Pressemitteilung der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ) vom 2. September 2015:
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Dem Klimawandel gewachsen: Ananasgewächse profitieren vom Temperaturanstieg
Die globale Erwärmung infolge des Klimawandels belastet tropische Arten und gefährdet damit besonders die artenreichsten Regionen der Welt – so dachte man bisher. Die Ergebnisse von Lilian-Lee Müller von der Universität Oldenburg widersprechen dieser Annahme. Im Labor fand sie heraus, dass die Samen der Ananasgewächse bei einem für die Tropen bis zum Jahr 2100 prognostizierten Temperaturanstieg von 3°C durchaus gut und potenziell sogar besser keimen. Am 2. September 2015 stellt die Pflanzenökologin erstmals ihren Fund auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen vor.
Die neotropischen Ananasgewächse haben keine Nachteile durch den Klimawandel – das gilt im Hinblick auf ihre Samenkeimung bei erhöhten Temperaturen, wie die Studien von Lilian-Lee Müller von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zeigen. Ihre Ergebnisse stellt die Pflanzenökologin erstmals am 2. September 2015 auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie in Göttingen vor. Unter dem Motto „Ecology for a sustainable future“ treffen sich hier rund 600 Ökologen aus 38 Ländern. In einem Laborexperiment untersuchte sie 41 Arten der Ananasgewächse und wie sich insgesamt 20.000 ihrer Samen bei erhöhten Temperaturen entwickeln. „Die Keimung des Samens ist der erste Schritt zum Wachstum der Pflanze. Arten sind schnell aus dem Rennen, wenn sie nicht optimal keimen – gerade in den dicht bewachsenen neotropischen Wäldern“, erklärt Lilian-Lee Müller. Wie sich die Arten in den hoch diversen Tropen infolge der globalen Erwärmung entwickeln, ist relevant für die Biodiversität weltweit.
Für eine durchschnittlich 3 °C höhere Temperatur, wie sie angesichts des Klimawandels bis zum Jahr 2100 für die Tropen prognostiziert wird, gilt: Bei 93% der Arten der Ananasgewächse keimen die Samen tadellos; für 85% verbessern sich sogar die Bedingungen für die Samenkeimung. Das Ergebnis des Laborexperiments ist überraschend. „Wir dachten bisher, dass der Klimawandel tropische Arten besonders beeinträchtigt. Das Klima schwankt hier während des Jahres wenig und viele Arten sind spezialisiert“, sind sich die Oldenburger Professoren Dirk C. Albach und Gerhard Zotz vom Institut für Biologie und Umweltwissenschaften einig. Da der Klimawandel voraussichtlich nicht nur Temperatur, sondern auch Niederschlag ändert, untersuchen die Forscher nun, wie Samen bei unterschiedlicher Wasserverfügbarkeit keimen.
Zur Familie der Ananasgewächse (Bromeliaceae) gehören neben der Ananas etwa 3000 weitere Arten, darunter bekannte Zimmerpflanzen wie die Lanzettrose oder das flammende Schwert. In den neotropischen Wäldern Südamerikas sind die Ananasgewächse nicht nur wegen ihres Artenreichtums relevant für die Biodiversität: In ihren Blatttrichtern bilden sich kleine Gewässer, die von zahlreichen Algen, Pflanzen und kleinen Tieren wie den Pfeilgiftfröschen genutzt werden. Wie viele andere Ananasgewächse keimen und wachsen die untersuchten Arten nicht in der Erde, sondern auf anderen Pflanzen wie Bäumen, auf die ihre Samen durch den Wind oder die Ausscheidungen von Tieren gelangen.
Originalveröffentlichung
Müller LL, Albach DC, Zotz G (2015): Are 3°C too much? Thermal niche breadth in Bromeliaceae and global warming. In: Gesellschaft für Ökologie e.V. (Hrsg.): Verhandlungen der Gesellschaft für Ökologie, Band 45. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie, 31. Aug. – 4. Sep. 2015 in Göttingen. Görich&Weiershäuser, Marburg, S. 20-21