Es gibt Leute, die schauen sich zur mitternächtlichen Geisterstunde Horrorstreifen an. Ein solcher lief in der ARD auch in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 2016. Titel: „Letzte Chance für unser Klima“. Von der Machart her ein alarmistischer Klimaaktivistenstreifen. Seltsam, dass die ARD ihre Sendezeit für so etwas zur Verfügung stellt. Oder wurde der Sendeplatz vielleicht von einer Aktivistengruppe finanziert, ähnlich des religiösen Sekten-TV? Man weiß es nicht. Viele Zuseher gab es vermutlich nicht. Allerdings gibt es den Klimahorror-Streifen auch in der ARD-Mediathek, wo er bis Mitte 2017 zu bestaunen ist.
Ein Blog-Leser berichtete uns, er fand den Film so schlecht recherchiert und so unausgewogen, dass er eine Programmbeschwerde eingelegt hat. Autor der Doku ist Christian Jentzsch. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Naturwissenschaftler, sondern einen Absolvent der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Qualifikation: Studium der Visuellen Kommunikation. Ob das bei diesem komplexen klimawissenschaftlichen Thema ausreicht? Greenpeace jedenfalls findet Jentzschs Filme so gut, dass es sie auf der Aktivisten-Webseite bewirbt.
Der Film beginnt so ideenarm wie hunderte anderer Klimaalarm-Filme. Szenen von Überschwemmungen, Dürren, Stürmen. Alles natürlich vom Menschen verschuldet. Beweise bleibt der Autor schuldig. Falsche Annahme: Jegliches Extremwetter ist anthropogener Klimawandel. Paläoklimatologische Vergleichsdaten werden keine präsentiert. Eine üble Masche, die in keinster Weise die im Bereich des Extremwetters sehr differenzierte Sichtweise des IPCC widerspiegelt.
Auch die nächste Szene haben wir schon vielfach gesehen: Mojib Latif schlappt durchs Hamburger Klimarechenzentrum. Etwas lustlos sagt er seinen Vers auf. Gähn.
Dann setzt sich der Autor ins Flugzeug. Hoffentlich hat er seinen CO2-Düsenausstoß mit Kompensationszahlungen wiedergutgemacht. Jentzsch präsentiert die kürzliche kalifornische Dürreserie als angeblichen Beweis für den anthropogenen Klimawandel. Offenbar hat er keinen blassen Schimmer, dass es in Kalifornien stets Dürreserien gegeben hat und hier eine starke natürliche Variabilität vorliegt, die der Filmemacher mit keinem Wort anspricht. Superpeinlich. Lesetipps:
- Studien sind sich einig: Kalifornische Dürren 2012-2014 sind vor allem der natürlichen Klimavariabilität geschuldet
- NOAA-Studie: US-Dürre-Sommer 2012 hatte natürliche Ursachen. Keine Folge des Klimawandels
- NASA- und NOAA-Forscher: Kalifornische Dürre Anfang 2014 durch Ozeanzyklen augelöst. Kein langfristiger Austrocknungstrend in den vergangenen 100 Jahren erkennbar
- Kleine Dürregeschichte der USA der vergangenen 10.000 Jahre: Schon die Indianer mussten immer wieder unter Trockenheit leiden
- Tausend Jahre Dürregeschichte der USA: Am schlimmsten war es in der Kleinen Eiszeit. Aber auch während der Mittelalterlichen Wärmeperiode gab es heftige Mega-Dürren
- Nordamerikanische Dürren sind in den letzten 100 Jahren nicht häufiger geworden
Den Rest des Film sparen wir uns an dieser Stelle. Es ist sowieso klar, was kommt. Ein peruanischer Bauer ist sich ganz sicher, dass sein Anden-Gletschersee durch deutsche Kraftwerke von RWE gefährdet wird. Das haben ihm jedenfalls die deutschen Klimaaktivisten eingeredet, die auch die nette Rechtsanwältin aufgetrieben haben.
Je schärfer, desto besser. Am Schluss soll der Zuseher ein richtig schlechtes Gewissen haben. Er ist Schuld. Am Klima. An allem. Die romantisch-naive Idee dahinter: Alles Übel der Welt kann man sofort abstellen, wenn man kein CO2 mehr ausstößt. Ein Medikament für alle Krankheiten. Herrlich. Vielleicht sollte man das sogar einmal machen. Die Überraschung wäre groß: Das meiste Übel würde noch immer da sein, vielleicht sogar etwas verschärfter als vorher.
Unterm Strich: Keine richtig neuen Ideen in diesem Film. Liebe Alarmisten, lieber Herr Jentzsch: Lasst Euch mal wieder etwas Neues einfallen. Das ist einfach nur langweilig und schräg.