie die Autorinnen andere Meinungen für falsch hält, weil sie auch von Trump oder der AfD geteilt werden, betreibt Meinungsjournalismus und denkt in simplen Schwarz-Weiß-Schemen, was weder der Natur noch dem Leben gerecht wird. Wirklicher investigativer Wissenschaftsjournalismus wäre es gewesen, nicht nur im politisch korrekten Mainstream mitzuschwimmen, sondern auch einigen der ständig wiederholten Thesen zum anthropogenen Klimawandel auf den Grund zu gehen. Etwa zu versuchen dem Leser zu erklären, warum der geringfügige Anstieg von 0,03 % auf 0,04 % CO2in den letzten 100 Jahren entscheidend für die Erwärmung sein soll. Oder zu überprüfen, was sich von den früheren Prognosen und Modellierungen des PIK und des Weltklimarats IPCC, oder auch des Films „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore bisher nicht bewahrheitet hat. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Für die grafische Darstellung der weltweiten Verknüpfungen der zahllosen und überwiegend fachfremden Klimawandel-Apologeten in Behörden und Instituten, NGOs, Lobbyorganisationen und Thinktanks sowie in den Parteien und Medien v.a. in Deutschland, darunter auch die mehrfach zitierte Adelphi sowie die Sponsoren des Artikels und des Monitor-Beitrags im WDR würden sämtliche Seiten einer SZ-Ausgabe am Wochenende übrigens kaum ausreichen.
Dr. Stefan Kröpelin
(seit 40 Jahren in der Erforschung des Klima- und Umweltwandels in der Sahara tätig)