Mitte März 2015 verwüstete ein schlimmer Wirbelsturm der Kategorie 5 den pazifischen Inselstaat Vanuatu. Eine schlimme Naturkatastrophe. Hilfsorganisationen wie ‚Aktion Deutschland Hilft‘ unterstützten die Bevölkerung in diesen schweren Stunden.
Unnötig hingegen war der Versuch des Präsidenten von Vanuatu, die Ursache des Wirbelsturms als Folge einer menschengemachten Klimakatastrophe zu interpretieren. Die Zeit berichtete am 16. März 2015:
Präsident: Klimawandel hat zu Desaster auf Vanuatu beigetragen
Nach Einschätzung des Präsidenten von Vanuatu ist der Klimawandel für die verheerenden Zerstörungen auf dem Inselstaat durch den Zyklon „Pam“ mit verantwortlich. Baldwin Lonsdale sagte am Montag im japanischen Sendai, die Klimaveränderungen hätten zu dem „Desaster beigetragen“.
T-online ergänzte am selben Tag:
«Der Meeresspiegel steigt, das Wetter ändert sich», sagte [der Präsident Vanuatus] dem australischen Sender ABC. Die schweren Niederschläge der vergangenen Wochen waren weit mehr als das, was sein Land früher erlebt habe. Klima-Experten warnen seit Jahren, dass die Treibhausgase in der Atmosphäre regional zu intensiveren Stürmen führen könnten.
Der Hintergedanke ist klar: Wenn sich der reiche Westen mitschuldig fühlt, gibt es mehr Spendengelder. Dabei übersieht Präsident Baldwin Lonsdale allerdings, dass die Spendenbereitschaft wohl auch ohne diese fragwürdige Schuldzuweisung enorm wäre. Die Deutsche Welle befragte Mojib Latif. Was ist dran an der Behauptung, der Klimawandel hätte Schuld an Zyklon Pam? Latif lässt diese Frage trotz vieler Worte interessanterweise offen:
Zyklon „Pam“ befeuert Debatte über Klimawandel
[…] Der Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung bestätigte, dass der Klimawandel eine Ursache sein könne. „Die Rechenmodelle sagen alle voraus, dass die tropischen Wirbelstürme nicht häufiger werden, aber dass die Zahl der besonders starken Stürme steigt“, sagte Latif der Deutschen Presse-Agentur. Die Datenbasis reiche allerdings noch nicht aus, um sichere Aussagen treffen zu können. Dies werde erst in Jahrzehnten möglich sein. „Der Zyklon könnte aber ein Vorbote davon sein, was auf die Region zukommt“, sagte Latif.
Die taz hingegen kann sich gar keinen anderen Grund für den Zyklon als den Klimawandel vorstellen und fährt eine plumpe Breitseite gegen Australien:
Kommentar Zyklon verwüstet Vanuatu: …aber am Klimawandel lag es nicht!
Kohle sei „gut für die Menschheit“, sagt Australiens Premier Abbott. Dass der Klimawandel für die Zerstörung von Vanuatu verantwortlich ist, glaubt er nicht.
[…] Denn Australien macht dick Kohle mit Kohle, einem der größten Klimakiller überhaupt. Und seine kleinen pazifischen Nachbarn leiden am direktesten unter den Folgen. Kein Land der westlichen Welt pumpt pro Kopf mehr CO2 in die Atmosphäre, schaufelt mehr Kohle aus dem Boden und verschifft es in die Welt als Australien. Ein beachtlicher Teil des Wohlstands der Australier beruht somit auf dem Export des Klimawandels.
Ähnliches im Grenpeace Magazin, das einen „Klimaexeperten“ der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) zu Wort kommen lässt:
Präsident Lonsdale sieht die Ursache dafür im Klimawandel: „Der Meeresspiegel steigt, das Wetter ändert sich“, sagte er. „In diesem Jahr hatten wir mehr Regen, die schweren Niederschläge der vergangenen Wochen waren weit mehr als das, was wir früher erlebt haben.“ Klimaexperten wie Christopher Bartlett, Leiter des Büros der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Vanuatu, geben ihm Recht. „ Der jüngste Bericht des Weltklimarats hat klar vorhergesagt, dass wegen der Klimaveränderung die Zyklone im Pazifik immer stärker werden“, sagte er gegenüber Spiegel Online. „Pam“ sei mit Sicherheit eine Folge des Klimawandels. Der prognostizierte Meeresspiegelanstieg, veränderte Niederschlagsmuster, steigende Temperaturen und die Versauerung des Ozeans werden die Risiken für Extremwetterphänomene in den nächsten Jahrzehnten verstärken, warnt die GIZ.
Aus Bartletts Online-Lebenslauf geht seine „Klimaexperten“-Qualifkation allerdings nicht so recht hervor. Vielmehr scheint er ein Zoologe zu sein.
Es ist an der Zeit die Fakten zu checken: Ist Pam wirklich so besonders wie behauptet? Paul Homewood hat die schweren Wirbelstürme der Kategorie 5 in der Region Südpazifik/Australien in Abbildung 1 aufgetragen. Fazit: Es hat in den letzten 18 Jahren immer wieder ähnlich starke Stürme gegeben:
Abbildung 1: Anzahl von Wirbelstürmen der Kategorie 5 in der Region Südpazifik/Australien. Quelle: Paul Homewood / Wikipedia.
Wie sieht es bei Betrachtung längerer Zeiträume aus? Ergebnis aller Studien: Keine Zunahme der Wirbelstürme im 20. Jahrhundert außerhalb der natürlichen Schwankungsbreite! Siehe:
- Wer hätte das gedacht: Studien können keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme im Indischen und Pazifischen Ozean feststellen
- Neue Arbeit in Nature: Noch nie waren die australischen Wirbelstürme in den letzten 1500 Jahren schwächer als heute
- Studie der Universität Utrecht: Keine Zunahme der tropischen Wirbelstürme im australischen Queensland während der letzten 200 Jahre
Es heißt weiterhin, die Windgeschwindigkeiten wären bei Pam noch nie so hoch gewesen wie zuvor. Aber stimmt das? Nicht wirklich. Mindestens vier Stürme waren heftiger (Abbildung 2).
Abbildung 2: Windgeschwindigkeiten pazifischer Wirbelstürme. Quelle: Paul Homewood / NOAA.
Es wundert daher nicht, dass der Premierminister von Vanuatu, Joe Natuman, die Lage sehr viel realistischer sieht. Reuters berichtete am 19. März 2015:
The United Nations says the official death toll is 11 and Prime Minister Joe Natuman told Reuters it would not rise significantly. […] „It’s absolutely unbelievable the death toll is so low,“ said Richard Barnes, 43, a property valuer from New Zealand who has lived near the capital Port Vila, on Efate island for seven years. […] „Hurricanes or cyclones are not a new thing, since when people started living in these islands maybe about 5,000 years ago this type of event occurs every year,“ said Natuman. „I think also we are now more organized in terms of our disaster management.“