Von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt
Unsere Sonne war auch im November stark unternormal aktiv, vergleicht man alle Monate Nr. 120 nach Beginn des Zyklus für die Zyklen 1-23 seit Beginn der systematischen Erhebung im Jahre 1755, dem ersten Jahr des Zyklus 1.
Die aktuell festgestellte SSN (SunSpotNumber) betrug recht magere 5,9 für den Monatsdurchschnitt. An 16 Tagen war die Sonne gänzlich „spotless“. Die Maximalzahl über die Tage des November war 15, was nicht etwa heißt dass es 15 Flecke gab- nein, die Zahl sagt aus, dass 5 Flecken in maximal 1 Fleckengruppe beobachtet wurden. Also sehr geringe Fleckenaktivität, gerade mal 20% des mittleren Wertes.
Abb. 1: Der aktuelle Zyklus (SC für solar cycle) 24 (rot) im Vergleich zu einem mittleren Zyklus als Durchschnitt der Zyklen 1-23 berechnet (blau) und dem seit Jahren recht ähnlichen Zyklus 5 (schwarz), der um 1800 beobachtet wurde.
Aus Abb.1 wird deutlich, dass wir wohl bereits zu Beginn des Jahres 2018 (Monat 110 im Diagramm) im solaren Minimum angekommen waren. Ob es nochmals ein „Aufbäumen“ wie im SC5 geben wird? Die Wahrscheinlichkeit ist eher gering.
Der Vergleich der Zyklen untereinander:
Abb. 2: Die aufsummierten monatlichen Abweichungen zwischen den festgestellten SSN Zahlen und dem jeweiligen Mittelwert (blau in Abb.1) für alle Zyklen jeweils bis zum aktuellen Zyklusmonat 120 des SC 24.
Die Messen des Zyklus 24 sind wohl gelesen. Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit mit sehr wenig Aktivität noch ein Jahr lang im Minimum verweilen. Das sieht man auch an den solaren polaren Feldern, sie stagnieren auf ihrem Maximalwert. Zur Veranschaulichung haben wir sie grafisch betragsmäßig als Mittelwert von solarer Nord-u. Südhemisphäre aufbereitet. Wir betrachteten immer den gleichen Zeitraum, zwischen dem Nullpunkt (es ist das jeweilige Fleckenmaximum) und 2110 Tage danach, das ist der letzte Messpunkt des SC24 am 27.11.2018:
Abb.3: Die zeitliche Entwicklung der polaren solaren Felder der Sonne seit 1980. Die Stärke im Fleckenminimum, am Ende des jeweiligen Graphen wenn die Felder stationär werden und kaum noch Änderungen eintreten, ist ein guter Indikator für die Aktivität des Folgezyklus.
In Abbildung 3 sehen wir sehr schön, wie zögerlich der Anstieg im aktuellen Zyklus erfolgte. Bei den drei Vorgängerzyklen gab es nach dem Nulldurchgang eine viel schnellere Entwicklung. Später schwang sich SC24 dann auf einen leicht höheren Wert als SC23 ein. Das könnte bedeuten, dass SC25 ab 2020 etwas stärker werden könnte. Nur darf man nicht zu viel Genauigkeit von der Methode erwarten. Klar ist, dass SC25 bei weitem nicht so stark werden wird wie SC23 und 22, also unternormal aktiv, vgl. Abb. 2. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
Die Sache mit der „Pause“ oder dem „Hiatus“
In den Jahren bis etwa 2016 war die „Pause“ in aller Munde: Das Verharren der globalen mittleren Temperaturen am Boden (Global Mean Surface Temperatures: GMST) seit etwa 1998 auf einem relativ konstanten Niveau. Die Klimawissenschaft ging von einer weiteren Erwärmung aus, wie es Modelle berechneten. Aber die Beobachtungen zeigten das nicht. Warum gab es eine Divergenz? Warum folgte die Erwärmung nicht dem Antrieb durch anthropogene Einflüsse, wie sie es seit 1985 getan hatte? Damit beschäftigten sich viele Arbeiten, es mögen über 200 (!) peer reviewte Artikel gewesen sein. Versetzten wir uns also um ein paar Jahre zurück, ins Jahr 2015 und wir sehen folgendes:
Abb. 4: Die Entwicklung der GMST seit 1980 ( rot) und der anthropogene Antrieb („Forcing“, schwarz)
Die GMST wurden 11- jährig geglättet (dick rot) wie es üblich ist, wenn man dekadische Schwankungen zeigen will. Als Temperaturreihe verwenden wir die Daten von „Cowtan&Way“, im Prinzip sind sie abgeleitet aus den Daten der britischen CRU, dem Klassiker in der Klimaforschung , um die polaren Gebiete ergänzt. Das anthropogene Forcing beinhaltet nicht nur die CO2- Wirkung sondern auch andere Treibhausgase, Aerosole und weniger bedeutende Beiträge z.B. aus der Wolkenbildung durch den Flugverkehr.
Jedem Betrachter muss auffallen, dass ab etwa 2004 eine zunehmende Diskrepanz entstand. Wohlgemerkt, wir schauen mit den Augen von Wissenschaftlern auf die Daten, die im Jahre 2015 staunten, als sie jährliche Werte bis maximal 2014 verarbeiten konnten. Und sie suchten Erklärungen dafür. Eine oft zitierte aus 2014 machte den pazifischen ElNino dafür verantwortlich. Eine andere aus 2013 vermutete eine überschätzte Erwärmung vor 1997. Alles scheint ja so in Ordnung zwischen 1985 und 2004 in Abb. 4! Eine weitere machte im Jahre 2014 kleinere vulkanische Ereignisse im frühen 21. Jahrhundert als „den Schuldigen“ aus. Viele mögliche Ursachen aus vielen Wirkungsketten denen eins gemeinsam war: sie stocherten im Nebel. Zu viele mögliche Erklärungen für eine einfache Tatsache damals, gezeigt in Abb.4. Heute wissen wir, dass es nach 2015 steil bergauf ging mit den GMST:
Abb. 5: Die Entwicklung der GMST zwischen Januar 2014 und November 2018 nach GISS mit einer 12- monatigen Glättung ( fett rot).
Die „Pause“ war ab Mitte 2015 Geschichte, vornehmlich durch den „Super ElNino“ 2015/16. Einige Klimawissenschaftler vermuteten nun, dass sich die Diskrepanz auflösen würde. Aber nach dem ElNino gingen die Temperaturen wieder auf das Niveau der ersten Hälfte des Jahres 2015 zurück. Mit langfristigen Glättungsmethoden (vgl. Abb.4) ist das (noch) nicht darstellbar.
Soweit so gut, für die langfristige Bewertung der Temperaturentwicklung bis 2100 spielen solche Episoden, erzeugt wohl durch interne Variabilität des Klimas, ohnehin eine sehr untergeordnete Rolle. Nimmt man den besten Input bis 2016 (also auch mit dem Blipp aus Abb.5) aus Beobachtungen und berechnet die Empfindlichkeit des Klimasystems auf Kohlendioxid von 1860 bis2016, so lautet die Antwort: bei Verdopplung des Kohlendioxid- Gehaltes sind ca. 1,3 °C Erwärmung zu erwarten, auch wenn man den Annahmen des IPCC ohne jeden Abstrich folgt. Wir erläuterten die Ergebnisse in unserem Blog ausführlich, ebenso wie den wissenschaftlichen Austausch darüber. Was bleibt, ist dennoch die Diskussion um die „Pause“ oder den „Hiatus“ in den vergangenen Jahren.
Mit dem Wissen aus 2017 treten im Dezember 2018 nun (gleiche) Autoren (mit vertauschter Reihenfolge) zweier Arbeiten auf den Plan, die uns mit Mitteln der Statistik zeigen: es gab gar keine „Pause“. Reiben Sie sich nur die Augen, wir haben in Abb.4 gezeigt, dass auch in der „C&W“ Reihe (ein Mitautor der „Arbeit“ ist Kevin Cowtan selbst, der Hauptautor der von uns benutzten Daten) bis 2014 die Abweichung klar zutage tritt, ob sie nun bedeutend für die Langzeitentwicklung ist oder nicht. In den Schlussfolgerungen der Arbeiten (Autoren: M. Mann, S. Rahmstorf, S. Lewandowski, – Mann: Erfinder des mittlerweile widerlegten Hockeysticks, Rahmstorf: noch heute Verteidiger des Hockeysticks , Lewandowski : der Urheber des 97 % Mantras) geht es dann zur Sache:
Man (also die Klimawissenschaftler, die sich mit der „Pause“ beschäftigt haben) hätte Unsicherheiten geschürt in der Politik und den so dringend gebotenen sofortigen Aktionen gegen die Klimakatastrophe „den Schwung genommen“. Das würde „unkalkulierbar höhere Zukunftsrisiken“ eintragen, so schäumen sie. Die Autoren der vielen Studien (auch ein „Konsens“ über die Existenz der „Pause“, sie wurde schließlich auch im 5. Sachstandsbericht des IPCC in 2013 besprochen) hätten sich wohl von „bösen Skeptikern“ leiten lassen? Die Autoren mit ihrem Bashing anderer nachdenklicher Klimawissenschaftler machen den Eindruck eines politischen Schauprozesses vor einem Tribunal. Auch wenn die gemessenen Temperaturen den überspitzten Modellen widersprechen, dürfen Wissenschaftler dies nicht problematisieren, weil es dem Alarmismus schadet, sagen die Tribunal-Richter.
Was meinen die Autoren diese Blogs? „1,3 Grad bei Verdopplung von CO2 in unserer Atmosphäre -mit oder ohne „Pause“- ist keine Katastrophe…“. Schließlich wird diese Zahl auch bestätigt, wenn man die durch einen „Mitankläger“ (Grant Foster aka „Tamino“) aufbereiteten Temperaturen-selbstverständlich ohne „Pause“- ab 1950 benutzt. Gedachte Fortsetzung: „Keine Katastrophe?? Sie sind ja… ein erbärmlicher Klimaleugner!!“ Das mag überspitzt klingen aber so wird heute die Debatte doch geführt. Einige der Gescholtenen wehren sich und verweisen zu Recht auf die Freiheit der Forschung. Kurzum: die beiden „Arbeiten“ hätten so wohl nie erscheinen dürfen, sie sind mit ihren Agitprop- Schlussfolgerungen eines wissenschaftlichen Journals unwürdig. Sie passen eher auf die polit- alarmistische Website, die viele Autoren der aktuellen „Arbeiten“ auch betreuen.
Hut ab vor jedem Wissenschaftler, der vor Jahren die Sachverhalte – illustriert in Abb. 4 – zum Anlass nahm, die Ursachen für das Auseinanderdriften von Antrieben und Temperaturen zu klären zu versuchen. So funktioniert Wissenschaft: Die Neugier, etwas zu erklären was wir beobachten. Die heutigen „Klimagerichtshof“- Ankläger taten das damals zu keiner Sekunde. Wissenschaftler? Oder erleben wir hier gerade einen massiven Angriff der Klimapolitik auf die Wissenschaft?
Wir wünschen allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest!