Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz sieht für sein Bundesland immer stärkere Anzeichen einer nahenden Klimakatastrophe. Am 3. Juli 2015 teilte das Ministerium mit:
Klimawandel auch in Niedersachsen immer deutlicher spürbar – Landesregierung richtet Klimakompetenzzentrum ein
Seit drei Monaten herrscht in Niedersachsen eine ungewöhnlich trockene und zunehmend wärmere oder sogar heiße Witterung. Nach Aussage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist damit im Langzeitvergleich der sechste zu trockene Frühling in den letzten sieben Jahren zu zählen. Besonders betroffen hiervon war und ist Niedersachsen.
Zwar lasse sich zwischen Wetterereignissen und Klimaveränderungen keine wissenschaftlich belastbare Kausalität im Einzelfall herstellen, gleichwohl gebe es immer mehr Grund anzunehmen, dass diese Veränderungen des Wettergeschehens deutliche Anzeichen des menschengemachen Klimawandels sind, so Umweltminister Stefan Wenzel am Freitag in Hannover. „Der Klimawandel und seine Folgen werden sich auch in Niedersachsen verschärfen.
Jetzt mal langsam. Erst wird im Titel der Meldung behauptet, die Anzeichen würden immer stärker werden, und dann räumt man ein, dass man noch keine wissenschaftlich belastbaren Erkenntnisse hätte? Das passt nicht zusammen. Der Umweltminister flüchtet sich daraufhin in Spekulationen über die Zukunft, die ebenfalls wenig belastbar sind. Wo sind die harten Fakten? Das Ministerium schreibt:
Die Zunahme von außergewöhnlichen Wetterereignissen sind hierfür Indiz und Warnung zugleich: In den Sommern 2013 und 2014, vor einem Jahr also, standen wir vor den Herausforderungen von Hochwasserlagen und Überschwemmungen, heute hingegen müssen wir mit Trockenheit und Hitzebelastungen umgehen – Für diese wachsenden Schwankungen und Verschärfungen von Wetter und Klima müssen wir Mensch und Natur in Niedersachsen also noch besser wappnen.“
Mal Hochwasser, mal Dürre, natürlich gibt es Schwankungen im Wettergeschehen. Behauptet wird, dass diese Schwankungen zugenommen hätten. Wie sieht die Statistik aus? Die Kollegen vom Umweltbundesamt (UBA) haben hier kürzlich eine klare Aussage getroffen: Im Klimabericht des UBA steht schwarz auf weiß: Es gibt keinen statistisch gesicherten Anstieg extremer Niederschläge oder von Trockenperioden in Deutschland. In Mitteldeutschland haben schwere sommerliche Regengüsse während der letzten 100 Jahre sogar abgenommen. Das Niedersächsisch Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz stochert im Dunkeln und lehnt sich weit aus dem Fenster. Wissenschaftlich ist dies überaus bedenklich. Wenn es doch jemanden gäbe, der hier fachlichzur Seite stehen könnte. Das Ministerium hat hier selber eine Idee:
Um der Herausforderung Klimaanpassung begegnen zu können, plant das Land Niedersachsen ein Klimakompetenzzentrum als zentrale Beratungs- und Unterstützungsstelle für den Klimawandel und seine vielfältigen Folgen. Hier wird eine umfassende Klimarisikoanalyse für das Land entwickelt, bei deren Erarbeitung neben der Landesverwaltung auch externe Fachleute eingebunden werden. Diese Klimarisikoanalyse soll die besonders akuten Handlungsfelder identifizieren und die bestehende Anpassungsstrategie ergänzen und fortentwickeln. Zudem soll in dem Klimakompetenzzentrum das gesamte Klimawissen für Niedersachsen gebündelt und zugänglich gemacht werden, damit zum Beispiel Landwirte, Naturschützer, Kommunen, Unternehmen und letztlich alle Bürgerinnen und Bürger einen zentralen Ansprechpartner haben, wenn sie Informationen und Unterstützung im Hinblick auf den Klimawandel und seine Folgen benötigen.
Die Landregierung befasst sich darüber hinaus auch mit der Umsetzung der niedersächsischen Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Diese erstreckt sich auf eine Vielzahl von Handlungsfeldern – vom Naturschutz über die Wasserwirtschaft und den Küstenschutz bis hin zur Katastrophenvorsorge und gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen. Insgesamt enthält die Strategie rund 120 Einzelmaßnahmen.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Trockenperiode sind insbesondere folgende Maßnahmen und Aktivitäten des Landes hervorzuheben:
Die Grundwasserstände sinken: Im Bereich Lüneburg beispielsweise liegen sie im Juni 2015 rund 55 cm unter den langjährigen Mittelwerten. Dennoch stellt die derzeit andauernde Niederschlagssituation noch kein ungewöhnliches Ereignis dar. Auch für die Trinkwasserversorgung, die zu rund 85 Prozent aus dem Grundwasser erfolgt, sind derzeit keine Engpässe zu erwarten. Allgemein ist die Grundwasserbewirtschaftung in Niedersachsen über einen Mengenbewirtschaftungserlass geregelt, der die Wasserbehörden bei der Vergabe von Wasserrechten bindet.
Wieder muss man einräumen, dass sich die Situation noch voll und ganz im Bereich der natürlichen Schwankungsbreite bewegt.
Auch im Hinblick auf die Wasserqualität in Fließgewässern und Seen sind die Auswirkungen des zu erwartenden Klimawandels deutlich. Ein wesentliches Ziel des wasserwirtschaftlichen Handelns ist darauf ausgerichtet, die hier wirksamen Belastungsfaktoren wie z.B. Kühlwassereinleitungen oder Sauerstoffzehrung durch biochemische Belastungen zu minimieren.
Genial, erst gibt man zu, dass man den Klimawandel noch gar nicht nachweisen kann, und dann spricht man über „deutliche Auswirkungen“, wohlgemerkt wieder spekulativ in der Zukunft.
Zudem ist seit Wochen ein Rückgang der Wasserstände der Elbe zu beobachten. Hiervon ist auch der niedersächsische Streckenabschnitt von Schnackenburg bis Geesthacht betroffen. Der Wasserspiegel liegt derzeit deutlich unter dem, was in dieser Jahreszeit üblich ist. Die niedrigen Wasserstände haben Auswirkungen auf die Schifffahrt und die Gewässergüte. Die Gewässergüte der Elbe wird im Rahmen des sogenannten „Messprogramms Extremereignisse“ regelmäßig überwacht.
Wasserspiegel tiefer als normal – das hat es schon vielfach in der Vergangenheit gegeben. Mal liegt der Spiegel höher, mal tiefer als normal. What’s new?
Die Pressemitteilung zeigt schön, wie hier mithilfe fragwürdiger Behauptungen Klimapolitik betrieben wird. Aus wissenschaftlicher Sicht hat man noch nichts in der Hand, trotzdem versucht man ein Schreckensgebäude aufzubauen, noch eine weitere staatliche Institution einzurichten und Stellen zu schaffen, um das geliebte Thema Klimakatastrophe zu beackern. Dabei hält man sich nicht lange mit den klimatischen und klimahistorischen Basisdaten auf, sondern geht lieber direkt zu unkalibrierten Zukunftsprognosen über. Auf diese Weise schafft man dann ein geeignetes Schreckensszanario, das die Akzeptanz in der Bevölkerung für weitreichende strukturelle Veränderungen erhöht. Ein schlauer Plan.