Lesenswerte Besprechung des Kleinen-Eiszeit-Buches von Philipp Blom in der Freien Presse am 20. April 2017. Rezensent Stephan Lorenz schreibt:
Die eiskalte Zeitenwende
Ein Klimawandel im 16./17. Jahrhundert, die „Kleine Eiszeit“, hatte gravierende Folgen für die Wirtschaft in Europa und für das Denken der Menschen. Welche Lehren kann man daraus für die Gegenwart ziehen? Der Historiker und Philosoph Philipp Blom sucht in seinem Buch nach Antworten.
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Matthias Heitmann am 1. Mai 2017 auf Cicero:
Wahrheitssuche auf dem Holzweg
Die weltweite Bewegung „March for Science“ demonstriert gegen alternative Fakten und für freie Wissenschaft und Forschung. Jedoch wird bei aller Überschwänglichkeit verkannt, dass Wissenschaft gerade von Kritik, Diskussion und unterschiedlichen Standpunkten lebt. Die absolute Wahrheit gibt es nicht.[…]
Irritierend ist auch das Nebeneinander von betont unpolitischen und eindeutig politischen Beweggründen, die auf den Märschen zum Ausdruck kamen. Häufig hieß es, diese seien keine „politischen“ Proteste, gleichzeitig machten aber die Initiatoren selbst deutlich, es gehe auch darum, „auf die Gefahren durch populistische Tendenzen hinzuweisen“. Es ist genau die angeblich klare Trennung zwischen Wissenschaftlichkeit und Ehrlichkeit auf der einen und Politik und persönlicher Meinung auf der anderen Seite, die zum Ausgangspunkt stark moralisierender Argumentationen führt – nicht zuletzt auch durch die Nutzung einer eindeutig politischen Form der Meinungsäußerung, nämlich der des Demonstrationszuges. Es ist ganz offensichtlich, dass hier die Dimensionen verschwimmen und vermischt werden.
Denn es ist genau diese Vermischung, die die emotional aufgeladene Debatte über „fake news“, über „alternative Fakten“ und über das Verhältnis von Wissenschaft zur Politik kennzeichnet. Das Fatale daran: Meinungsverschiedenheiten werden nicht mehr als politische Konflikte ausgetragen, sondern zu einem Kampf zwischen Wahrheit und Lüge stilisiert. Während die eine Seite Wissenschaft, Neutralität, Richtigkeit und „common sense“ für sich reklamiert und das Verfolgen persönlicher und enger politischer Interessen strikt von sich weist, werden der anderen Seite niedere, persönliche, mithin „politische“ Motive unterstellt. Im Gegenzug werfen die so Angegriffenen ihrerseits der Gegenseite vor, sie missbrauche Wissenschaft, um eigene politische Interessen zu verhüllen. Diese Polarisierung läuft aus mehreren Gründen der wissenschaftlichen Methode zuwider:
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Viele Forscher tun sich schwer eins und eins zusammenzuzählen und dies dann auch noch zu publizieren. Zu stark sind offenbar die Befürchtungen, dass eine ausführliche Schilderung der natürlichen Klimavariabilität und ihr Wirken in den letzten 150 Jahren negativ aufgenommen werden könnte. Privatforscher wie ‚Javier‘ füllen einen Teil der Lücke. Im Blog von Judith Curry hat Javier nun die Klimageschichte der letzten 10.000 Jahre zusammengefasst. Klimazyklen spielen darin eine große Rolle. Hier die Zusammenfassung:
Summary: Holocene climate is characterized by two initial millennia of fast warming followed by four millennia of higher temperatures and humidity, and a progressively accelerating cooling and drying for the past six millennia. These changes are driven by variations in the obliquity of the Earth’s axis. The four millennia of warmer temperatures are called the Holocene Climatic Optimum which was 1-2°C warmer than the Little Ice Age. This climatic optimum was when global glaciers reached their minimum extent. The Mid-Holocene Transition, caused by orbital variations, brought a change in climatic mode, from solar to oceanic dominated forcing. This transition displaced the climatic equator, ended the African Humid Period and increased El Niño activity.
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