Ein beliebtes Argument in der Klimadebatte ist der Verweis auf die IPCC-Klimaberichte, die von hunderten von Autoren verantwortet werden und daher vermeintlich den „Gold-Standard“ darstellen. In der Tat gibt es keine anderen offiziellen Zusammenfassungen des Klimawissens, die eine ähnliche Detailfülle aufweisen. Beim genauen Studium der IPCC-Berichte wird jedoch schnell klar, dass es viele wichtige Auslassungen und inhaltliche Schieflagen gibt. Wie kann dies sein, wenn sich eine so große Anzahl von Fachleuten zusammenfindet, um die ganze Bandbreite der Klimawissenschaften abzudecken?
Hier lohnt ein Blick auf die Autorenlisten. Wie wird man eigentlich in den illustren Kreis der IPCC-Autoren aufgenommen? In der Planungphase der jeweiligen Berichte kann sich Jedermann über die nationalen IPCC-Verwaltungen bewerben. In der Regel gehen sehr viel mehr Bewerbungen ein, als Autorenplätze zur Verfügung stehen. Die letztendliche Nominierung geschieht dann durch den inneren Zirkel des nationalen IPCC, ein Prozess dem es entscheidend an Transparenz mangelt. Während man offiziell vorgibt, an einer ausgewogenen Zusammensetzung der Autorenschaft interessiert zu sein, schafft es in der Regel kein IPCC-kritischer Wissenschaftler in die Erstellergruppe aufgenommen zu werden. Ein gewichtiger Anteil der Autoren rekrutiert sich aus Klimahardlinern und Aktivisten. Vor einigen Jahren analysierte Donna Laframboise die Autorenlisten und fand eine große Anzahl an Autoren mit WWF und Greenpeace Hintergund. Auch Institute wie das Potsdamer PIK sind eng mit den Aktivisten verflochten, mit fragwürdigen personellen Überschneidungen und Finanzierung.
Am 31. August 2017 erschien im Fachblatt Review of Policy Research eine bemerkenswerte Arbeit, in der sich Hannah Rachel Hughes von der Cardiff University und Matthew Paterson von der University of Manchester mit der Zusammensetzung der Autoren der IPCC-Arbeitsgruppe III beschäftigen. Das Resultat der Analyse ist erschreckend: Offenbar kontrolliert eine kleine Gruppe von Autoren und Institutionen den Inhalt der Berichte. Wie robust sind die Klima-Zusammenfassungen also wirklich, wenn eine kleine Clique das Zepter fest in der Hand hält? Hughes und Paterson sehen hier die inhaltliche Ausgewogenheit in Gefahr und stellen die Glaubwürdigkeit der Organisation in Frage. Sie befürchten eine Politisierung der Klimawissenschaften, wobei die nüchterne und ergebnisoffene Darstellung auf der Strecke bleibt. Hier der Abstract der Arbeit:
Narrowing the Climate Field: The Symbolic Power of Authors in the IPCC’s Assessment of Mitigation
This article provides a critical analysis of the Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) as a boundary organization using Bourdieu’s concepts of field, habitus, and symbolic power. The article combines quantitative, network, and survey data to explore the authorship of Working Group III’s contribution to the IPCC Fifth Assessment Report (AR5). These data reveal the dominance of a small group of authors and institutions in the production of knowledge that is represented in the AR5 report, and illuminates how the IPCC’s centrality to the field of climate politics is shaping the research and publication strategies of researchers within that field. As a result, the study is able to identify organizational avenues for deepening the involvement and symbolic power of authors from the global South in IPCC assessments of climate change. While empirically, the results of this study lead us to question the IPCC as an assessor of knowledge, theoretically, it suggests that particularly in the international sphere, the use of the boundary organization concept risks overlooking powerful networks of scientific actors and institutions and their broader implication in the politicization of science.
Bereits vor zwei Jahren hatten die Autoren eine ähnliche Kritik in Nature Climate Change publiziert (Corbera et al. 2016, online im September 2015 erschienen). Dabei schauten sie auch auf das Instituts-Hopping und erfassten damit den „Stallgeruch“ und institutionelle Denkrichtungen, die sich dann im Laufe der Karriere fortpflanzen. Im Fall der WG3 wird der Prozess von wenigen Forschern aus den USA und Großbritannien dominiert, wie ein Abgleich der Publikationstätigkeit und IPCC-Autorenschaft zeigte. Hier der Abstract:
Patterns of authorship in the IPCC Working Group III report
The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) has completed its Fifth Assessment Report (AR5). Here, we explore the social scientific networks informing Working Group III (WGIII) assessment of mitigation for the AR5. Identifying authors’ institutional pathways, we highlight the persistence and extent of North–South inequalities in the authorship of the report, revealing the dominance of US and UK institutions as training sites for WGIII authors. Examining patterns of co-authorship between WGIII authors, we identify the unevenness in co-authoring relations, with a small number of authors co-writing regularly and indicative of an epistemic community’s influence over the IPCC’s definition of mitigation. These co-authoring networks follow regional patterns, with significant EU–BRICS collaboration and authors from the US relatively insular. From a disciplinary perspective, economists, engineers, physicists and natural scientists remain central to the process, with insignificant participation of scholars from the humanities. The shared training and career paths made apparent through our analysis suggest that the idea that broader geographic participation may lead to a wider range of viewpoints and cultural understandings of climate change mitigation may not be as sound as previously thought.
Wir wollen das Thema am Fall des IPCC Special Report zum 1,5-Gradziel beleuchten, der sich momentan in der Begutachtungephase befindet. Die Autorenlisten gibt es auf der IPCC-Webseite. Wir schauen uns die Autorenzusammensetzung des Einführungskapitels „Framing und Context“ an. Insgesamt sind 16 Autoren aufgeführt. Mit Verlaub, es ist relativ unwahrscheinlich, dass die gelisteten Forscher aus dem Sudan, den Phillippinen, Botswana und den Solomon Inseln Entscheidendes zum Kapitel beigetragen haben. Bleiben also 12.
Es fallen zwei deutsch klingende Namen auf: Wolfgang Cramer tritt unter französischer Flagge an, assoziiert mit dem Mediterranean Institute for Biodiversity and Ecology (IMBE), CNRS. Außerdem ist Kirsten Zickfeld für Kanada und die Simon Fraser University mit dabei. Schauen wir nun auf den „institutional pathway“ der beiden: Cramer war bis 2011 in leitender Funktion am Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) tätig, Zickfeld forschte 2004 ebenfalls am PIK zu ihrer Doktoarbeit. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die beiden noch aus PIK-Zeiten kennen. Auf diese Weise behält das oft am alarmistischen Klimarand agierende PIK-Institut auch bei diesem Kapitel die Fäden in der Hand, obwohl der Name „PIK“ in der Liste offiziell gar nicht auftaucht. Ein schönes Beispiel, wie eine kleine Gruppe an Institutionen das Geschehen kontrolliert.
Ein weiterer Klima-Hardliner in der Autorenliste des Kapitels ist Andreas Fischlin, dessen alarmistische Argumentation bereits Thema in diesem Blog war (siehe „Attacke von IPCC Leitautor Andreas Fischlin gegen Fred Singer: Ein überfälliger Faktencheck„). Bewusst gemäßigte oder gar skeptische Forscher sucht man in dem Kapitel übrigens vergeblich. Die angebliche Ausgewogenheit der Autorenschaft existiert nicht. In Kapitel 2 des Spezialberichts findet sich unter den Autoren ein aktueller PIK’ler, Elmar Kriegler. Man könnte noch weiter durch die Liste forsten. Interessanterweise sind aber auch Vertreter von ExxonMobil und Saudi Aramco mit dabei, letzterer aus dem Sudan, obwohl doch Saudi Aramco in Saudi Arabien residiert.