Rechtzeitig zur Weihnachtszeit: Ein Klima-Märchen aus dem Umweltbundesamt

Von Uli Weber

Das Umweltbundesamt verkündet uns allen eine frohe Klimabotschaft: Das EEG und die Nutzung erneuerbarer Energien haben angeblich zu einer Reduzierung des jährlichen deutschen CO2-Ausstoßes von inzwischen etwa 156 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent (Stand 2015) geführt (Abbildung 1).

Abbildung 1: Vermiedene Treibhaus-Emissionen 2000-2015. Quelle: Umweltbundesamt mit Änderungen des Autors (=reduziert auf den Zeitraum ab 2000)

 

Dazu heißt es dort, Zitat:

Der Ausbau erneuerbarer Energien trägt wesentlich zur Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland bei. Insgesamt werden in allen Verbrauchsbereichen (Strom, Wärme und Verkehr) fossile Energieträger zunehmend durch erneuerbare Energien ersetzt. Die dadurch eingesparten Treibhausgas-Emissionen sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem treibhausgasneutralen Deutschland.

Ja, die Produktion von EEG-Energie ist in unserem Lande seit der Energiewende 2011 tatsächlich überproportional angestiegen (Abbildung 2), genauso übrigens, wie die EEG-Umlagen auf den Stromrechnungen der „nicht privilegierten Endabnehmer“, also von allen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes.

Abbildung 2: Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland. Quelle: Umweltbundesamt mit Änderungen des Autors (=reduziert auf den Zeitraum ab 2000)

 

Danach spart Deutschland gegenwärtig also angeblich bereits erhebliche Mengen CO2 durch die Nutzung erneuerbarer Energien ein. Als Quelle beruft man sich beim Bundesumweltamt auf Daten der Arbeitsgruppe „Erneuerbare Energien-Statistik“ (AGEE-Stat), Zitat von dort:

Die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) ist ein unabhängiges Fachgremium und arbeitet seit Februar 2004. Eingerichtet wurde es vom Bundesumweltministerium im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und dem Bundeslandwirtschaftsministerium, um Statistik und Daten der erneuerbaren Energien auf eine umfassende, aktuelle und abgestimmte Basis zu stellen. Mit dem Wechsel der Zuständigkeiten für den Bereich der erneuerbaren Energien zum BMWi arbeitet die AGEE-Stat im Auftrag des BMWi…“

Die vom Bundesumweltamt publizierten Ergebnisse sollten sich damit zwingend aus den offiziellen Daten des Statistischen Bundesamtes reproduzieren lassen. Also schaunmermal: Nachfolgend sind die Jahresgesamtsummen des Statistischen Bundesamtes für die CO₂-Emissionen (Abbildung 3) und den Energieverbrauch (Abbildung 4) in Deutschland dargestellt.

Abbildung 3: Kohlendioxid (CO₂)-Emissionen in Deutschland

 

Abbildung 4: Primärenergieverbrauch in Deutschland

 

Man sollte also annehmen dürfen, dass auch unter Berücksichtigung des mit Fukushima begründeten Atomausstiegs (2011) die vom Umweltbundesamt veröffentlichten CO2-Einsparungen durch das EEG in irgendeiner Weise statistisch sichtbar werden – aber davon ist hier keine Spur zu erkennen. Immerhin ist der Primärenergieverbrauch in Deutschland deutlich gesunken, und das ist ja schon mal ganz toll. Von irgendwelchen CO2-Einsparungen ist dagegen in den Daten des Statistischen Bundesamtes überhaupt nichts zu erkennen. Dabei müsste, bis auf den Übergang 2011/2012, der CO2-Ausstoß bei sinkendem Energieverbrauch auch schon ohne zusätzliche EEG-Maßnahmen ganz von alleine zurückgehen.

Aber trotz der vom Umweltbundesamt gemeldeten großen Erfolge durch EEG-Energien gegen den atmosphärischen Klimafeind und ständig wachsende CO2-Einsparungen stagniert der deutsche CO2-Ausstoß weiterhin. Leider ist hier wegen unvollständiger Datenreihen des Statistischen Bundesamtes nur ein direkter Vergleich der Jahre 2000, 2005, 2010 und 2012 möglich (Abbildung 5):

 

Abbildung 5: Zusammenstellung der Daten aus den Abbildungen (1, 3 und 4) und spezifischer CO2-Ausstoß pro Petajoule

 

Im Ergebnis ist der Primärenergieverbrauch in Deutschland zwischen den Jahren 2000 und 2013 um etwa 5 Prozent gesunken. Nach den Angaben des Umweltbundesamtes in Abbildung 2 kamen im Jahre 2013 bereits etwa 25 Prozent des Bruttostromverbrauches aus erneuerbaren Energien. Für den Umfang potentieller CO2-Einsparungen zum Stand 2013 steht also eine Zahl von etwa 30 Prozent im Raum. Aber im Gegenteil, während der CO2-Ausstoß gegenwärtig bei etwa einer Gigatonne stagniert, war er in 2013 gegenüber dem Jahr 2000 sogar um knapp 5 Prozent angestiegen. Wir haben bei sinkendem Primärenergieverbrauch also einen relativ konstanten CO2-Aussoß zu verzeichnen, der angeblich für das Jahr 2013 bereits um knapp 13,5 EEG-Prozente niedriger gelegen haben soll, als es dem CO2-Ausstoß für die produzierte Energiemenge aus konventionellen Quellen allein entsprochen hätte.

Aber wo in diesen statistischen Daten, bitte sehr, ist auch nur ansatzweise die vom Umweltbundesamt gefeierte EEG-bedingte Einsparung von 134 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent (2013) gegenüber dem Primärenergieverbrauch zu erkennen? Von 2012 auf 2013 hatte sich der CO2-Ausstoß trotz sinkendem Primärenergieverbrauch sogar noch deutlich erhöht. Wie passt da eine CO2-Einsparung durch erneuerbare EEG-Energien überhaupt ins Bild? Der spezifische CO2-Ausstoß pro Petajoule in Deutschland ist seit 2005 sogar ständig angestiegen, obwohl angeblich ein steigender Anteil der CO2-Emissionen durch erneuerbare Energien eingespart worden sein soll.

Wenn durch die erneuerbaren Energien tatsächlich ein nachhaltiger Beitrag zur Energieversorgung unseres Landes geleistet worden wäre, dann hätte der spezifische CO2-Ausstoß pro Petajoule zwingend sinken müssen.

Aber mal ganz ernsthaft, wo sollte eigentlich auch irgendwelches CO2 eingespart werden, wenn mangels Energiespeicher für EEG-Grünstrom die konventionellen Kraftwerke kontinuierlich weiterlaufen müssen, um unsere Versorgungssicherheit zu gewährleisten?

Frage: Kann es vielleicht sein, dass es sich bei den Angaben des Umweltbundesamtes um eine hätte-könnte-würde-Luftnummer handelt, also kostenpflichtig über EEG-Zwangsabgaben produzierte, aber nicht tatsächlich eingesparte Energiemengen?

Und handelt es sich bei dieser „EEG-Erfolgsgeschichte“ des UBA vielleicht genau um diejenigen Energiemengen, die als EEG-Überproduktion kostenpflichtig ins Ausland entsorgt werden mussten – natürlich ebenfalls finanziert aus den Zwangsbeiträgen der „nicht privilegierten Endabnehmer“?

Ergo: Muss man in diesem Fall vielleicht von zwangsweise gesponserten deutschen CO2-Einsparungen für das befreundete Ausland sprechen?

In Wirklichkeit mag sich die Situation aber noch viel märchenhafter darstellen. Die oben bereits erwähnte Arbeitsgruppe „Erneuerbare Energien-Statistik“ (AGEE-Stat) findet man auf dem  Internetauftritt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Dort kann man auch den „Ersten Fortschrittsbericht zur Energiewende (Kurzfassung, Stand Dezember 2014) herunterladen. Und in diesem Bericht findet man dann auf Seite 13 ausgerechnet die folgende Grafik (Abbildung 6):

Abbildung 6: Treibhausgasemissionen in Deutschland (Quelle BMWi)

 

Aus dieser Grafik des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie geht nun aber im Widerspruch zum Statistischen Bundesamt hervor, dass der deutsche CO2-Ausstoß im Jahre 2013 bei etwa 830 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten gelegen haben soll. Und als Quelle für diese Daten wird ausgerechnet das Umweltbundesamt genannt. Die Angaben des Statistischen Bundesamtes für den CO2-Ausstoß im Jahre 2013 liegen aber knapp über einer Gigatonne  (Abbildung 5). Selbst wenn man bei den Zahlen des Statistischen Bundesamtes also die im Jahre 2013 vorgeblich durch das EEG eingesparten CO2-Mengen des Umweltbundesamtes aus Abbildung 1 zur Anrechnung bringen würde, kommt man mit etwa 870 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten nicht auf die vom BMWi für 2013 veröffentlichten Zahlen.

Irgendetwas stimmt hier in den Angaben von Umweltbundesamt, Statistischem Bundesamt und Bundesministerium für Wirtschaft und Energie überhaupt nicht zusammen – Transparenz heißt aber nun mal, dass  statistische Daten für die Bürgerinnen und Bürger eindeutig und nachvollziehbar sein müssen.

Kann es vielleicht sein, dass nicht nur wichtige politische Ämter unserer Bundesrepublik Deutschland mit ehemaligen DDR-Kadern besetzt worden sind, sondern dass sich unser Land schließlich auch noch mit den kreativen Schönrechenpraktiken der früheren volkseigenen DDR-Wirtschaft infiziert hat?

Erklärung für sozialistische Schönrechenpraktiken: Der volkseigene Betrieb, in dem meine verstorbene DDR-Tante gearbeitet hatte, erhielt einstmals eine Prämie für die „Übererfüllung“ eines Jahresplans, während die ihr damals vorliegenden tatsächlichen Betriebszahlen weit unter dieser Planvorgabe lagen. Und das soll in der untergegangenen DDR angeblich kein Einzelfall gewesen sein…

Unser Land steht heute offenbar am Anfang einer glorreichen Anstrengung aller Werktätigen zur Rettung der Welt vor dem Klimaklassenfeind. Und wenn erst einmal unser gesamter Strom aus systemkonformen EEG-Quellen kommt, alle Heizungen auf elektrische DDR-Nachtspeicher zurückgebaut wurden und wir alle mit EEG-Strom angetriebene Ökotrabbis fahren, dann haben wir endlich den Null-CO2-Ausstoß und das klimasozialistische Paradies auf Erden. Und weil keiner merken darf, dass die Kohlekraftwerke dann trotzdem weiterlaufen müssen, damit bei uns nicht das Licht ausgeht, kann man ja in alter sozialistischer Tradition „antiklimaskeptische“ Schutzwälle um die Kraftwerke herum bauen und diese grün anstreichen.

P.S.: Auch auf die Gefahr hin, mit der real existierenden Klimainquisition in Konflikt zu geraten, möchte es der Autor an dieser Stelle nicht versäumen, einmal mehr die Lanze für einen Veggieday für Kohlekraftwerke zu brechen. Um es mit dem Orakel von Delphi zu sagen: Nach einem solchen Veggieday wird sich die intellektuelle Weitsicht unserer Bundesregierung in Sachen Weltklimarettung durch CO2-Vermeidung allen Bürgerinnen und Bürgern endlich in ihrer vollen Größe offenbaren…

 

Foto: Uli Weber