Das Klimathema ist alles andere als simpel. Manchmal muss man höllisch aufpassen, um die volle Bedeutung von Studien und Zusammenhängen zu verstehen. Ein schönes Beispiel lieferte am 26.2.2015 Axel Bojanowski auf Spiegel Online:
Klimawandel: Wärmestrahlen beweisen verstärkten Treibhauseffekt
Klimatologen haben erstmals über einen längeren Zeitraum in der Natur messen können, wie stark Treibhausgase wirken. Doch nun rätseln sie: Warum ist die Lufttemperatur in den letzten Jahren nicht mehr gestiegen?
Der Titel ist schon ziemlich seltsam: Ein Beweis einer starken Treibhauswirkung des CO2? Das ist natürlich Unfug. Das hat die besprochene Studie gar nicht geleistet. Kein guter Einstieg. Erst in der Kurzbeschreibung des Artikels wird es etwas klarer: Forscher haben etwas zum CO2 gemessen, was aber dummerweise gar nicht zur realen Temperaturentwicklung passt. Wie kann CO2 stärker wirken als gedacht, wenn die damit angeblich verbundene Erwärmung in den letzten 17 Jahren komplett ausgeblieben ist? Es ist mutig, dass Bojanowski dieses Enigma gleich zu Anfang klarstellt. Vielleicht stammt die Überschrift gar nicht von ihm?
Worum geht es in der Studie konkret? Bojanowski fasst sie wie folgt zusammen:
Jetzt aber bestätigen Beobachtungen aus elf Jahren, dass sich der Treibhauseffekt der Erde tatsächlich verstärkt, weil sich zunehmend Kohlendioxid (CO2) in der Luft sammelt – vermehrte Strahlung sollte also deshalb das Klima wärmen. Zwei Messstationen – eine in Alaska, eine im mittleren Süden der USA – haben zwischen 2000 und 2010 von Jahr zu Jahr höhere Wärmestrahlung registriert, berichten Forscher im Wissenschaftsmagazin „Nature“. Die Strahlung zeige quasi den Fingerabdruck von CO2. Jedes Gas in der Luft verrät sich dadurch, dass es charakteristische Wellenlängen der Strahlung zur Erde zurückwirft – ähnlich wie Gitarrensaiten ihren typischen Klang haben. Die Sorte der in den USA gemessen Strahlungswellen offenbart der Studie zufolge, dass von Jahr zu Jahr mehr Wärmewellen von CO2-Teilchen in der Luft Richtung Erde gestreut wurden – der Treibhauseffekt hat sich also verstärkt.
Theoretisch sollte es also wärmer geworden sein, praktisch aber nicht. Diese wichtige Diskrepanz erläutert Bojanowski recht ausführlich und schränkt damit die Aussagekraft der Studie automatisch ein:
Die entscheidende Frage lautet nun: Wie stark erhöht die zunehmende Wärmestrahlung die Temperatur in Bodennähe? Es ist die wohl wichtigste Frage der Umweltforschung – und eine extrem knifflige. Das zeigt die Klimaentwicklung der letzten Jahre: Obwohl sich der Treibhauseffekt verstärkt hat, ist die Luft nach Jahrzehnten der Erwärmung seit Beginn des Jahrtausends kaum mehr wärmer geworden. Forscher haben Dutzende Theorien für die Pause der Erwärmung geliefert, die sich teils widersprechen. Man könnte verzweifeln an der Komplexität der Umwelt: Abertausende Phänomene wirken aufs Klima.
Gegen Ende des Beitrags kommt Bojanowski dann auf den Knackpunkt. Trotz verstärktem Treibhauseffekt bleiben die klimatischen Auswirkungen im Rahmen. Das kann nur eines bedeuten, nämlich dass die CO2-Klimasensitivität vom IPCC zu hoch angesetzt wurde. Bojanowski schreibt:
Die neuen Messungen aus den USA scheinen auf den ersten Blick zu zeigen, dass die Folgen eines verstärkten Treibhauseffekts sich in Grenzen halten, die Klimasensitivität mithin erfreulich niedrig liegen könnte. Schließlich gab es trotz der höheren Strahlung seit der Jahrtausendwende keine nennenswerte Erwärmung. Auch die gesamte Erwärmung seit Beginn der Industrialisierung 1750 deutet lediglich auf eine Klimasensitivität von rund 1,6 Grad, berichteten Forscher kürzlich.
Ein guter Artikel von Bojanowski. Siehe auch Details zur Studie und Diskussion auf WUWT und auf The Hockeyschtick.
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Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Das gilt leider auch für das wichtige Feld der Klimavorhersage. Mittlerweile hat sich hier eine Menge an Prognosen angesammelt. Ein Blick auf die älteren Vorhersagen gibt einen Hinweis darauf, ob man sich auf die Modelle verlassen kann. Hier ein krasses Beispiel zur Ostküste der USA:
Modell 2007 (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. Mai 2007):
An der Ostküste bald heißer?
Die Ostküste der Vereinigten Staaten muss in den kommenden Jahrzehnten mit merklich höheren Temperaturen rechnen, sollte sich der weithin beobachtete Klimawandel fortsetzen.
Realität 2009 (wetteronline.de, 10.12.2009):
USA: Heftiger Wintereinbruch, Schneestürme und klirrende Kälte
In weiten Teilen der Vereinigten Staaten ist es zu einem massiven Wintereinbruch gekommen. Von intensiven Schneefällen besonders stark betroffen waren anfangs hauptsächlich die Bundesstaaten in der Mitte des Landes. Die Schneestürme, in den USA meist als „Blizzards“ bezeichnet, riefen vielerorts ein Verkehrschaos hervor. Im Bundesstaat Iowa steckten tausende Autofahrer im Schnee fest. Die Behörden rieten dazu, das Haus nur mit einem Notfall-Set zu verlassen und abgelegene Landstraßen zu meiden.
Realität 2014 (FAZ, 6.1.2014):
Schulfrei bei minus 30 Grad Nordamerika erlebt eine der schlimmsten Kältewellen
Große Teile der Vereinigten Staaten sind weiterhin von einer extremen Kältewelle erfasst. In mehreren Bundesstaaten wurden für den Wochenbeginn extreme Tiefstwerte vorausgesagt. Meteorologen warnten vor einigen der kältesten Tage der vergangenen zwei Jahrzehnte. Bis zum Sonntag kamen nach Angaben des Nachrichtensenders CNN mindestens 13 Personen wegen der Kälte ums Leben.
Realität 2015 (wetter.de, 16.2.2015)
Rekord-Schneefälle und klirrende Kälte: Schneechaos in Neuengland geht weiter
So einen Winter hat Neuengland im Osten der USA selten erlebt. Ein Schneesturm folgt dem anderen. Und jetzt herrscht auch noch klirrende Kälte. Am vergangenen Wochenende erlebte die Metropole Boston im Bundesstaat Massachusetts ihren vierten Schneesturm des Jahres und brach ihren bisherigen Rekord für Februar. An manchen Stellen türmen sich mehrere Meter hohe Schneeberge. Kein Wunder, dass erneut mindestens 1.600 Flüge gestrichen wurden und der Nahverkehr lahm lag. Die Straßenbahn im Video versucht zwar mit erneutem Anlauf und entsprechenden Schwung, die selbst erzeugten Schneestopper wegzuschieben – aber keine Chance!
Mit Dank an Dietmar Ufer.