Trotz aller Befürchtungen vor einem Hitzekollaps ist die Erwärmung in Deutschland seit 15 Jahren ins Stocken geraten. Der berühmte Hiatus lässt grüßen. Dies hielt die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen nicht davon ab, eine sorgenvolle Kleine Anfrage zu möglichen klimawandelbedingten Risiken in naher (bis 2050) und ferner Zukunft (bis 2100) einzureichen. Staatssekretär Matthias Machnig beantwortete am 22. Juli 2016 die Fragen im Auftrag der Bundesregierung in einem 18-seitigen Papier, dessen pdf hier verfügbar ist.
Die Bundesregierung sieht es als wahrscheinlich an, dass Deutschland in zunehmen-dem Maße verwundbar gegenüber indirekten Folgen des Klimawandels in anderen Teilen der Welt werden wird. Durch einen immer intensiveren internationalen Handel zwischen den Weltregionen werden Klimafolgen im Ausland auch für die inländische Wirtschaft an Bedeutung gewinnen. Dies gilt gerade für Deutschland mit seinen umfassenden Handelsbeziehungen, einer ausgeprägten globalen Arbeitsteilung industrieller Fertigungsprozesse und einer hohen Bedeutung von Importen (insbesondere von Rohstoffen, Nahrungsmitteln und Vorprodukten) und Exporten (insbesondere von Kraftfahrzeugen, Maschinen und Anlagen und chemischen Erzeugnissen).
Die Antwort stützt sich auf altbekannte klimaalarmistische Szenarien, die aus wissenschaftlicher Sicht höchstfragwürdig sind. Durch den Klimawandel soll es zu Straßenunterspülungen und Grundwasserproblemen kommen. Hier eine weitere Beispielsstelle aus dem Text:
Obwohl die Effekte des Klimawandels auf den Außenhandel schwierig zu quantifizieren sind und sich durch den Klimawandel auch neue Absatzmärkte und damit neue unternehmerische Chancen ergeben werden, können sich die Auswirkungen des Klimawandels auf andere Weltregionen auch für Deutschland zu einem relevanten Risiko entwickeln. Hinzu kommen weitere klimawandelbedingt veränderte Faktoren, die sich mittel- bis langfristig in einer zunehmenden Migration, veränderten grenzüberschreitenden Investitionen und Einflüssen auf die internationale Sicherheitslage auswirken können.
Insgesamt scheint die Bundesregierung nur auf die Gelegenheit gewartet zu haben, den Klimawandel mit allem und jedem zu verknüpfen. Gefahr des Klimawandels für die Stabilität von Klohäuschen, Einfluss von Hitzewellen auf die Herstellung von Vanilleeis, etc. etc. Hier hat sich eine Gruppe von Menschen in ein abstraktes Zukunfts-Thema verliebt. Weshalb verwenden wir unsere kostbare Zeit nicht auf die Lösung realer Probleme aus dem Hier und Jetzt? Wie können wir in Syrien Frieden schaffen? Kindersoldaten im Congo, verseuchtes Trinkwasser in südamerikanischen Slums, Massen-Migration. Die Verliebtheit in das CO2-Thema ist ethisch schwer erträglich, wenn man die wahren Krisenherde der Heutezeit betrachtet.
Bedenklich ist auch die Verbandelung mit der Versicherungsindustrie. Dankbar griff man das Papier der Bundesregierung auf und warb mit Hinweis auf das Klimadrohgebäude im brancheneigenen VersicherungsJournal kurz darauf neue Kunden. Eine erschreckende Zusammenarbeit zwischen eng verflochtenen Klimaalarminstituten, Bundesregierung und Versicherungsindustrie. Merkel wird von PIK-Chef Schellnhuber beraten, dessen Institut enge Beziehungen zur Münchener Rück unterhält. Kritische Nachfragen unerwünscht.
Auch die Linksfraktion beschäftigt sich lieber mit dem Klimawandel als mit realen Problemen. Sie fragte die Bundesregierung, ob sie einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und Migration im Nahen Osten und in Nordafrika sähe. In ihrer Antwort bekleckern sich unsere Führer in Berlin einmal mehr nicht mit Ruhm. Das Neue Deutschland fasst zusammen:
Fluchtgrund Klimawandel: Im Prinzip ja, aber …
Die Bundesregierung nimmt Stellung zu Konflikten, die auch durch Umwelteinflüsse ausgelöst wurden
Die Bundesregierung sieht den globalen Klimawandel als eine Fluchtursache an. Au weia. Die Antwort vom 20. Juni 2016 ist in einem Schriftsatz von 152 Seiten (!) festgehalten. Pdf hier. Detailverliebt kümmert man sich um die Linkenanfrage. Wieviel Zeit und Geld hat die Beantwortung dieser Anfrage wohl gekostet? Zum Schmunzeln:
LINKE: 23. Welche Stellen in der Bundeswehr, Bundesgrenzschutz und im Bundesnachrichtendienst beschäftigen sich seit dem Jahr 2007 zuständigkeitshalber schwerpunktmäßig mit dem Zusammenhang von Klimawandel und Sicherheit (bitte nach Institution, Anzahl der Personalstellen sowie Mitteleinsatz auflisten)?
BUNDESREGIERUNG: Es gibt keine Stellen in der Bundeswehr und beim Bundesgrenzschutz, deren Arbeitsschwerpunkt auf dem Zusammenhang von Klimawandel und Migration liegt. Bezüglich des Bundesnachrichtendienstes (BND) sind die erbetenen Auskünfte einer Beantwortung in offener Form nicht zugänglich. Sie enthalten unter dem Aspekt des Staatswohls schutzbedürftige Informationen, die im Zusammenhang mit dem Auftragsprofil der Bundesregierung (VS-Geheim) und den sich daraus ergebenden nachrichtendienstlichen Aufklärungsaktivitäten stehen. Aus ihrem Bekanntwerden können Rückschlüsse auf Auftrag, Arbeitsmethoden und Vorgehensweise des BND im Rahmen der Aufgabenwahrnehmung gezogen werden. Folge einer offenen Bekanntgabe solcher Informationen wäre eine wesentliche Schwächung des dem BND zur Verfügung stehenden Aktionsradius. Dies kann für die Interessen der Bundesrepublik Deutschland schädlich sein. Deshalb sind die entsprechenden Informationen als Verschlusssache gemäß der VSA mit dem VS-Grad „VS-Geheim“* eingestuft.
Die Linkenfraktion forderte außerdem eine detaillierte Aufstellung zu Klimaschäden in einer Reihe von Ländern aus Nordafrika und dem Mittleren Osten, darunter Mauretanien:
Mauretanien besteht zu etwa 80 Prozent aus Wüste und ist durch Temperaturanstieg, der Abnahme und gleichzeitig stärkeren Variabilität der Regenfälle sowie einer Zunahme von Extremwetterereignissen wie Dürreperioden und Starkregen einer der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Staaten. Bereits seit der Staatsgründung 1960 haben sich die Gesellschaft und damit die Strukturen der Besiedlung und Landwirtschaft unter dem Eindruck immer wiederkehrender Trockenperioden stark verändert. Ausbleibende Regenfälle verursachten 1968 den Verlust von etwa 50 Prozent der Herden der mauretanischen Nomaden und damit eine erste Migrationswelle größerer Bevölkerungsgruppen aus dem Landesinneren in die Hauptstadt Nouakchott. Verheerende Trockenzeiten seit 1973 in den Sahel-Staaten drängten erneut Binnenmigranten an die Peripherie der Hauptstadt Nouakchott, wo 1977 über 40 Prozent der Gesamtbevölkerung lebten.
Der bereits angestiegene Meeresspiegel und der durch Sandabbau zerstörte, natürliche Dünenschutzwall erhöhen das Risiko von Überschwemmungen der Siedlungsquartiere in der Hauptstadt. Das bei Flut steigende Grundwasser und die unzulängliche wie überlastete Kanalisation sind Brutstätten für Mücken und andere Krankheitserreger. Die mit den Naturkatastrophen einhergehenden massiven Migrationsbewegungen in die städtischen Zentren und den Süden des Landes haben bereits in der Vergangenheit zu gesellschaftlichen Verwerfungen und Konflikten geführt und dürften sich im Zuge des Klimawandels verschärfen.
Ehemals fruchtbare Oasen wie Chinguetti und Oualata im Norden des Landes sind heute versandet. Die Nord-Süd-Wanderungsbewegung führte zur Konkurrenz zwischen ansässigen Bauern und nomadisierenden Viehzüchtern, so dass sich Spannungen und Konflikte um die knapper werdenden Ressourcen nutzbares Land und Wasser zuspitzten. Für Mauretanien ist ein optimiertes Wassermanagement maßgeblich, um sich auf die klimatischen Veränderungen einzustellen. Die Regierung plant im Küstenbereich den Wiederaufbau der Dünen, um den natürlichen Hochwasserschutz angesichts des zu erwartenden Anstiegs des Meeresspiegels wieder herzustellen.
Der Text strotzt nur so von Irreführungen, Fehlinformationen und Auslassungen. Temperaturanstieg in den letzten 100 Jahren, richtig. Aber kein Wort über die Klimageschichte. Während der Mittelalterlichen Wärmeperiode vor 1000 Jahren war es schon einmal so warm wie heute. Hier zwei Bohrungen an der mauretanischen Küste. Zunächst Bohrkern ODP well 658C, off Cap Blanc, deMenocal et al. 2000 (rechte Kurve in folgender Abbildung):
Etwas südlicher GeoB 9501 (Kuhnert & Mulitza 2011). Kurve der Meeresoberflächentemperatur ganz oben, rot mit grauem Fehlerbalken:
Steigende Probleme mit den Regenfällen? Komplett falsch. Das Gegenteil ist der Fall:
- Der ergrünende Sahel: Neues aus der afrikanischen Dürrekunde
- Neue Arbeit in Nature Climate Change: Regenmengen im Sahel nehmen seit den 1980er Jahren wieder zu
- Klimamodelle des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie geben Grund zur Hoffnung: Große Teile des Sahels werden bis zum Ende des 21. Jahrhunderts ergrünen
Peinlich. Abschließend noch die erwähnte Oase Chinguetti. Sie liegt im Bereich von Wanderdünen. Da war es nur eine Frage der Zeit, dass es den Ort einmal erwischt und er von einer Düne überrollt wird. Eine Folge des Klimawandels? Nein. Desertifizierung ist ein Prozess, der in Chinguetti seit Jahrhunderten andauert.