Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie hat jetzt seine Klimaabteilung umbenannt, wie das Amt kürzlich auf seiner Webseite bekanntgab:
Das Fachzentrum Klimawandel Hessen wurde im Oktober 2008 im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Wiesbaden eingerichtet und am 1.5.2018 in Fachzentrum Klimawandel und Anpassung umbenannt. Im Fokus der Arbeiten des Fachzentrums stehen die vielfältigen gegenwärtigen und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels in Hessen. In zahlreichen Forschungsprojekten werden Klimaänderungen und deren Folgen in Hessen untersucht sowie mögliche Anpassungsmaßnahmen entwickelt. Das frühzeitige Entwickeln von Anpassungsstrategien und -maßnahmen soll drohende Beeinträchtigungen und Schäden begrenzen und gegebenenfalls positive Entwicklungen aufzeigen. Auf Grundlage des bisherigen Wissensstandes hat das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bereits eine Anpassungsstrategie für Hessen entwickelt. In verschiedenen Gremien des Fachzentrums (Gesundheits- und Planungsforum) werden Aktivitäten in Hessen vernetzt, um das Fachwissen von Experten zusammenzuführen und zu nutzen. Wissensvermittlung und Bildung für unterschiedlichste Zielgruppen runden die Aufgaben ab. Das Fachzentrum Klimawandel Hessen wird durch einen wissenschaftlichen Beirat unterstützt.
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Inwieweit gibt es auf der Webseite des Fachzentrums belastbare Daten zum Klimawandel in Hessen, und wie weit reichen diese in der Zeit zurück? Üblicherweise beschränken sich solche Institutionen auf die letzten 150 Jahre, also den Übergang der Kleinen Eiszeit zur Modernen Wärmeperiode. Zunächst stoßen wir auf eine Unterseite „Wetterextreme in Hessen„:
Auf der Seite der Wetterextreme in Hessen werden Wetterdaten der Vergangenheit ausgewertet und interaktiv dargestellt. Dabei wird ebenfalls dargestellt, ob die Zeitreihen einen Trend aufweisen oder nicht. Die Anwendung enthält ca. 50 Klimastationen (größere blaue Punkte auf der Übersichtskarte) sowie ca. 300 Niederschlagsstationen (kleinere graue Punkte) in Hessen und seiner Umgebung.
Die Bedienung ist kinderleicht. Mit einem Klick erscheint die Temperaturkurve mit Trendangaben. Der Erwärmungstrend der letzten anderthalb Jahrhunderte ist in den Einzelstationen gut zu sehen. Einen Hinweis auf den längerfristigen Klimakontext und frühere Erwärmungsphasen gibt es leider nicht. Trotzdem ist der Online-Wetterdatenplotter einfach klasse. Schnell lassen sich Kurven verschiedenster Klimadaten generieren, Trends und Zyklen erkennen. Jeder sollte hier einmal etwas herumspielen. Es gibt bei den Stationsdaten viel zu entdecken.
Mindestens genauso aufschlussreich sind die hessenweiten Klimatrends, die auf der Seite „Witterungsbericht“ angeboten werden. Hier werden die Stationsdaten schön zusammengefasst, so dass man nicht Gefahr läuft, von Datenausreißern verwirrt zu werden. Wieder ist die Benutzerfreundlichkeit vorbildhaft. Es gibt drei Hauptdatentypen: Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer. Dies kann auf Jahresbasis oder aufgeschlüsselt für Jahreszeiten oder Monate geplottet werden. Einfach klasse. Unter den jeweiligen Kurven werden in einem grau unterlegten Kasten sogar die Trends diskutiert. Schauen wir uns zum Beispiel die Entwicklung der Frühlingstemperaturen in Hessen während der letzten 140 Jahre an:
Abbildung: Entwicklung der Frühlingstemperaturen in Hessen während der letzten 140 Jahre. Graphik: HLNUG, Daten: DWD.
In den späten 1940er Jahren gab es schon einmal eine mehrjährige Phase mit Frühlingen, die fast so warm waren wie heute. Das Wärmeplateau der letzten 30 Jahre sticht jedoch ins Auge. Es wäre schön zu erfahren, inwieweit sich die aktuelle Wärme mit der Mittelalterlichen Wärmeperiode vergleichen lässt. War es damals oder heute wärmer? Darauf gbt es leider keine Antwort.
Schauen wir uns einen anderen Plot an, die Februartemperaturen:
Abbildung: Entwicklung der Februartemperaturen in Hessen während der letzten 140 Jahre. Graphik: HLNUG, Daten: DWD.
Der Februar hat sich in Hessen in den letzten 20 Jahren deutlich abgekühlt. Der späte Winter wurde immer kälter. Momentan herrschen in Hessen Februartemperaturen wie zu Begin des 20. Jahrhunderts.
Abschließend noch ein Blick auf die Sommerniederschläge in Hessen:
Abbildung: Entwicklung der Sommerniederschläge in Hessen während der letzten 140 Jahre. Graphik: HLNUG, Daten: DWD.
Schön zu erkennen ist die langspannige Zyklik. Der trockene Sommer 2018 erinnert dabei stark an 1911, als es ähnlich trocken war wie jetzt. Übrigens: damals war die Sonnenaktivität fast so schwach wie heute. Siehe Sonnenzyklus 14 in der Abbildung 2 des letzten Sonnenberichts von Frank Bosse und Fritz Vahrenholt.
Fazit: Ein großes Lob an das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie! Kinderleicht und intuitiv zu bedienende Online-Klimaplots, das wünschen wir uns auch für andere Teile Deutschlands und der Erde. Als Anregung: Es fehlt noch der längerfristige Klimakontext der letzten Jahrhunderte und Jahrtausende. Da auch die Geologie Thema dieses Amtes ist, sollte dies doch leicht ergänzbar sein bzw. in konkreten Forschungsprojekten münden, um derlei Paläoklima-Daten zu generieren.