An: Deutschlandradio Kultur
Von: Sebastian Lüning
Gesendet: 13.8.2015
Sehr geehrte DRadio-Redaktion,
Sehr geehrte Frau Timm,
Am 2.7.2015 brachten Sie ein interessantes Interview mit dem Klimaforscher Hartmut Graßl.
http://www.deutschlandradiokultur.de/klimaforscher-hartmut-grassl-wie-veraendert-der-klimawandel.970.de.html?dram:article_id=324239
Ich habe im Verlauf des Interviews viel über den Menschen Hartmut Graßl gelernt. Es ist bewundernswert, wie sehr er sich für seine Sache engagiert. Ich selber bin Geologe und teile die Faszination für die Natur. Allerdings empfinde ich viele von Graßls Klimawarnungen als überzogen. Mir fehlten im Interview einige wichtige Fragen, zu denen sich Herr Graßl bisher nicht geäußert hat. So stellte er im Jahr 1990 eine mutige Temperaturprognose auf, die im Hinblick auf die reale Entwicklung der letzten 25 Jahre viel zu heiß und dramatisch war. Siehe:
http://www.kaltesonne.de/grasls-erwarmungsprognose-von-1990-droht-dramatisch-zu-scheitern/
Er sollte sich dieser Kritik stellen und ehrlicherweise einräumen, dass er die Erwärmung maßlos überschätzt hatte. Im Interview werden zudem die schrumpfenden Alpengletscher erwähnt. Unerwähnt blieb jedoch, dass es auch in den letzten Jahrtausenden immer wieder Schmelzphasen gegeben hat. Zum Beispiel waren viele Alpengletscher vor 2000 Jahren deutlich kürzer als heute:
http://www.kaltesonne.de/berner-geologe-christian-schluchter-alpengletscher-endeten-zu-zeiten-hannibals-300-hohenmeter-uber-dem-heutigen-niveau/
Ich möchte Sie ermutigen, in Zukunft auch unbequeme Fragen wie diese zu stellen. Die Energiewende ist gut und notwendig, auch im Sinne der Endlichkeit fossiler Brennstoffe und der nationalen Energieautarkie. Jedoch sollte der Klimawandel nicht überdramatisiert und wissenschaftlich missbraucht werden, nur weil dies vielleicht die persönliche politische Argumentation unterfüttert.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Sebastian Lüning
P.S. Ich würde Ihre Antwort gerne in unserem Blog www.kaltesonne.de bekanntgeben.
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Nach langer Funkstille hakten wir Anfang April 2016 beim Gremienbüro des Deutschlandradios nach. Einen Tag später erhielten wir die folgende Antwort:
An: Sebastian Lüning
Von: Stephanie von Oppen
Gesendet: 4.4.2016
Sehr geehrter Herr Lüning,
es tut mir leid, dass Ihnen bisher offensichtlich niemand auf Ihre Hörermail geantwortet hat. Wir haben Ihre Anmerkungen zur Kenntnis genommen. An dem Gespräch können wir leider nichts mehr ändern, aber bei nächster Gelegenheit, wenn es um das Thema Klimawandel geht, werden wir Ihre Hinweise zu beherzigen suchen. In jedem Falle danke ich Ihnen sehr, dass Sie so aufmerksam sind und ich hoffe zugleich, dass Sie unserem Programm gewogen bleiben.
Mit herzlichem Gruß, Stephanie v. Oppen
Stephanie von Oppen
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