Das deutsche Reinheitsgebot und die Klimakatastrophe

Von Uli Weber

Es sei die ketzerische Frage gestattet:  Glauben Sie eigentlich an das deutsche Reinheitsgebot? Verglichen mit dem globalen Klimawandel ist das deutsche Reinheitsgebot nämlich höchst kompliziert:

Bier = Hopfen + Malz + Hefe + Wasser                   (+ Brauverfahren = 5 Variable)

Für unser Bier sind also vier Zutaten zugelassen und beim geschmacklichen Gesamtergebnis spielt das Brauverfahren eine wesentliche Rolle, sodass unser Bier von insgesamt fünf Variablen definiert wird. Es lässt sich am Biertisch zwar trefflich darüber streiten, ob und in welcher Form die einzelnen Zutaten und das Brauverfahren den Charakter einer Biersorte beeinflussen, auf der anderen Seite zweifelt aber niemand an unserem Reinheitsgebot. Oder haben Sie schon jemals die Frage gehört, ob Sie an das deutsche Reinheitsgebot glauben?

Der natürliche Klimaverlauf auf unserer Erde wird von der katastrophalen Klimaforschung üblicherweise mit Hilfe grafischer, rechnerischer oder sprachlicher Feinarbeit als konstant dargestellt, sodass sich in der öffentlich-medialen Außenwirkung zwangsläufig eine lineare Beziehung zwischen dem vom Menschen verursachten CO2-Ausstoß und dem befürchteten Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis hin zur Klimakatastrophe ergeben muss. Die Formel für die Klimakatastrophe lautet also ganz schlicht:

Klimakatastrophe = natürliches Klima + anthropogener CO2-Ausstoß     (= 1 Variable)

Unsere Sprache ist von entwaffnender Ehrlichkeit, denn die Frage nach der Klimakatastrophe wird üblicherweise über den Glauben gestellt, also ob wir an den Klimawandel glauben oder nicht; und „glauben“ heißt im Wortsinn nun mal „nicht wissen“. An dieser Klimakatastrophe darf man also nicht mehr zweifeln oder gar Fakten in die angeblich bereits beendete wissenschaftliche Diskussion einbringen wollen, weil die globale Klimapanik bereits neoreligiöse Züge trägt und Klimaketzer folgerichtig öffentlich als „Leugner“ ausgegrenzt werden dürfen.

Aber schauen wir uns doch einfach einmal die wissenschaftlichen Grundlagen dieser neuen Welterrettungsreligion an. Welche Einflussgrößen bestimmen eigentlich unseren natürlichen Klimaverlauf? Das globale Klima wird in der Klimaforschung üblicherweise durch eine durchschnittliche oberflächennahe Temperatur (Near-Surface Temperatur = NST) dargestellt. Diese globale Durchschnittstemperatur NST zu einem Zeitpunkt (t) wird mindestens von folgenden Faktoren und deren Interaktionen beeinflusst:

VNS        = Variationen der natürlichen Sonneneinstrahlung

VE           = Variationen der Erdbahn (Milancovic-Cyklen)

VAW       = Variationen der atmosphärischen Wolkenbildung (Aerosole und Svensmark-Effekt),

VAE         = Variationen im Albedo der Erde (Gletscher, Schneeverteilung, jährl. Vegetationsänderungen etc.)

VAZ         = Variationen der globalen atmosphärischen Zirkulationen (Windsysteme)

VOZ        = Variationen der globalen ozeanischen Zirkulationen (Meeresströmungen)

VTQ        = Variationen der natürlichen terrestrischen Quellen (Erdwärme, Vulkanismus, Gezeiten)

NVM       = Natürliche Variationen des Meeresspiegels  (Hebungen und Senkungen der Erdkruste)

VPB         = Veränderungen durch plattentektonische Bewegungen (geogr. Lage und Land-Meer Verteilung)

VPS         = Veränderungen der durch Photosynthese gebundenen Sonnenenergie (Pflanzen und Tiere)

VSS         = Veränderungen der in Sedimenten gebundenen Sonnenenergie (Fossile Brennstoffe)

VZS         = Veränderungen der in den globalen Zirkulationen gebundenen Sonnenenergie (Wärme, Wasser)

AGW       = Vom Menschen verursachter Treibhauseffekt („Anthropogenic Global Warming”)

 

Die Formel für die globale Durchschnittstemperatur lautet also:


Dabei werden alle Einflussgrößen, bis auf den vom Menschen verursachten CO2-Ausstoß, durch Mehrfachintegrale in Raum und Zeit beschrieben:


wobei λ und j die geographische Länge und Breite bezeichnen, r den Abstand vom Erdmittelpunkt und t die Zeit.

Aus dieser Formel ist für jeden klimagläubigen Menschen sofort ersichtlich, dass die Variabilität des natürlichen Klimaantriebs zwingend gegen Null gehen muss, das Ergebnis also konstant sein muss:

Von den Klimapriestern der neuen Katastrophenreligion wird aus dieser Formel weiterhin  abgeleitet, dass es bei einem vom Menschen verursachten Temperaturanstieg eine Vielzahl von mystischen Kipp-Punkten für unser Klima gibt, die wir nur durch die zeitnahe Einführung einer 2-Grad-Leitplanke vermeiden können. Damit bleibt als einzige Steuerungsgröße für unser Weltklima der anthropogene CO2-Ausstoß übrig, dessen Klimawirkung wir durch eine globale Dekarbonisierung bis zum Jahre 2100 um jeden Preis unter zwei Grad Celsius halten müssen, also:

NST(t)  =  C + F(AGW) 

mit C als konstanter natürlicher globaler Durchschnittstemperatur (NST)
und F(AGW) mit einem Temperaturanstieg von weniger als 2 Grad Celsius im Jahre 2100

Wer das jetzt immer noch nicht glauben will, der möge bitte sehr beim IPCC nachlesen, den Führern der G7-Industrienationen vertrauen oder Wahrheit in der päpstlichen Enzyklika ‚Laudatio Si‘ finden und sich endlich von der drohenden Klimakatastrophe überzeugen lassen. Denn wenn in mittelalterlicher Dreieinigkeit von Wissenschaft, Staat und Kirche eine Dekarbonisierung unserer Welt beschlossen wurde, dann hat der einfache Bürger zu zahlen und zu schweigen. Wir sollten also endlich fest an die Klimakatastrophe glauben und ganz still unseren ständig steigenden EEG-Ablass für eine bessere Welt in die Öko-Kollekte werfen.

Als Gläubige in einer wachsenden Öko-Planwirtschaft müssen wir nun einmal hinnehmen, dass planwirtschaftliche Maßnahmen gegen planwirtschaftliche Auswüchse Unmengen an Geld schlucken. Geld, das von uns so lange in einer schrumpfenden Marktwirtschaft mit globaler Konkurrenz erarbeitet werden muss, bis wir endlich wieder in der DDR leben. Aber so weit ist es ja noch lange nicht und eigene Gedanken können wir uns immer noch machen, wenn das Kind schließlich in den Brunnen gefallen ist.

Zunächst einmal hilft uns der ökonomische Griechenland-Effekt bei der Finanzierung der Energiewende: Tausend Arme geben mehr als ein Reicher, denn den Reichen gehören ja bereits die subventionierten Windräder und Solarparks. So können alle mit der Energiewende zufrieden sein und auf Zuschüsse aus der EU warten, deren Hauptzahler wir bisher noch sind. Von einer EEG-Treuhand kann über unser Grundbedürfnis nach Energie also noch solange ausreichend Geld für eine irre Energiewende abgeschöpft werden, bis wir völlig pleite sind oder die Welt vor der ominösen Klimakatastrophe gerettet haben.

Das Schöne an religiösen Vorhersagen ist ja immer, dass kein Lebender in Ihren Genuss kommen wird. Wenn wir jetzt also aus einem religiösen Gutmenschentum heraus einfach mal unsere Volkswirtschaft ruinieren, dann müssen wir auch ganz fest daran glauben, dass dadurch unser Weltklima im Jahre 2100 unter der 2-Grad-Leitplanke bleiben wird und hoffen, dass unsere Nachkommen ihren Lebensunterhalt dann glücklich und zufrieden als ökologische Kleinstbauern bestreiten können; Jagen und Sammeln geht wegen globaler Naturschutzauflagen natürlich gar nicht.

Wir sollten jetzt also endlich anfangen an die Notwendigkeit zur globalen Dekarbonisierung zu glauben, wie das Regierung, Papst und Wissenschaft für uns vorgedacht haben, denn alle wollen doch nur unser Bestes! Schließlich ist ja auch noch Bier im Kühlschrank, sodass wir am Biertisch weiterhin darüber streiten können, ob und in welcher Form Hopfen, Malz, Hefe, Wasser und das Brauverfahren Einfluss auf den Geschmack unseres Bieres ausüben; nur die Klimakatastrophe und die vertikale EEG-Umverteilungsumlage sollten am Biertisch von nun an außen vor bleiben, da müssen wir hier in Schilda einfach mal den Großen unserer Welt vertrauen.

Merke: Zweifler am deutschen Reinheitsgebot werden nicht als Bier-Leugner trocken gelegt!

P.S. Es wird jedenfalls spannend sein zu erfahren, was unsere Öko-Treuhand schließlich bewirken wird, die Verhinderung der befürchteten Klimakatastrophe oder die Wiederauferstehung der DDR, in der unsere Nachkommen dann fröhlich neue LPGs gründen können. Dabei war man sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs doch einstmals einig, niemals wieder gesellschaftspolitische Experimente mit Menschen durchführen zu wollen – aber das ist nun auch schon wieder 25 Jahre her und es geht bei der „globalen Dekarbonisierung“ schließlich um eine „Weltrevolution für einen guten Zweck“….