Der Schutz der Natur ist ein hohes Gut. Erst in den letzten Jahrzehnten haben wir richtig gemerkt, wie sehr wir der Umwelt mit unseren ungeklärten Abwässern und ungefilterten Schornsteinausdünstungen zugesetzt hatten. Heute kann man in Elbe und Rhein wieder schwimmen und im Ruhrgebiet unbesorgt tief durchatmen. Die Umweltschutzmaßnahmen haben gegriffen. Allerdings gibt es auch heute wieder Fehlentwicklungen, die nachdenklich machen. Ulli Kulke stellte in einem Beitrag in der Welt am 23. Juli 2015 wichtige Fragen, die wir dringend angehen sollten:
Kommt der Wald unter die Räder?
Klimaschützer und Windkraft-Lobby wollen auch in bisher geschützten Mittelgebirgen Anlagen aufstellen. Die Mehrheit der Bürger lehnt das ab, Waldfreunde wehren sich.
Die gute alte Bürgerinitiative, jahrzehntelang hoch gelobt als positives Element der Demokratie, ist in Verruf geraten. Stromleitungen, Speicherbecken, Windkrafttürme – seit solche Vorhaben für die Energiewende landauf, landab ins Stocken geraten, weil sich Anwohner gegen die Anlagen vor ihrer Haustür wenden, stehen Mitglieder solcher Vereinigungen heute schnell im Verdacht, nur ihren Egoismus auszuleben. Ihre Devise laute: Baut den Kram woanders hin, aber nicht bei uns. Insbesondere anspruchsvolle Vorhaben für Windparks, zuletzt auch in Wäldern, scheitern immer häufiger am Einspruch der Menschen aus den benachbarten Ortschaften. Tourismus-Hochburgen fürchten um ihr Geschäft, Anwohner um ihren naturbelassenen Horizont. Immer wieder provozierten sie damit den Vorwurf von Politikern, von Windkraftbetreibern, von Klimaschützern: Grundsätzlich seien die Menschen von der Notwendigkeit des Ausbaus überzeugt, auch auf Kosten der Landschaft. Nur wenn es um ihren Sprengel ginge, zeigten sie sich bockig.Weiterlesen in der Welt.
Eigentlich sollte es common sense sein, dass man seine Windräder nicht in ökologisch sensitive Gebiete stellt und Bergrücken dafür abrasiert. Für Lobbyisten der Windenergie wird es immer schwieriger, diese Naturzerstörung als Maßnahme zum Natur-und Klimaschutz zu verkaufen. Nicole Weinhold versuchte es auf der Webplattform „Erneuerbare Energien“ in einem Artikel vom 30. Juli 2015 trotzdem:
Darum an dieser Stelle ein bisschen Aufklärungsarbeit für diejenigen, die gegen Windkraft im Wald sind: Es gibt nicht „den Wald“. Man muss unterscheiden! In Deutschland gibt es nur noch kleinste Reste von naturbelassenem Urwald, der selbstverständlich geschützt werden muss und in dem natürlich keine Windkraft gebaut wird. Die meisten Wälder dagegen werden seit Jahrhunderten bewirtschaftet.
Weihnachtsbaum-Monokultur
Häufig ist Waldwirtschaft aber nicht naturnah. Viele Wälder bestehen nur aus Nadelbäumen, die in Reih und Glied gepflanzt sind. Solche Wälder nennt man Monokultur. Das bedeutet, dass hier nur eine einzige Baumart wächst. Nadelbäume haben für den Waldbesitzer große Vorteile: Sie wachsen schnell und können gut verkauft werden – zum Beispiel als Weihnachtsbäume oder für Ikea-Möbel. Nachteil: In ihnen können sich Schädlinge rasch verbreiten und sie sind sturmanfällig.
Eine seltsame Argumentation: Die winzigen Reste deutschen „Urwalds“ möchte man schützen, der Rest kann weg? Es gäbe angeblich gute und schlechte Bäume. Und man würde ja nur die ’schlechten‘ Bäume wegrasieren. Ob Weinhold damit jemanden überzeugt? Auch an das Landschaftsbild verschwendet sie keinen Gedanken. Offenbar nicht schützenswert.