Im Rahmen unseres Kartierprojektes zur Mittelalterlichen Wärmeperiode haben wir nun eine weitere Analyse auf internationaler Plattform vorlegen können. Im weltgrößten Klimablog WUWT veröffentlichten wir am 18. Januar 2016 unsere Analyse des Young-et-al-Papers zur Klimageschichte der kanadischen Baffininsel. Das Echo im Kommentarbereich war groß und zustimmend. Zwischenzeitlich haben wir den Herausgeber der entsprechenden Fachzeitschrift Scientific Advances kontaktiert und angeboten, unsere Ergebnisse in Form eines Diskussionbeitrags zur Debatte zu stellen. Man darf gespannt sein, ob die Zeitschrift der dringend notwendigen Diskussion Raum zur Verfügung stellt.
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Wer liebt es nicht, in alten Büchern zu wühlen? Neulich erspähte Kalte-Sonne-Chefredakteur Sebastian Lüning in einem befreundeten Wohnzimmerregal eine Ausgabe des Buches Klimaänderungen von Christian Schönwiese, das 1995 im Springer Verlag erschienen war:
Beim Blättern erschien dann irgendwann auch eine Abbildung mit einer Temperaturprognose bis 2100 (Seite 179, Abb. 54). Wie haben die Forscher die Temperaturentwicklung damals eingeschätzt, im Jahr des 2. IPCC-Klimaberichts? Gezeigt werden drei Erwärmungsszenarien: Hohe Schätzung (wenn es dicke kommt), beste Schätzung (wahrscheinlichste Erwärmung) und niedrige Schätzung (wenn die Klimagefahr nicht so schlimm ist wie befürchtet). Siehe Abbildung 1.
Abbildung 1: Temperaturprognose bis 2100. Aus: Schönwiese 1995.
Nun ist ja das Schöne am raten, tippen, vorhersagen, dass irgendwann der Tag der Auflösung kommt. Lag man richtig oder falsch, oder vielleicht komplett daneben? Wir haben uns erlaubt, die gemessene Temperaturentwicklung 1995-2015 zu ergänzen, indem wir sie der Prognose-Kurve überlagert haben. Dafür verwenden wir die globale HadCRUT-Reihe. Das Ganze quick und dirty: In Powerpoint eingeladen, halbtransparent gesetzt und die Achsen in Deckung gebracht. Und fertig ist der Vergleich. Zwanzig Jahre zusätzliche Daten. Hat sich die Natur an die Prognose gehalten? In Abbildung 2 das Ergebnis. Die realen Temperaturen liegen knapp unterhalb der niedrigsten Schätzung.
Abbildung 2: Temperaturprognose aus Schönwiese 1995 mit rot überlagerter realer Temperaturentwicklung laut HadCRUT.
Was könnte das bedeuten? Die ‚transiente‘ (kurzfristige, TCR) Klimasensitivität liegt laut den IPCC-Berichten irgendwo zwischen 1,0-2,5°C Erwärmung pro CO2-Verdopplung (Abbildung 3). Das entspricht einer langfristigen Klimasensitivität (ECS) von 1,5-4,5°C. Offenbar liegt die reale Temperaturentwicklung nun unterhalb des niedrigsten Szenarios. Verwendet man die IPCC-Spannweite, scheint alles auf eine CO2-Klimasensitivität von 1,0°C (TCR) bzw. 1,5°C (ECR) hinzuweisen.
Das steht natürlich im allerneuesten IPCC-Bericht so nicht drin. Zwischenzeitlich hat man kräftig verschoben, geruckelt und gezerrt, so das man die ursprüngliche Prognose über die Jahre hinweg beibehalten konnte. Das macht natürlich keinen Sinn, ist aber so. Meckern ist trotzdem nutzlos. Denn gleichzeitig gelten die Hebelgesetze: Wer am längeren sitzt, hat das Sagen…
Abbildung 3: Übersicht der in den IPCC-Berichten angegebenen CO2-Klimasensitivitäten. Aus Lewis & Crok (2014).