Am 5. Juli 2017 meldete die Mitgliederzeitschrift Eos der American Geophysical Union (AGU) eine unerwartete Entwicklung. Das weitverbreitete CESM-Klimamodell sollte eigentlich in Kürze in einer neuen verbesserten Version erscheinen, nämlich als CESM2. Allerdings machten die Entwickler in letzter Minute einen Rückzieher und bliesen die Einführung von CESM2 kurzerhand ab. Das neue Modell fiel nämlich bei einem wichtigen Praxistest glatt durch. Im sogenannten Hindcast wurde die rückwärtsmodellierte Temperaturentwicklung der Erde mit den real gemessenen verglichen und ein gegenteiliger Trend festgestellt. Das CESM2-Modell errechnete für die Mitte des 20. Jahrhunderts eine zwei Jahrzehnte andauernde Abkühlung von bis zu 0,3°C, während in der Realität eher stagnierende bis steigende Temperaturen vorherrschten.
Die Modellentwickler vermuten, dass die Diskrepanz mit der Behandlung der Aerosole im Klimamodell zusamenhängt. Offenbar wurde eine zu starke Kühlung durch Aerosole eingebaut, die nun Probleme bereitet. Nun stellt sich die Frage, ob es an der physikalischen Stärke der Aersolkühlung liegt, oder vielmehr an der Entwicklung der eingespeisten Aerosolkonzentrationskurven. Man darf gespannt, wie sich dieses Modellierungsdilemma weiter entwickeln wird. Ganz wichtig wäre auch eine Rückwärtsmodellierung bzw. Kalibrierung des CESM2-Klimamodels an der Klimageschichte der letzten 2000 Jahre. Hierzu schweigt der Eos-Artikel. Dies ist der wahre Elefant im Raum.