Die Dekarbonisierung der Welt – Teil 4: Solarstrom

Von Uli Weber

Wir haben auf unserem Wohnmobil zwei Solarpanels mit jeweils 50 Wp anbringen lassen, um unsere 12V/100 Ah Bordbatterie tagsüber aufzuladen, wenn wir mal auf einem Stellplatz ohne Stromanschluss stehen. Die 50 Amperestunden oder 600 Wattstunden (0,6 kWh), die uns dann nachts effektiv aus der Bordbatterie zur Verfügung stehen, reichen für die Bordelektronik, eine sparsame Beleuchtung, einige Stunden Satellitenfernsehen, den sporadischen Gebrauch der Wasserpumpe und, wenn erforderlich, für ein kurzes Aufheizen des Wohnraumes mit der Dieselheizung. Leider funktioniert das aber nur im Frühjahr und im Sommer, im Herbst und Winter reicht die Ladekapazität der Module leider nicht, um für die nächste Nacht genügend Strom zu speichern.

Warum?

Die Sonneneinstrahlung hat hier bei uns im Bereich um 50 Grad nördlicher Breite am Frühlings- und Herbstpunkt etwa 65% der möglichen Strahlungsintensität. Ganz grob gesagt wird es also unterhalb von  65% Strahlungsintensität ziemlich eng mit der Wiederaufladung der Bordbatterie, weil dann die Tageslänge merklich abnimmt und nachts meist auch noch die Dieselheizung kontinuierlich gebraucht wird. Eine Betrachtung zum Zeitpunkt der Sommer- und Wintersonnenwende zeigt für unsere geographische Breite erhebliche Unterschiede in den Extremwerten der Intensität der Sonneneinstrahlung. Diese Extremwerte sind in Abbildung 1 dargestellt.

Abbildung 1: Jahreszeitliche Schwankung der Sonneneinstrahlung auf 50 Grad nördlicher Breite

 

Zwischen Sommer- und Wintersonnenwende schwankt unsere relative Lage zu einem vertikalen Sonnenstand nämlich um etwa 47 Grad. Dieser Wert entspricht genau der scheinbaren Wanderung der Sonne zwischen den beiden Wendekreisen. Deshalb verändert sich bei uns das Strahlungsaufkommen zwischen Winter und Sommer etwa um den Faktor 3. Im Sommer kommen wir hier (auf etwa 50 Grad nördlicher Breite) immerhin fast auf 90% der möglichen Maximaleinstrahlung unserer Sonne, im Winter sind es dagegen nur noch knapp 30 Prozent. Dieser extrem unterschiedliche Energieeintrag der Sonneneinstrahlung macht unsere Jahreszeiten aus.

Die unterschiedlichen Tageslängen zwischen Sommer- und Winterhalbjahr sind in diesem Beispiel noch nicht einmal berücksichtigt. Eine Betrachtung der tatsächlichen Globalstrahlung, also der Leistungsausbeute aus der Sonneneinstrahlung, würde daher noch wesentlich größere jahreszeitliche Unterschiede aufzeigen.

Die Erzeugung von Solarstrom verläuft in unseren Breiten also leider völlig entgegengesetzt zu unserem tatsächlichen Strombedarf und kann daher diesen Bedarf niemals ökonomisch sinnvoll decken. Je mehr wir nämlich für eine Solarstromproduktion in der dunklen Jahreszeit vorsorgen, umso größer werden die produzierten Überschussmengen im Sommer, mit der wir dann unsere Stromnetze und die unserer Nachbarländer überlasten. Mit einer solchen Solarstromproduktion verursachen wir also willentlich eine antizyklische jahreszeitliche Schwankung in der Stromproduktion, für die wir trotzdem kontinuierlich konventionelle Stromerzeuger vorhalten müssen, die dann wiederum selbst nur antizyklisch arbeiten können.

Das Gesagte gilt selbstverständlich auch für die täglichen Schwankungen von solarer Stromerzeugung und tatsächlichen Stromverbrauch. Man könnte hier auch sagen, die Tagschicht erzeugt Strom und die Nachtschicht verbraucht ihn, nur haben wir üblicherweise dafür keine Zwischenspeicher… Photovoltaik ist in unseren Breiten daher weder nachhaltig noch ökologisch sinnvoll und schon gar nicht ressourcenschonend, sondern ökonomisch und ökologisch völlig widersinnig. Aber wenn Sie ein Segelboot, ein Wohnmobil oder ein Ferienhaus ohne Anschluss an das öffentliche Stromnetz ihr Eigen nennen sollten, dann können Sie mit Solarstrom im Frühjahr und Sommer eine Speicherbatterie aufladen und nachts diesen Strom nutzen. Das ist dann zwar unter dem Strich sehr teurer Strom, aber immerhin noch besser als gar keiner. Im Herbst und Winter hilft dann allerdings nur noch ein Generator oder eine Brennstoffzelle…

Foto: Uli Weber

 

Literaturnachweis:

Abbildung 1 und Teile des Textes  aus „Klimahysterie ist keine Lösung“ (ISBN 978-3844806625)