Wissenschaftliche Integrität und Berufsethik in den Klimawissenschaften

US-Präsident Trump arbeitet sich Schritt für Schritt durch die klimapolitischen Hinterlassenschaften seines Amtsvorgängers. Dabei stößt er auf fragwürdige Konstellationen, die Stirnrunzeln verursachen. Vor kurzem entmachtete Trump den Chef des Advisory Committee for the Sustained National Climate Assessment, Richard Moss. Dieser hat eine lupenreine Aktivisten-Vergangenheit, war er doch viele Jahre Vizepräsident und Managing Director des World Wildlife Fund im Bereich des Klimawandels. Interessenskonflikte waren hier vorprogrammiert. Es ist gut, dass diese Verflechtung jetzt beendet wurde.

Die Besetzung von Klimagremien mit wissenschaftlicher Schiedsrichterfunktion durch Aktivisten ist ein Unding – und leider kein Einzelfall.Wenn man sich die Autorenschaft der IPCC-Klimaberichte anschaut, so stößt man auf eine größere Zahl an Aktivisten der unterschiedlichsten Farbschattierungen. Ähnlich gut vertreten ist übrigens auch das Potsdamer PIK. Mittlerweile haben viele ehemalige PIK-Mitarbeiter auch Stellen an anderen Instituten im In- und Ausland gefunden, so dass einige IPCC-Berichtsartikel gleich von mehreren Mitgliedern der großen PIK-Familie verantwortet werden, ohne dass dies sofort klar wird. Der Export von PIK-Wissenschaftlern dient letztendlich vor allem dazu, die Kontrolle über die internationalen IPCC-Berichte zu behalten. Ob dies auch im derzeit in Vorbereitung befindlichen 6. Klimabericht der Fall sein wird?

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Egal auf welcher Seite der Klimadiskussion man sich selber verortet, gelten für alle Beteiligten der Debatte die Regeln der wissenschaftlichen Integrität und Berufsethik. Hierdurch wird gewährleistet, dass überhaupt eine Klimadiskussion stattfinden kann. Leider halten sich nicht alle Beteiligten an diese Grundregeln, die eigentlich common sense sein sollten. Die American Geophysical Union (AGU) hat im August 2017 ihre Regeln aktualisiert und veröffentlicht. Das 34-seitige pdf finden Sie hier.

Darin geht es um Themen wie das Verhältnis zwischen Student und Dozent, Diskriminierung, Mobbying, wissenschaftliches Fehlverhalten oder ethische Verpflichtungen von Gutachtern wissenschaftlicher Artikel. Hier ein Auszug:

D. Harassment, Bullying, and Discrimination
AGU members work to maintain an environment that allows science and scientific careers to flourish through respectful, inclusive, and equitable treatment of others. As a statement of principle, AGU rejects discrimination and harassment by any means, based on factors such as ethnic or national origin, race, religion, citizenship, language, political or other opinion, sex, gender identity, sexual orientation, disability, physical appearance, age, or economic class. In addition, AGU opposes all forms of bullying including threatening, humiliating, coercive, or intimidating conduct that causes harm to, interferes with, or sabotages scientific activity and careers. Discrimination, harassment (in any form), and bullying create a hostile environment that reduces the quality, integrity, and pace of the advancement of science by marginalizing individuals and communities. It also damages productivity and career advancement, and prevents the healthy exchange of ideas.

Wissenschaftliche Kritik ist erwünscht, jedoch ist die Ausgrenzung aufgrund abweichender wissenschaftlicher Ansichten nicht legitim. Zudem darf die Herkunft keine Rolle im wissenschaftlichen Diskurs spielen. Pauschalverdächtigungen von Beschäftigten der Energieindustrie als Söldner des Kapitals stellen eine Diskriminierung dar. Die Bezeichnung als „Klimaleugner“ gehört ganz klar in die Kategorie Mobbing. Aber auch die klimaskeptische Seite muss sich an die Regeln halten. Begriffe wie „Lügner“ oder „Lüge“ gehören nicht in die Debatte, wenn eine vorsätzliche schwere Täuschung nicht klar ist. Ein weiterer Auszug:

B. Ethical Obligations of Editors of Scientific Journals
To uphold integrity in the AGU publishing process, AGU Editors are expected to do the following:

1. Provide unbiased consideration to all manuscripts offered for publication, judging each on its merits without regard to ethnic origin, race, religion, citizenship, language, political or other opinion, gender, gender identity, sexual orientation, disability, appearance, age or economic class seniority, or institutional affiliation of the author(s).

2. Process all manuscripts promptly, with fairness, equity, and respect.

3. Take full responsibility for acceptance or rejection of a manuscript, working in the best interest of science and excellence and utilizing the recommendations of peer reviewers. Manuscripts may be rejected without review if considered inappropriate for the journal, and Editors may consult with Associate Editors or reviewers to aid in this decision.

4. Ensure the peer review process is objective, fair, and thorough. Be vigilant in avoiding conflict of interest, bias, discrimination, harassment, bullying or ad hominem attacks among reviewers and authors.

Dies sind ausgezeichnete Grundsätze, die von vielen Herausgebern befolgt werden. Leider gibt es aber auch hier Schwarze Schafe, haben sich Seilschaften herausgebildet, die kritische Stimmen am Mainstream bereits an der Tür abweisen und nicht einmal zum Review zulassen. Der KS-Redaktion ist ein Fall aus jüngster Zeit bekannt, bei der ein klimapolitisch brisantes Manuskript ein halbes Jahr in der Reviewschleife festgehalten wurde, bevor es dann letztendlich abgelehnt wurde. War es wirklich purer Zufall, dass am Ende das sogenannte Cut-Off-Publikationsdatum eines bestimmten internationalen Klimaberichts überschritten wurde, nach dessen Ablauf keine neuen Papers zum Thema mehr in den Bericht aufgenommen worden konnten?

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In eigener Sache: Vielleicht haben Sie es schon bemerkt: Wir haben jetzt ein Logo! Die Kälte in blau, die Sonne in gelb, der Kreis als Stellvertreter für die natürlichen Klimarhythmen. Wir hoffen, Ihnen gefällt es auch. Wir möchten uns bei allen beteiligten Helfern ganz herzlich bedanken! Wir hatten viele tolle Entwürfe. Schade, dass man nur ein Logo haben kann.

Neben dem Wiedererkennungswert soll das Logo auch eine Art Gütesiegel unserer Arbeit sein. Wir berichten aus der Wissenschaft und über die Wissenschaft. Im Kalte-Sonne-Blog unterrichten wir Sie über Forschungsresultate, die Sie meist nicht in der Zeitung finden. Zu unbequem, zu überraschend. Wir weisen auf Denkfehler und Auslassungen hin, sparen aber auch nicht an Lob, wenn wir auf besonders gelungene Fachartikel oder Medienberichte treffen. Unsere Kritiker lieben uns natürlich nicht. Wer mag es schon, wenn wir unbequeme Fragen stellen oder auf logische Defizite hinweisen. Aber auch das ist Wissenschaft, ob es den Kritikern passt oder nicht. Sie müssen es aushalten. Mit Pauschalunterstellungen und Beschimpfungen überschreiten einige Kommentatoren leider viel zu oft die Grundregeln der wissenschaftlichen Integrität und Berufsethik. Es ist wichtiger denn je, dass alle Seiten der Klimadiskussion gehört werden, ohne Diskriminierung, ohne wissenschaftliches Mobbing. Sieger der Debatte kann am Ende nur einer sein, die Wahrheit. In diesem Sinne, bleiben Sie uns gewogen, und danke für Ihre Unterstützung und Ihr Interesse am Thema.