Erinnern Sie sich noch an die Experten, die uns die kalten Winter des letzten Jahrzehnts mit der Klimaerwärmung erklären wollten? Zum Beispiel Spiegel Online am 27. Oktober 2014:
Wetterbrücke: Eisschmelze der Arktis kühlt Winter in Europa
Klimaforscher haben eine meteorologische Fernwirkung entdeckt: Schmilzt das Meereis in der Arktis, verschieben sich Luftströmungen – die Winter in Europa und Asien werden kühler.
Die arktische Eisschmelze hat in den vergangenen Jahrzehnten einer Studie zufolge zu besonders strengen Wintern in Teilen Europas und Asiens geführt. Beobachtungen zeigen, dass die kalten Winter im Zusammenhang mit dem Rückgang des arktischen Meereises stehen könnten, das seit Jahrzehnten tendenziell schrumpft. Wissenschaftler um Masato Mori von der japanischen Universität Tokio fanden nun heraus, dass der Rückgang des Eises in der arktischen Barents-Kara-See atmosphärische Strömungen begünstigte, die Kälte in Europa und Asien fördert. Diese atmosphärischen Muster, die sie „Blockierungssituationen“ nennen, hätten befördert, dass kalte Luft in Richtung Europa und Asien strömte und dort strenge Winter verursachte, berichten die Forscher im Fachmagazin „Nature Geoscience“.
Ein bedauerlicher wissenschaftlicher Schnellschuss, wie sich jetzt anderthalb Jahre später herausstellte. Eine Forschergruppe der University of Colorado Boulder und NOAA um Lantao Sun schaute sich die Mechanismen am 25. Mai 2016 in einer neuen Arbeit in den Geophysical Research Letters etwas genauer an und konnte den Zusammenhang zwischen Meereisschmelze und kalten Kontinentalwintern nicht bestätigen. Die kalten Winter seien weder mit schrumpfendem arktischem Meereis, noch mit anthropogenen Faktoren zu erklären, fanden die Wissenschaftler. Vielmehr sei hier eine ausgeprägte und vormals unterschätzte natürliche Klimavariabilität ursächlich. Im Folgenden der Abstract zur wichtigen Arbeit:
What caused the recent “Warm Arctic, Cold Continents” trend pattern in winter temperatures?
The emergence of rapid Arctic warming in recent decades has coincided with unusually cold winters over Northern Hemisphere continents. It has been speculated that this “Warm Arctic, Cold Continents” trend pattern is due to sea ice loss. Here we use multiple models to examine whether such a pattern is indeed forced by sea ice loss specifically and by anthropogenic forcing in general. While we show much of Arctic amplification in surface warming to result from sea ice loss, we find that neither sea ice loss nor anthropogenic forcing overall yield trends toward colder continental temperatures. An alternate explanation of the cooling is that it represents a strong articulation of internal atmospheric variability, evidence for which is derived from model data, and physical considerations. Sea ice loss impact on weather variability over the high-latitude continents is found, however, to be characterized by reduced daily temperature variability and fewer cold extremes.
Ein schönes Beispiel dafür, dass wir unseren Experten nicht immer alles sofort glauben sollten und Kritik durchaus berechtigt sein kann.