Wo bleibt die ‚ungebremste‘ Erwärmung? Kein neuer Wärmerekord 2015 – trotz El Nino-Unterstützung

Jahresendabrechnung beim Deutschen Wetterdienst (DWD) 2015. In einer Pressemitteilung gab der DWD am 30. Dezember 2015 bekannt:

2015 zweitwärmstes Jahr in Deutschland – gemeinsam mit 2000 und 2007

Das Jahr 2015 erreicht in Deutschland eine Durchschnittstemperatur von etwa 9,9 Grad Celsius (°C). Es dürfte damit – nach ersten Auswertungen der Ergebnisse der rund 2 000 Messstationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) – gemeinsam mit den Jahren 2000 und 2007 hierzulande das zweitwärmste Jahr seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881 sein. Den Temperaturrekord hält mit Abstand 2014 mit 10,3 °C. Die vergangenen 12 Monate fielen außerdem zu trocken und sonnenscheinreich aus, meldet der nationale Wetterdienst.

2015 waren hierzulande zehn von 12 Monaten zu warm. Nur der September und Oktober blieben unter ihrem vieljährigen Durchschnitt. Der August war der zweitwärmste, die Monate November und Dezember waren sogar die wärmsten seit 1881. Im Juli und im August herrschte in Deutschland so extreme Hitze, dass im unterfränkischen Kitzingen mit 40,3 °C sogar ein neuer deutscher Temperaturrekord erreicht wurde.

Was für eine Enttäuschung. Da hatten wir uns schon auf einen neuen Rekord gefreut – und dann diese herbe Schlappe. Nur Silbermedaille, und die auch noch mit zwei anderen Jahren geteilt. Also eigentlich nur ein Drittel einer Silbermedaille. Noch am 21. September 2015 hatte uns ntv Hoffnung gemacht:

Das Jahr 2015 könnte nach Ansicht von Forschern weltweit das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen vor 135 Jahren werden. Auch in Deutschland könnte möglicherweise der Rekord gebrochen werden. Bisher sei hierzulande 2014 das wärmste Jahr gewesen, sagte die Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG), Gudrun Rosenhagen, bei der 10. Deutschen Klimatagung in Hamburg. Und dieses Jahr sei bis jetzt auf dem besten Wege, diese Zahlen noch zu übertreffen.

Schade, schade, Frau Rosenhagen. Wie warten übrigens noch immer auf eine inhaltliche Antwort auf unsere Frage an die DMG (siehe „Um Antwort wird gebeten: Stimmt der Sonnentrend in der Stellungnahme der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft?„). Der DWD erklärte in seiner Pressemitteilung dass 2015 zehn von zwölf Monaten im Vergleich zum vieljährigen Durchschnitt zu warm gewesen wären. Dies bezieht sich vermutlich auf die mittlerweile wenig relevante da weit zurückliegende Referenzperiod 1961 bis 1990. Bei Verwendung des Zeitraums 1981 bis 2010 sollten die zu warmen Monate deutlich weniger werden.

Unerklärlich ist es zudem, wie es das Jahr 2000 auf das Treppchen geschafft haben soll. Ein verregneter Sommer, in dem die Schwimmbäder große Einbußen erlitten:

Mit Dank an Klima Manifest Heiligenroth

 

Gänzlich vom DWD unerwähnt bleibt der Vergleich der letzten 15 Jahre, also die Erwärmungspause selbst. Hier sind viele Monatsdurchschnittstemperaturen in den letzten Jahren sogar zurückgegangen. Was der DWD aus unerfindlichen Gründen nicht leistet (nicht öffentlich machen will), stellt Josef Kowatsch dankenswerterweise zusammen. Hier drei Beispiele für die Entwickung von Monatsdurchschnittstemperaturen in Deutschland, basierend auf den DWD-Originaldaten.

Februar:

 

Juli:

 

Oktober:

 

Auch die globalen Temperaturen schafften 2015 keinen neuen Rekord. Die per Satellit (UAH) gemessenen Werte zeigen eine Verlängerung des Temperaturplateaus an. Das Jahr 2015 rangiert an dritter Stelle der Temperaturwerte, wie der NASA-Satellitenspezialist Roy Spencer von der Univeristy of Alabama in Huntsville dokumentierte:

This makes 2015 the third warmest year globally (+0.27 deg C) in the satellite record (since 1979), behind 1998 (+0.48 deg C) and 2010 (+0.34 deg. C).

Recht mager für ein El Nino-Jahr, das noch Mitte 2015 als Kandidat für den Weltrekord gehandelt wurde. Irgendwie muss dem Jahr 2015 in der zweiten Hälfte die Klimapuste ausgegangen sein.

Abbildung: Temperaturentwicklung laut UAH-Satellitenmessdaten. Abbildung: Roy Spencer, UAH.

 

Unterdessen befinden sich die Bodendatensätze GISS und HadCRUT in einer handfesten Krise. In den letzten Jahren hatte man mehrfach in die Messreihen eingegriffen und in hochfragwürdiger Weise Korrekturen durchgeführt, die kaum nachvollziehbar sind. Die Daten sind wenig stabil und angebliche Rekorde hochfragwürdig. Hier muss und wird es sicher demnächst Konsequenzen geben.