Wissenschaftsethisch bedenklich: Stefan Rahmstorf verschweigt in Golfstrom-Zeitungsinterview anderslautende Ergebnisse

Großer Auftritt von Stefan Rahmstorf in der Märkischen Allgemeine Zeitung (MAZ) am 23. März 2015:

Ein Kipp-Element für das Schicksal des Globus
Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf und seine Kollegen vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung haben Belege für eine weitere Abschwächung des Golfstromes gefunden.

Kalter Kaffee. Wie wir bereits an dieser Stelle berichtet haben, konnten andere Forschergruppen die angebliche Golfstromabschwächung leider nicht nachvollziehen, so dass Rahmtorf mit seiner Behauptung ziemlich allein auf weiter Flur steht. Das ist offenbar auch der MAZ nicht verborgen geblieben. Sie hakte couragiert nach:

MAZ: Klimaskeptiker wie der frühere Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt bezeichnen die Verlangsamung des Golfstroms aber als Bestandteil natürlicher Zyklen.

Rahmstorf: Da wäre ich neugierig auf Beweise dafür – leider hat Herr Vahrenholt bislang praktisch nichts zum Klima in der Fachliteratur publiziert. Wir haben nach natürlichen Zyklen gesucht und festgestellt, dass es in den vergangenen 1000 Jahren keine signifikanten zyklischen Schwankungen gegeben hat.

Stimmt, Fritz Vahrenholt hat dazu nichts publiziert. Dafür haben es aber andere ausführlich getan, und die zitiert Vahrenholt. So funktioniert es in der Wissenschaft: Man muss nicht alles selber erforschen, man stützt sich auf den großen Forscherverbund und die begutachtete Literatur. Zu nennen sind hier z.B. Studien der University of Rhode Island, NASA, Universität Heidelberg, Universität Hamburg sowie norwegischer Wissenschaftler. Gerade die Hamburger hatten auch Zyklen nachweisen können. Es ist schon verwunderlich, dass sich Rahmstorf an all diese Studien gar nicht mehr erinnern kann und lieber Vahrenholt-Bashing betreibt. Die MAZ findet diese Ausflüchte offenbar ebenfalls wenig hilfreich und hakt daher erneut nach:

MAZ: Der Klimaforscher Mojib Latif glaubt ebenfalls nicht an aktuell zurückgehende Geschwindigkeiten beim Golfstrom.

Rahmstorf: Die aktuelle Abschwächung wurde ja bereits zuvor durch andere Studien belegt, wir verfolgen die Strömung mit Hilfe der Proxydaten nur weiter in der Zeit zurück. Kollege Latif hat in einer Studie von 2004 Temperaturdifferenzen von Nord- und Südatlantik benutzt, um auf die Strömungsgeschwindigkeit zu schließen. Dabei blieb unberücksichtigt, dass wir auf der Nordhalbkugel der Erde bedingt durch Luftverschmutzung eine Aerosol-Abschattung der Sonneneinstrahlung haben. Diesen Effekt kann man so nicht eindeutig von dem einer Strömungsänderung trennen; wir haben seine Methode daher verfeinert.

Wer es glaubt. Rahmstorf verkauft hier einer Zeitung seine sehr einseitig geprägte Sichtweise als angeblichen Konsens in der Forscherwelt. Überaus peinlich und wissenschaftsethisch äußerst unsauber. Schade.

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Die wichtige Rolle Vahrenholts in der Klimadiskussion wird auch an anderer Stelle deutlich. Die Internet-Plattform „Klimaretter“ wirbt seit neuestem mit einem Vahrenholt-Foto für ihre Klima-App. Offenbar beschäftigt die in unserem Buch „Die kalte Sonne“ geäußerte Kritik die Aktivisten weiterhin. Ob es dort bereits Lesezirkel für einzelne Kapitel gibt?